Beruf und Karriere - Barbara Reichert
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Liebe am Arbeitsplatz? So klappt’s!

Raum für Liebe und Zärtlichkeit findet sich überall. Auch oder gerade am sonst so eintönigen Arbeitsplatz, an dem so ein leichtes Kribbeln wahre Wunder bewirken kann. Könnte man annehmen! Doch manche Orte verbieten sich von ganz allein – nämlich dann, wenn die hormongeschwängerte Luft zunehmend zum Störfaktor wird und ein völlig verteilsüchtiger Amor dem Fehlerteufel blindlings zuarbeitet!Die Liebe ist wunderbar. Verleiht Sie uns doch Flügel — ist sie doch diejenige welche, die das Unmögliche plötzlich möglich erscheinen lässt. Bei all den schönen Glücksgefühlen geht gleich alles viel besser von der Hand. Hausarbeit, Beruf, die nervigen Nachbarn. Mit Liebe im Herzen wäre selbst der höchste aller Gipfel bei weitem noch nicht hoch genug. Und wer kennt es nicht: Wer frisch verliebt ist, möchte so viel Zeit wie nur möglich mit seinem neuen Partner verbringen. Ist normal und nachvollziehbar.

Prinzipiell ist gegen die Entwicklung einer weichen und charmant rosigen Gefühlswolke auch nichts einzuwenden. Die Tücke liegt hier im Detail. Denn bei aller Liebe. Am Arbeitsplatz scheiden sich nun einmal die Geister und Turteltäubchen-Alarm oder gruselige Streitszenarien sind weder gern gesehen, noch langfristig gestattet. Wer wegen seiner Kollegin ständig den Kopf verliert und genau aus diesem Grund wichtigen Kunden vom Pferd erzählt, Maschinen falsch bedient und seine Gefühle im Büro nicht unter Kontrolle hält oder gar zu Rachespielchen neigt, läuft große Gefahr demnächst gefeuert zu werden. Denn, dieser Mensch stellt ein nicht einschätzbares Risiko dar.

So viel zu den Fakten, welche leider kaum zur Lösung des eigentlichen Problems beitragen. Denn: Liebe am Arbeitsplatz kann durchaus reibungslos und absolut störungsfrei funktionieren. Der Schlüssel zum harmonischen Glück am Arbeitsplatz: Natürliche Balance bewahren und Selbstkontrolle üben.

Die große Liebe am Arbeitsplatz — Nach welchen Regeln wird gespielt?

Hat es erst einmal Klick gemacht, ist die Marschrichtung klar. Und eins ist sicher: die große Liebe lässt sich weder verbieten, noch wegdenken. Verliebe ich mich in einen Kollegen, sollte mir klar sein, dass ab nun ein neuer Wind in meinem Arbeitsumfeld weht. In der Beobachtungsphase fällt es besonders schwer mit seinen Gefühlen und Gedanken an sich zu halten. Jedes Lächeln, jeder Blick und jedes Wort werden automatisch auf die berühmte Goldwaage gelegt, seziert und falsch oder richtig gedeutet.

Doch zurück zum Thema: Ich befinde mich nicht etwa auf einer lockeren Party, wo ich vor lauter Zuneigung durch den gefüllten Saal schweben darf. Nein, ich befinde mich in Räumlichkeiten, welche meinen Erwerb sichern. Hier gilt es Privates von Beruflichem zu trennen. Ohne wenn und ohne aber! Leichter gesagt als getan. Fahren die Gefühle Achterbahn, leidet unsere Konzentration und unser Energiepegel sinkt oder steigt übermäßig launisch, unkontrolliert an. Werden Frust oder Übermut mit ins Büro gebracht, kommt es nicht selten zu einer explosiven Mischung mit teils zerstörerischen Folgen für die auszuübende Arbeit, gleichwohl auch für Körper und Geist – denn wer liebt, durchlebt immer mal wieder Himmel und Hölle. Was also tun, wenn mein Partner im gleichen Unternehmen arbeitet, vielleicht sogar Tür an Tür mit mir?

Hilfreiche Tipps und psychologische Tricks für die Liebe am Arbeitsplatz

  • Pläne schmieden heißt das Zauberwort. Dies bedeutet: unproblematische, freie Schmusemomente festlegen. Hier eignet sich zum Beispiel die Mittagspause.
    Psychologischer Effekt: Wenn ich weiß, auf was ich mich freuen darf, habe ich mehr Geduld und weiß mich besser zu kontrollieren bzw. zu beherrschen. Und! Die Arbeit, auch die Kollegen leiden nicht unter
  • Streit bitte in den eigenen vier Wänden ausdiskutieren, damit dieser nicht zum Beispiel im Büro eskaliert und wichtige Arbeitsabläufe behindert.
    Psychologischer Effekt: Was zu Hause eingehend besprochen wurde, wird selten zum Fallstrick im beruflichen Umfeld.
  • Schön, dass Sie verliebt sind und toll, dass sich Ihr Arbeitskollege oder Ihre Kollegin auch für Sie brennend interessiert. Genießen Sie dieses königliche Gefühl und tragen Sie es tief in Ihrem Herzen — aber auf der Arbeit bitte nicht unbedingt auf der Zunge. Ein kleiner schriftlicher Liebesgruß zwischendurch — zum Beispiel an der Kaffeetasse oder ein kurzes, süßes Briefchen oder ein wonniges Bild auf seinem oder ihrem Bürotisch platziert, erfreut Ihren Liebsten oder Ihre Liebste und stillt den kleinen Hunger zwischendurch.
    Psychologischer Effekt: Ihr kleines, gemeinsames, süßes “Geheimnis” macht Lust auf mehr und steigert eine gesunde Spannung — ganz ohne zu beschweren.
  • Wenn es dann doch mal laut kracht und alle Stricke reißen, hilft entweder der rege Austausch mit dem firmeneigenen Psychologen oder auch eine psychotherapeutische Sitzung bei einer versierten Fachkraft.
    Psychologisch gesehen: Nachhaltig starke Spannungen sollten Sie oder Ihr Objekt der Begierde — so überaus fatal dies auch zunächst klingen mag — mit einer Versetzung oder Kündigung quittieren. Dies tut vielleicht weh, aber letztlich ist Ihnen und Ihrem Herzblatt eine gute Arbeitsatmosphäre schon lieb und teuer. Wer weiß. Mit etwas Abstand lassen die anhaltenden, vor allem störenden Spannungen vielleicht sogar nach und werden deutlich seltener!

Last but not least

Liebe am Arbeitsplatz erfordert Diskretion und Feingefühl. Wer nachhaltig  darüber grübelt, ob die aktuelle Liebesbeziehung im Arbeitsumfeld nicht doch irgendwann zu schwerwiegenden Problemen oder gar Verwicklungen führen könnte, sollte als Paar vielleicht beim Unternehmens-Psychologen oder bei weiteren psychologischen Beratungsstellen, auch beim Psychotherapeuten Rat suchend vorsprechen.

Grund zur Kündigung ist die Liebe am Arbeitsplatz zwar nicht. Es sei denn, sie artet in Mobbing aus, verletzt Persönlichkeitsrechte oder fügt dem Unternehmen nachhaltig größeren Schaden zu. Grenzfälle gibt es hier natürlich immer. Vielleicht haben Sie etwas Ähnliches bereits (mit-)erlebt? Dann würden wir uns über Ihre Erfahrungen und Ansichten natürlich sehr freuen.

Fotoquelle: (c) iStock.com/XiXinXing

Aktualisiert am: 18. November 2019