Eifersucht – das Gift für die Liebe
Eifersucht wird auch als die Schwester der Treue bezeichnet. Doch sie ist tückisch – und hat Macht. Eifersucht kann Beziehungen zerstören. Doch ihre Ursachen liegen oft nicht beim Partner, sondern in sich selbst. Wir haben mit Instahelp-Psychologin Mag. Martina Amon über das Gefühl gesprochen, über das die meisten nicht so gerne sprechen.
Jeder hat es schon mal erlebt und jeder weiß: Ein gesundes Maß an Eifersucht ist menschlich und normal. Denn wer würde schon gerne einen geliebten Menschen tatsächlich an jemand anderen verlieren? Besteht jedoch keine reale Gefahr für diesen Verlust, kann starke Eifersucht eine Beziehung sehr belasten – und zwar beide Partner.
Eifersüchtige Partner kontrollieren Handys, lesen E-Mails, unterstellen Flirts und Affären, wo keine sind: Auf Dauer kann ständiges Misstrauen und Kontrollsucht auch die Liebe erdrücken – und damit provozieren übereifersüchtige Partner oft genau das, was sie am wenigsten wollten: Dass der wichtigste Mensch in ihrem Leben tatsächlich geht. Instahelp-Psychologin Mag. Martina Amon verrät im Interview Strategien, wie sich das Problem der Eifersucht an der Wurzel packen lässt. Denn eines ist gewiss: Eifersucht lässt sich überwinden!
Was genau ist Eifersucht und wie entsteht sie?
Martina Amon: Eifersucht ist eine unterschiedlich stark ausgeprägte, emotionale menschliche Reaktion einer sehr engen Bezugsperson gegenüber. Meist bezieht sich Eifersucht auf den Partner, sie kann aber auch zwischen Geschwistern oder Freunden vorkommen. Eifersucht ist eine starke, übersteigerte Angst davor, die Liebe zu einer Person mit jemand anderem teilen zu müssen oder diese Person zu verlieren. Grillparzer sagte schon „Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft“. Die Prägung erfolgt meist in der Kindheit durch ein Defizit an Aufmerksamkeit, Zuwendung oder Zeit in den ersten Lebensjahren, die sich in späteren Beziehungen als gelerntes Muster widerspiegelt.
Gehen Frauen und Männer tendenziell anders mit Eifersucht um?
Martina Amon: Eifersüchtige Frauen tendieren etwas mehr dazu, die Schuld bei sich selbst zu suchen. Sie fühlen sich durch das Verhalten des Partners gekränkt und enttäuscht. Eifersüchtige Männer hingegen sehen die Ursache mehr in ihrem Umfeld, nämlich bei der Frau oder dem potenziellen Konkurrenten. Sie drücken ihre Eifersucht etwas häufiger durch Wut, Zorn und Aggression aus.
Warum empfinden manche Menschen mehr Eifersucht als andere?
Martina Amon: Das ist vermutlich sehr von der Persönlichkeitsstruktur und von Vorerfahrungen abhängig. Wer in der Kindheit und Jugend bei engen Bezugspersonen, z.B. den eigenen Eltern, Eifersucht oder Betrug miterlebt hat oder sich in frühen Jahren vernachlässigt gefühlt hat, zeigt in späteren Partnerschaften oft stärkere Eifersucht. Es macht Sinn, sich in therapeutischen Gesprächen mit diesen Kindheitserfahrungen zu beschäftigen, damit sie das Leben als Erwachsener nicht mehr bzw. nicht mehr so stark beeinflussen können.
Auch wenn man in vorangegangenen Beziehungen bereits mit Vertrauensbrüchen in Berührung gekommen ist, kann das spätere Eifersucht verstärken.
Es kommt allerdings auch vor, dass also genau das gegenteilige Verhalten von Eifersucht auftritt. Man entscheidet für sich: „Den selben Weg möchte ich für mich nicht gehen. Ich möchte meinem Partner mit Vertrauensvorschuss begegnen, um eine bestmögliche Beziehungsgrundlage zu schaffen.“
Man spricht oft von „unbegründeter“ der „übertriebener“ Eifersucht. Wann ist Eifersucht unbegründet?
Martina Amon: Es ist dann nicht der Instinkt, der tatsächliches Fremdgehen mit dem Partner anzeigt, sondern die Prägung aus der Vergangenheit, die den Menschen übervorsichtig werden lässt. Die Gedanken kreisen immer wieder um „Betrogen werden“. Auch hier ist durch psychologische Unterstützung Hilfe möglich. Zum Beispiel kann man durch spezielle Übungen lernen, diese negativen Gedanken zu stoppen.
