Depression - Nicole Inez Fuchs
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Depressionen – Gerüchte und Irrglauben aus dem Internet

Immer wieder stößt man im Internet auf leichtfertige Tipps im Umgang mit Depressionen. Bestimmt sind auch Sie schon auf Ratschläge gestoßen, bei denen Sie sich schlecht gefühlt haben, als depressive Person. Das liegt daran, dass manche Texte nicht den Umgang mit Depressionen erklären, sondern mit schlechter Laune. Der Titel mancher Beiträge könnte lauten “Depressionen – Gerüchte und mehr.” Dies ist auf der einen Seite kontraproduktiv, weil es falsche Informationen verbreitet und auf anderen Seite eine Depression nicht richtig darstellt.

Depressionen – Gerüchte aus dem Netz

Die Wurzel des Übels liegt bereits in den Vorurteilen, die in der Gesellschaft kursieren: Depressive Menschen sind faul, sie müssten sich einfach nur “zusammenreißen”. Wenn jemand wirklich will, dann kann er auch. Es kommt auch vor, dass Betroffenen unterstellt wird, dass sie ihre Erkrankung nur erfinden würden. Darin liegt ein Problem, denn Depressionen sind, anders als körperliche Verletzungen, nicht immer mit dem Auge sichtbar. Viele Betroffene schämen sich dafür und holen sich deshalb keine Hilfe. Wobei dies enorm wichtig wäre, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Wenn sich jemand nicht mit dem Thema Depression auskennt und Tipps darüber schreibt, verbreitet das nur weiter Vorurteile und falsche Annahmen.

Gut gemeinte Tipps

Immer wieder liest man Tipps im Internet, die Depressive schlecht fühlen lassen. Sie lesen sich so, als könnte die depressive Person etwas an ihrem Zustand ändern, wenn sie nur wollte. Zu diesen Irrglauben zählen etwa “gehe einfach mehr unter Leute”, “gib dir einen Ruck”, “sieh doch das Positive”, “sei zufrieden mit dir selbst”, “sieh nicht alles negativ”. Wenn man dies liest, müsste man davon ausgehen, dass sich der Zustand der Depression leicht ändern lassen würde. Doch die Wahrheit ist, dass sich Betroffene eben nicht aufraffen können, negativ eingestellt sind und an Selbstzweifeln leiden. Es ist also nicht ratsam und hilfreich, Tipps zu geben, die einerseits Vorurteile füttern und andererseits einen Stempel aufdrücken, der sagt: “Du bist selbst Schuld, du willst nur nicht.”

Richtiger Umgang mit Depressionen

Wenn man sich schlecht fühlt, psychisch oder physisch, wünscht man sich vor allem eines: Verständnis. Deshalb ist es wichtig, dass man Depressionen ernst nimmt. Dazu gehört auch eine adäquate Begleitung durch Psychotherapie. Bei bestimmten Formen der Erkrankung können auch Medikamente vom Arzt verschrieben werden. Hierbei ist eine gründliche Absprache und Beobachtung von großer Bedeutung. Für Erkrankte ist auch die Unterstützung des Umfelds wichtig. Wenn es der Person möglich ist, wirkt auch Bewegung unterstützend. Johannisbeerkraut und Sonnenlicht sind ebenfalls förderlich für die Genesung.

Ganz gleich, ob Sie selbst oder ein Angehöriger unter Depressionen leidet: Lassen Sie Hilfe zu. Den Weg gemeinsam zu gehen und professionell zurück auf die Sonnenseite des Lebens zu gehen, ist entlasten. Sie müssen sich weder schämen, noch rechtfertigen. Psychische Erkrankungen haben die gleiche Berechtigung, wie körperliche. Und wenn Sie beispielsweise starke Magenbeschwerden über einen längeren Zeitraum haben, gehen Sie auch zum Arzt. Die Formulierung “geben Sie sich einen Ruck”, ist an dieser Stelle wirklich dienlich. Und sollte Sie sich durch gut gemeinte Ratschläge schlecht fühlen, vertrauen Sie auf Ihr Gefühl. Es ist für Ihr Bestes und Ihre Lebensqualität. Geben Sie gut auf sich Acht.
 
Fotoquelle: (c) iStock.com/KatarzynaBialasiewicz

Aktualisiert am: 18. Oktober 2022