Stress - Kerstin Schuller
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Bauchgefühl: Warum gute Stimmung im Darm beginnt

Mittlerweile ist allgemein bekannt, dass Bakterien in unserem Darm für die Verdauung unerlässlich sind. 90% der gesamten Mikroorganismen des menschlichen Körpers befinden sich im Darm. Man stelle sich vor: ein einziger Quadratzentimeter Darminhalt beherbergt mehr Bakterien, Viren und Pilze als die gesamte Erde Menschen! Man geht davon aus, dass jede Person in ihrem Darmtrakt mindestens 160 verschiedene Bakterienarten trägt. Das spiegelt eine derartige Vielfalt und Einzigartigkeit wieder, dass man auch von einem mikrobiellen Fingerabdruck spricht. Die Aufgaben dieser Besiedelung könnten unterschiedlicher nicht sein und reichen von der Zerlegung der Nahrung über die Stärkung des Immunsystems bis hin zur Kommunikation mit dem Gehirn.

 

Darm an Hirn – Ein einzigartiges Teamwork

Auch wenn jedes Organ in unserem Körper seine ganz spezielle Aufgabe hat, so arbeitet keines vollkommen unabhängig. Zwischen Darm und Gehirn besteht dabei eine ganz besondere Verbindung, die in den letzten Jahren zunehmend an Aufmerksamkeit gewonnen hat:
Die Mikroorganismen aus unserem Verdauungstrakt senden Botenstoffe, welche über die Blutbahn unser Gehirn erreichen. Diese Art der Kommunikation bezeichnet man auch als Darm-Hirn-Achse. Diese Botenstoffe beeinflussen das Verhalten und die Stimmung und sind auch an der Entstehung diverser Krankheiten beteiligt. Häufig gehen Probleme in dem einen Bereich also mit Schwierigkeiten auf anderer Ebene einher.

Angst, Depression, Stress: Eine Folge der Dysbiose?

Unser ganzer Körper ist von unzähligen Mikroorganismen besiedelt, wovon 90% den Darm bewohnen. Diese haben unterschiedlichste Aufgaben – unterstützen den Körper, können aber teilweise auch erheblichen Schaden anrichten. Umso wichtiger ist es, ein stabiles Gleichgewicht an förderlichen und schädigenden Organismen zu erhalten.

Ein Ungleichgewicht zwischen “guten” und “schlechten” Darmbakterien bezeichnet man als Dysbiose. Diese entsteht, wenn krankmachende Bakterien die Darmflora beherrschen oder es einen Mangel an “guten” Bakterien gibt. Ebenso entscheidend für die Gesundheit ist eine Vielfalt unterschiedlicher Bakterien, da auch eine zu geringe Artenvielfalt mit diversen Beschwerden einhergeht. Die Entstehung einer Dysbiose kann unterschiedliche Ursachen haben – ebenso Ungewiss ist die Behandlung dieser. Erste Forschungsergebnisse deuten aber darauf hin, dass gewisse Probiotika einen günstigen Einfluss ausüben.
Die Folgen des Ungleichgewichtes können sehr unterschiedlich ausfallen und diverse körperliche Beschwerden mit sich bringen. Die wissenschaftliche Datenlage bestätigt außerdem zunehmend einen deutlichen Einfluss der Dysbiose auf die psychische Gesundheit.

Depressive Mäuse: Kann das möglich sein?

Eine beeindruckende Studie zum Zusammenhang zwischen Darmbakterien und Stress stammt aus der Tierforschung. In einem Experiment von Zeng et al. (2016) wurden menschliche Stuhlproben von depressiven und gesunden Personen auf keimfreie Mäuse übertragen. Im Vorfeld wurde bereits untersucht, dass die Darmflora der beiden Gruppen eine unterschiedliche Zusammensetzung aufwies. Es zeigte sich, dass die Mäuse kurz nach der Aufnahme der Spender-Darmflora von depressiven PatientInnen tatsächlich depressive Verhaltensweisen zeigten. Die Mäuse, welche das Mikrobiom der gesunden Personen erhalten hatten, zeigten keinerlei Symptome.

Das Dilemma um Henne und Ei: Wer war zuerst da?

Chronischer Stress, Ernährung oder die Einnahme diverser Medikamente können sich also direkt auf das Mikrobiom im Darm auswirken. Wie so oft stellt sich auch hier die Frage: Führen psychische Belastungen zu einer Dysbiose oder löst die Dysbiose psychische Belastungen aus?

