Unterschied zwischen Ängsten und Angststörung
Auch wenn die Menschheit aus einer Vielzahl an Individuen besteht, verbindet uns alle eins: Wir haben Angst. Angst davor, nicht zu genügen, zu versagen, vor einem großen Publikum zu sprechen. Viele haben Angst vor Höhe, Schlangen oder Spinnen. Die Angst vor Neuem und Ungewissheit ist ebenso weit verbreitet. Doch wann sind Ängste noch normal und wann spricht man von einer Angststörung? Erfahren Sie es in diesem Beitrag.
Es ist nichts Ungewöhnliches, wenn man sich ängstlich fühlt, wenn man beispielsweise einer neuen Situation ausgesetzt ist. Denken Sie zurück an Ihren ersten Schultag. Sie hatten bestimmt ein flaues Gefühl im Magen: Werde ich Freunde finden? Wird das Lehrpersonal nett sein? Werde ich im Unterricht mitkommen? Vielleicht waren Sie auch schon einmal Situationen in Ihrem Leben ausgesetzt, wo Ihre Existenz (kurzzeitig) bedroht war. Sei es nun körperlich oder finanziell. Ihr Organismus hat mit Angst reagiert. Doch als sich die Situation wieder vorbei war, konnten Sie wahrscheinlich wieder normal Ihrem Alltag nachgehen.
So entsteht Angst
Werden wir mit einer Situation konfrontiert, löst das bei uns Stress aus. Unser Körper kommt in die sogenannte Kampf-oder-Flucht-Reaktion. Dabei reagieren wir entweder mit einer Reaktion, oder einem Ausweichen. In solch einem Moment schüttet das Gehirn plötzlich eine große Menge des Stresshormons Adrenalin aus. Gleichzeitig erhöht sich der Puls, Ihre Muskeln spannen sich an und Ihr Atem wird schneller. Emotional verspüren Sie Angst. Solange, bis Sie merken, dass Sie “wieder in Sicherheit” sind und sich entspannt haben. Angst ist also eine normale Reaktion auf Gegebenheiten, die uns nicht ganz geheuer sind. Wird sie jedoch zum ständigen Begleiter, sprechen wir von einer Angststörung.
Wenn Angst zur Angststörung wird
Bei einer Angststörung breitet sich das Angstgefühl auch auf Alltagssituationen aus, in denen es keinen offensichtlichen Grund dazu gibt. Die Furcht ist dann übersteigert und nicht mehr kontrollierbar. Man fühlt sich seiner Angst und der Situation ausgeliefert. Andere Personen können den Grund dafür meist nicht nachvollziehen. Die Furchtreaktion hat auch körperliche Komponenten: Schwitzen, Zittern, sowie Herz- und Gedankenrasen. Viele Betroffene spüren, je nach Angstreiz, auch Unwohlsein oder Ekel.
Eine Angst wird zur Störung, wenn sie Betroffene im Alltag einschränkt. Bedenklich ist, wenn Furcht ohne Bedrohung auftritt und auch danach weiter besteht. Das Gefühl tritt zu oft und zu intensiv auf. Es besteht dauerhaft und man empfindet starke körperliche Symptome. Da betroffene Personen das belastende Angstgefühl nicht mehr kontrollieren können, führt dies in weiterer Folge oft zu einem Vermeidungsverhalten. Das bedeutet, dass immer seltener an Aktivitäten teilgenommen wird.
Arten von Angststörungen
Man unterscheidet zwischen gerichteter und ungerichteter Angst. Die ungerichtete Ausprägung hat keinen spezifischen Auslöser. Bei der gerichteten Furcht ist es so, dass sich diese auf bestimmte Situationen oder Objekte bezieht. Unter gerichtete Ängste fallen beispielsweise Agoraphobie, Soziale Phobie und die Spezifische Phobie. Zu den ungerichteten Ängsten zählen die Panikstörung, die Zwangsstörung oder die Generalisierte Angststörung (GAD).
Ursachen einer Angststörung
Es gibt verschiedene Faktoren, die aus wissenschaftlicher Sicht die Wahrscheinlichkeit einer Angststörung erhöhen. In Familien, in denen die Störung gehäuft auftritt, geht man davon aus, dass die Gene mitverantwortlich sind. Außerdem zeigt sich bei Angstpatienten, dass deren Amygdala überaktiv ist. Dieses Gehirnareal entscheidet, ob Reize als gefährlich eingestuft werden oder nicht. Weiters wird ein Beitrag der Botenstoffe Serotonin, Noradrenalin und Gamma-Aminobuttersäure (GABA) vermutet. Zusätzlich können traumatische Lebensereignisse die Störung auslösen. Dazu zählen beispielsweise der Tod von nahen Angehörigen, sexueller Missbrauch, oder Lebensbedrohungen. Als weiterer Punkt wird ein überbehütender Erziehungsstil in der Kindheit vermutet.
Worin auch immer die Ursachen liegen mögen. Sollten Sie das Gefühl haben, dass Ihre Ängste Sie belasten und Ihren Alltag einschränken: Zögern Sie nicht, sich Hilfe zu suchen. Niemand soll unter seinen Gefühlen leiden.
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