Essstörungen - Sandra Linde
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Magersucht: ein Hilferuf

Wenn Menschen aufhören zu essen, gibt es Gründe dafür. Magersucht ist eine psychische Krankheit, nicht zu essen nur das Symptom. Deswegen ist es wichtig, die Ursachen für diese Krankheit zu suchen und zu beheben.

Magersucht ist eine gefährliche Krankheit, die in manchen Fällen sogar zum Tod führen kann. Keinesfalls ist sie die Laune eines Teenagers oder eine überspannte Phase eines Erwachsenen. Besonders betroffen davon sind Mädchen im Alter zwischen 13 und 17 Jahren, was nicht verwunderlich ist. Schließlich ist die Pubertät an sich schon eine schwierige Zeit, in der Jugendliche auf Identitätssuche sind, ihre Grenzen testen und extremen hormonellen Schwankungen ausgesetzt sind. In dieser Zeit sind Jungen und Mädchen besonders unsicher und leicht zu beeinflussen. Die Magersucht ist dann ein Mittel, den seelischen Zustand nach außen sichtbar zu machen.

Streben nach dem Schönheitsideal

Meiner Meinung nach gibt es im Allgemeinen zwei Ursachen für das Entstehen von Magersucht. Die erste wäre das Erstreben eines bestimmten Schönheitsideals, das von der Gesellschaft bzw. den Medien vorgegeben wird. In der heutigen Zeit bedeutet das: jung, schön und körperlich fit zu sein. Und als schön gilt in den entwickelten Industriestaaten nur, wer schlank ist. Der Schlankheitswahn hat in den letzten Jahrzehnten dramatische Züge angenommen. Models sehen aus wie Strichmännchen ohne weibliche Formen, wer Kleidergröße 38 trägt, gilt bereits als dick. Das ist die Realität, mit der sich Mädchen und junge Frauen täglich konfrontiert sehen. Da es für Teenager in der Pubertät sehr wichtig ist, dazuzugehören und beliebt zu sein, empfinden es viele als Muss, dem aktuellen Schönheitsideal zu entsprechen. Und plötzlich gibt es nichts Wichtigeres mehr, als schlank oder gar dünn zu sein. Die Mädchen hören auf zu essen, machen übertrieben viel Sport oder nehmen Appetitzügler, um ihr Ziel zu erreichen.

Magersucht – Ein Hilferuf der Seele

In jedem Fall ist Magersucht ein Hilferuf. Und damit komme ich zur zweiten grundlegen Ursache der Krankheit: seelisches Leid. Magersucht ist in den meisten Fällen ein Ausdruck dafür, dass ein Mensch innerlich leidet. Dafür kann es viele Gründe geben: Mobbing, schlechte Erfahrungen, Einsamkeit und vieles mehr. Stets drückt diese Krankheit allerdings einen Mangel aus. Einen Mangel an Sicherheit, Geborgenheit, Selbstvertrauen oder Selbstwertgefühl. Und immer ist Magersucht ein Schrei nach Hilfe. Paradoxerweise lassen sich viele Betroffene zunächst gar nicht helfen. Empfinden ihren Zustand noch nicht einmal als krankhaft. Für das Umfeld eines magersüchtigen Menschen ist es aber wichtig hinzusehen und nichts unversucht zu lassen, bei der Heilung hilfreich zur Seite zu stehen.

Verständnis und Geborgenheit als Hilfestellung

Neben psychologischen oder vielleicht sogar medikamentösen Maßnahmen, die gegebenenfalls eingeleitet werden müssen, ist für Magersüchtige nichts so hilfreich wie das Gefühl, wahrgenommen zu werden. Darüber hinaus möchten sie sich verstanden fühlen und geborgen. Für das Umfeld eines Betroffenen bedeutet dies, dass man auch wirklich sofort Hilfestellung – zumindest in einem gewissen Maß – leisten kann. Hierzu ist nur ein einziger Satz nötig: “Du bist gut so wie du bist!”

Fotoquelle: (c) iStock.com/KatarzynaBialasiewicz

Aktualisiert am: 11. Dezember 2019