1. Chronischer Stress → Verdauungsprobleme: Der Zusammenhang zwischen psychischer Belastung und körperlicher Symptomatik ist schon mehrfach bekannt und unter dem Begriff der Psychosomatik gut erforscht. Jeder kennt das Gefühl, wenn einem etwas “im Magen liegt” oder die Verdauung verrückt spielt, wenn man sehr aufgeregt ist. Üblicherweise pendelt sich mit der Behandlung der psychischen Beanspruchung auch die körperliche Symptomatik wieder ein.

2. Verdauungsprobleme → Chronischer Stress: Der Zusammenhang in diese Richtung ist noch nicht so gut erforscht, wenngleich es zahlreiche Hinweise aus der Wissenschaft gibt, die belegen, dass ein Ungleichgewicht im Darm zu psychischen Belastungen und diversen Symptomen führt. Doch warum ist das so?

Kommunikation zwischen Darm und Hirn

Wie kann es möglich sein, dass Verdauungsprobleme tatsächlich einen Einfluss auf unsere Stimmung ausüben? Im schlimmsten Fall sogar so weit, dass man eine Verbindung zur Entstehung psychischer Erkrankungen – wie Depressionen – vermutet.

Durch chronischen Stress wird die Artenvielfalt im Darm reduziert, was auf eine vermehrte Freisetzung von Stresshormonen zurückzuführen ist. Die aufgenommene Nahrung wird daher schwerer verdaulich, was in weiterer Folge zu diversen Verdauungsbeschwerden führen kann. Die dadurch entstandene Dysbiose “verdrängt” nützliche Bakterienstämme, wie beispielsweise Laktobazillen und Bifidobakterien. Ein Prozess, der für die Entstehung von Depressionen besonders relevant ist. Warum? Weil diese maßgeblich an der Entstehung der Aminosäure Tryptophan beteiligt sind, welche eine Art Vorstufe des Neurotransmitters Serotonin darstellt. Der daraus resultierende Serotoninmangel führt in weiterer Folge zu Stress und depressiven Verstimmungen.

Probiotika als Friedensstifter im Bauch

Da ein gesundes Gleichgewicht zwischen “guten” und “schlechten” Bakterien im Darm also eine Grundvoraussetzung für unsere Gesundheit ist, kann es sinnvoll und wichtig sein, dieses durch bewusste Ernährung oder die Gabe diverser Probiotika zu unterstützen.

Probiotische Bakterien sind lebende Mikroorganismen, die in ausreichender Form im Darm vorhanden sein sollten, um eine gesundheitsförderliche Wirkung zu entfalten. Es gibt eine Vielzahl probiotischer Bakterien, die in unterschiedlichen Bereichen wirksam sind. Einige Bakterien wirken unterstützend bei Durchfallerkrankungen, während andere zur Verbesserung von Entzündungen oder psychiatrischen Krankheitsbildern eingesetzt werden können.

Kooperation Allergosan und Instahelp

Auch wenn wir mittlerweile schon sehr viel über das Mikrobiom im Darm wissen, steckt die Forschung hier im Vergleich zu anderen medizinischen Bereichen noch in den Kinderschuhen. Fest steht: Die Kommunikation zwischen unseren Organen zeigt erneut, dass man den Menschen nicht auf einen einzelnen Bereich reduzieren kann. Wir bestehen aus einem komplexen Netzwerk unter anderem aus Zellen und Mikroorganismen, deren Zusammenspiel letztendlich entscheidend dafür ist, ob wir gesund oder krank sind. Um ein ansatzweise vollständiges Bild der menschlichen Gesundheit abzubilden und psychisches wie körperliches Wohlbefinden erreichen zu können, ist eine Zusammenarbeit unterschiedlicher Disziplinen daher unerlässlich.

Wir möchten Synergien schaffen und die mentale Gesundheit stärken – daher haben wir einen neuen und starken Kooperationspartner an unserer Seite: Das Institut AllergoSan – Zentrum für Mikrobiomforschung – beschäftigt sich mit allen Aspekten rund um den Darm und stellt hoch qualifiziertes Wissen zur Verfügung. Lesen Sie hier noch mehr über den Zusammenhang zwischen Psyche und Darm:
https://www.omni-biotic.com/de/blog/welchen-einfluss-hat-die-psyche-auf-den-darm/

“Wer sich um seine mentale Gesundheit kümmert, sollte offen für alle Aspekte sein, die auf unseren Körper und unsere Psyche einwirken. Die Zusammenarbeit mit dem Institut AllergoSan stellt eine Bereicherung dar, da sie im Bereich der Mikrobiomforschung absolutes Expertenwissen garantieren. Damit wird die mentale Gesundheit durch eine wesentliche Betrachtungsweise ergänzt, nämlich wie der Darm auf unsere Stimmungslage, Emotionen und kognitive Prozesse wirkt”, ergänzt Dr. Bernadette Frech, CEO von Instahelp.

Aktualisiert am: 8. Januar 2021