Warum ist starke Eifersucht des einen Partners oft für den Partner so schwer zu ertragen?
Martina Amon: PartnerInnen von sehr eifersüchtigen Menschen leiden sehr, denn für sie scheint es fast unmöglich zu sein, einen Vertrauensbeweis zu tätigen. Egal, was getan wird, egal welche Erklärungen und Argumente vorgebracht werden – sie zählen meist nicht oder wirken nur kurz. Zwischen dem Paar entsteht dann eine große Spannung. Im Alltag gibt es wenig Freiheiten, es wird viel Energie dafür aufgewendet, die stürmischen Zeiten der Eifersucht zu besänftigen, anstatt gemeinsame Beziehungsqualität zu erleben.
Wie kann man als Partner mit der Eifersucht des anderen umgehen?
Martina Amon: Als Experiment kann man versuchen, das Gegenteil vom bekannten Muster anzuwenden. Wenn z.B. der gewohnte Weg ist, mit vielen Argumenten zu streiten, ohne dabei zu einem konstruktiven Ergebnis zu kommen, kann der neue Weg sein, mit innerer Ruhe auf jedes Argument des eifersüchtigen Partners mit demselben Satz zu reagieren: „Vertraue in uns, ich bin gerne mit dir zusammen, ich schätze die gemeinsame Zeit, lass uns wieder zur Ruhe finden“. Auf jedes Argument folgt immer dieser ausgewählte Satz anstatt des Gegenarguments.
Inwiefern kann die Stärke der Eifersucht mit der Enge der Beziehung zu tun haben?
Martina Amon: In der Paarberatung zeigt sich, dass besonders starke Eifersucht sowohl in sehr jungen Beziehungen bereits in der Verliebtheitsphase auftritt als auch bei langjährigen Beziehungen. Eifersucht betrifft sowohl ungezwungene Beziehungen der Jugendjahre also auch enge, symbiotische Beziehungen im Erwachsenenalter.
Welche Strategien helfen gegen die Eifersucht?
Martina Amon: In vielen Paarbeziehungen gibt es Dinge, die nicht ausgesprochen werden. Hier kann der Paartherapeut als Puffer oder Übersetzer helfen. Er federt ab, wenn die Emotionen zu groß werden und unterstützt, gemeinsame Lösungen zu finden und Ungesagtes aufzuklären.
Eine Methode der Paartherapie ist u.a. die sogenannte „kognitive Umstrukturierung“. Damit kann man tiefsitzende Glaubenssätze und damit auch Verhaltensweisen auflockern. Wer von sich selbst zum Beispiel tief in sich glaubt, nicht wertvoll und nicht liebenswert zu sein, kann diese inneren Überzeugungen sozusagen neu programmieren. Wichtig ist, den eigenen Selbstwert zu stärken!
Wie kann man z.B. den Selbstwert stärken, um dem Partner mehr vertrauen und ihn „freilassen“ zu können?
Martina Amon: Es gibt zahlreiche Übungen aus der positiven Psychologie, die den Fokus auf die eigenen Ressourcen und das Funktionierende, sowie auf das Schöne an der eigenen Person und am Leben lenken.
Wichtig ist, diese Strategien anzuwenden, wenn der Druck über die individuellen Ventile entwichen ist. Dann wurde im Kopf Platz für das Positive geschaffen.
Alle Methoden, die zudem der Selbstfürsorge dienen, sind unterstützend und dienen der eigenen Unabhängigkeit. So reguliert und stabilisiert nicht nur der Partner die eigenen Gefühle! Denn jeder Mensch kann lernen, sich selbst fürsorglich zu behandeln.
Dazu gehört auch der liebevolle Umgang mit Gefühlen: Wer innerlich stark angespannt ist, verstärkt die Eifersucht. Und Eifersucht wiederum führt zu hoher innerer Anspannung. Es ist also sinnvoll, nach individuellen Ventilen zu suchen, um den Druck entweichen zu lassen, zum Beispiel durch Sprechen, Schreien, Singen, Weinen, Schreiben, Ausatmen, Bewegen, Schwitzen usw. Alles ist erlaubt, was Energie frei macht und sie nach außen katapultiert!
Das Wichtigste ist: Den Fokus wieder auf sich selbst zu lenken. Denn nur ein ICH und ICH ergeben zusammen ein gesundes WIR.
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