Lesen macht glücklich: Mit Büchern die Seele heilen
Zeit ist kostbar. Wer ständig vor dem Fernseher sitzt oder sich in Romanwelten flüchtet, anstatt die To-do-Liste abzuarbeiten und Fachbücher zu lesen, verschwendet wertvolle Lebenszeit. Oder? Kommt ganz darauf an. Filme, Lieblingsserien oder Romane können viel mehr als nur ein netter Zeitvertreib sein. Nämlich Balsam für die Seele. Außerdem gibt es nicht umsonst Therapien, die auf die unterstützende Kraft von Büchern und Filmen setzen. Getreu dem Motto: „Der Seele starke Bilder zuführen.“ [1]
Bibliotherapie: Die Seele braucht nicht immer Fachliteratur
Der englische Schriftsteller D.H.Lawrence sagte einst: „In Büchern stößt man seine Krankheiten ab – wiederholt Gemütsbewegungen, sie aufs Neue darstellend, um sie zu meistern.“ Ob er ahnte, wie richtig er damit lag? Auch Maja Djikic, eine Psychologin der Uni Toronto, bricht eine Lanze für die Belletristik. Im Rahmen einer Studie lasen hundert Studenten wahlweise Sachtexte oder Fiktion. Das Ergebnis:
- Die Romanleser konnten durch die unvorhergesehenen Situationen, mit denen sie beim Lesen konfrontiert wurden, auch im echten Leben besser mit ungewohnten oder überraschenden Situationen umgehen.
- Das versetzte sie in die Lage, besser Entscheidungen treffen zu können.
- Außerdem schulte das Einfühlen in verschiedene Romanfiguren die Empathie.
Das Lesen von Fiktion ist also gewissermaßen eine Generalprobe fürs Leben, so Djikic. Noch besser: Auch die Seele kann beim Schmökern wunderbar auftanken, so dass Leseratten das Angenehme wunderbar mit dem Nützlichen verbinden können.
Cinematherapie: Wenn die Seele Lust auf Filme hat
Was mit Büchern funktioniert, klappt auch mit Filmen und Serien – das nennt sich dann “Movie Therapy” oder “Cinematherapie”. Das Anton-Proksch-Institut setzt seit 2009 auf die Kinotherapie. Dabei zeigt sich, dass diese Art der Therapie direkt auf die Stimmungen der Patienten wirkt – und noch mehr. In einer Veröffentlichung von Dr. Martin Poltrum, Psychotherapeut und Koordinator der Akademie, heißt es u.a., dass gezielt ausgewählte Filme medikamentöse Effekte haben.
“Drückende Grundstimmungen […] könne durch Filme, die Protagonisten zeigen, welche ihr Leben im Durchgang durch eine Krise meistern, temporal gehoben werden.“ [2]
Gute Nachrichten auch für Serienfans, denn Lieblingsserien können der Seele ebenfalls Gutes tun. Forscher der Universität Buffalo fanden heraus, dass uns das wiederholte Anschauen unserer Lieblingsserien positive Energie gibt. Es hat ein wenig was von einem „Treffen mit Freunden” und das lädt den Akku wieder auf. Darüber hinaus sorgt die Wiederholung dafür, dass wir uns weniger auf den Handlungsablauf konzentrieren müssen und uns einfach mal „berieseln lassen“ können. Das ist den Forschern zufolge „Wellness fürs Gehirn“ und zugleich eine Art der “Fernsehmeditation“, die Platz für Neues schafft und der Seele dabei hilft, neue Kraft zu schöpfen.
Sollte die Seele also beim nächsten Mal zu einem vermeintlich völlig unpassenden Zeitpunkt darauf bestehen, einen bestimmten Film anschauen oder einen Roman lesen zu wollen, dann hat das vielleicht einen Grund. In der Cinematherapie werden übrigens u.a. “Eat Pray Love” oder “Zusammen ist man weniger allein” eingesetzt. Beide sind auch als Buch erhältlich. Und mir selbst hilft “Harry Potter” auf die Sprünge. Wie steht’s mit Ihnen: Haben Sie Bücher oder Filme für die Seele?
Quelle:
[1+2] Martin Poltrum, „Reiz und Rührung. Cinematherapie in der stationären Suchtbehandlung“, abgerufen am 13.12.2016
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