Depression - Sabine Otremba
4 Minuten Lesezeit

Gut drauf? Eine Frage der Körperhaltung

Die Laune von null auf hundert drehen? Oder sich mental auf ein wichtiges Gespräch vorbereiten? Auch eine Frage der Körperhaltung. Denn die kann unsere Stimmung massiv beeinflussen. Positiv oder negativ.

Manche Tage fangen einfach schlecht an. Grauer Himmel, lascher Kaffee, alles blöd. Derart unleidlich gestimmt, hüpfen wir logischerweise nicht fröhlich durch den Tag. Stattdessen spricht der Körper eine Sprache, die jeden Coach am Spielfeldrand in den Wahnsinn treiben würde. Keine Körperspannung, Kopf und Schultern hängen durch, die Mundwinkel rutschen nach unten und die Laune rauscht vollends in den Keller. Dort wird sie auch bleiben, denn mit dieser saft- und kraftlosen Körperhaltung bleibt ihr nichts anderes übrig.

Wenn die Körperhaltung den Charlie Brown macht

Selbst Comic-Pechvogel Charlie Brown weiß genau, dass er nur in der entsprechenden Körperhaltung richtig deprimiert sein kann. Denn, so Charlie:

„Das Verkehrteste, was du tun kannst, ist aufrecht und mit erhobenem Kopf dazustehen, weil du dich dann sofort besser fühlst.“

 

Charlie liegt mit seinen Worten ganz richtig. Und darum hat man ihm in der Neurolinguistischen Programmierung (NLP) auch die „Charlie Brown“-Technik gewidmet. Ziel dabei: Bewusst die Körperhaltung ändern, um die Stimmung positiv zu beeinflussen. Das funktioniert, weil eine machtvolle Körpersprache, die sich durch eine offene Körperhaltung und raumgreifende Gesten auszeichnet, nicht nur unseren emotionalen Zustand, sondern sogar den Hormonspiegel beeinflusst. [1,2]

Posen erwünscht – mit der richtigen Körperhaltung überzeugen

Auch Harvard-Professorin Amy Cuddy hat sich des Themas angenommen. Und sich besonders den sogenannten Power-Posen gewidmet, die dem Selbstwertgefühl sofort einen Kick geben. Cuddy ist sogar der Meinung, dass sich das Selbstvertrauen mithilfe des Power-Posings effektiver steigern lässt als mit anderen Methoden. Die Erkenntnisse ihrer Studien hat Cuddy in dem Buch „Dein Körper spricht für dich“ zusammengefasst. Darin erklärt sie u.a., wie wir uns mit der richtigen Haltung selbst beeindrucken, um dann auch andere von uns zu überzeugen – denn andersrum läuft es leider nicht. Oder wie wir in Belastungssituationen selbstsicherer und kontrollierter reagieren – lediglich durch eine machtvolle Körperhaltung. Wir posen uns also buchstäblich zum Erfolg. Oder zumindest in bessere Stimmung.

Power-Posen: Lassen den Körper wirkungsvoll Haltung einnehmen

Mal ausprobieren? Hier sind drei von Cuddys „Power-Posen“. Die gewählte Power-Pose sollte zwei Minuten eingenommen werden, damit die hormonelle Veränderung in Gang gesetzt wird.

  • Wonder Woman: Brust raus, Bauch rein, Beine schulterbreit auseinanderstellen, das Kinn leicht nach oben recken und die Arme in die Hüften stemmen. Ruhig ein- und ausatmen und sich vielleicht ein bisschen wie Wonder Woman fühlen, die gerade ein paar Lorbeeren geerntet hat.
  • Der Obama: Hinsetzen, die Arme hinter dem Kopf verschränken und die Füße auf den Tisch legen. Zu provokant? Dann dürfen die Füße bei leicht geöffneten Beinen auch auf dem Boden bleiben.
  • Der Performer: Brust raus, aufrecht hinstellen und die Arme nach oben werfen. So wie es Mick Jagger auf der Bühne macht, wenn er sich von den Fans feiern lässt – er war nämlich Cuddys Vorbild für diese Pose.

Fühlt sich ungewohnt an? Dranbleiben lohnt sich trotzdem. Die Power-Posen setzen nämlich sogar unseren inneren Kritiker schachmatt. Mag er das Posing auch noch so lächerlich finden –und das wird er: Gegen die Veränderung des Hormonspiegels kann er nichts ausrichten. Und eine Technik, die sogar unseren inneren Kritiker überrumpelt, ist doch auf jeden Fall einen Versuch wert.

 

Quelle:
[1] https://dash.harvard.edu/bitstream/handle/1/9547823/13-027.pdf?sequence=1
[2]https://www.ted.com/talks/amy_cuddy_your_body_language_shapes_who_you_are?language=de#t-11041

Bild: iStock.com/betyalarca

Aktualisiert am: 18. November 2019