Häusliche Gewalt: Wie Sie sich selbst schützen können
Zukunftsängste, Zusammenleben auf engstem Raum, Hoffnungslosigkeit, Jobverlust: Corona hat vielen von uns jede Menge Nerven gekostet. Vor allem die Phase der Isolation hat sich in Familien und Beziehungen bemerkbar gemacht. In vielen Ländern wurde ein Anstieg an häuslicher Gewalt bemerkbar. So auch in Deutschland und Österreich. Die Regierungen reagierten mit Verhaltenstipps und Hilfestellungen. Doch häusliche Gewalt kann Sie zu jeder Zeit treffen. Deshalb finden Sie in diesem Artikel Tipps, wie Sie diese erkennen und sich selbst schützen können.
Wissenswertes über Gewalt
Unter häuslicher Gewalt versteht man Gewalt zwischen Menschen, die in einem gemeinsamen Haushalt leben. Sie kann sexueller, körperlicher, psychischer oder wirtschaftlicher Natur sein. Der Großteil der Betroffenen ist weiblich, was nicht bedeutet, dass Männer nie häusliche Gewalt erleben. Sie gehen jedoch häufig anders damit um oder erleben diese nicht als solche. Jede fünfte Frau ist ab ihrem 15. Lebensjahr körperlicher Gewalt ausgesetzt und jede dritte erlebte sexuelle Belästigung. Die Resultate einer Online-Befragung von rund 3.800 Frauen zwischen 18 und 65 Jahren zeigte folgendes: 3,1 Prozent der Frauen erlebten in der Quarantäne häusliche Gewalt.
Häusliche Gewalt – Anzeichen
Opfer von Gewalt sind sich häufig unsicher, ob sie ihren Gefühlen trauen können. Jedoch: Wenn Sie sich verängstigt oder bedroht fühlen, dann hat dies seinen Grund. Nehmen Sie Ihre Gefühle ernst und trauen Sie Ihrer Intuition. Es gibt Warnzeichen in Ihrer Beziehung, die Sie ernstnehmen sollten. Denn der Gewaltkreislauf beginnt schleichend:
- Kontrolle seitens des Partners: Wo Sie sind, mit wem Sie sich treffen, was Sie sagen
- Eifersucht: Jedes Mal, wenn Ihre Aufmerksamkeit nicht dem Partner gilt
- Verbote: Diese betreffen alles, was Ihre Autonomie aufrecht erhalten würde
- Demütigungen durch Worte und Verhalten
- Angedrohte Gewalt oder Schilderungen von Gewalthandlungen in der Vergangenheit
Diese Punkte treten häufig im Vorfeld auf. Verbunden mit Diskussionen, Streitigkeiten und Konflikten, bevor es zu körperlichen Handlungen und zur Eskalation kommt. Jedoch ist es auch möglich, dass es bei der psychischen häuslichen Gewalt bleibt. Egal, ob psychisch, körperlich, sexuell oder finanziell. Häusliche Gewalt ist mit nichts rechtzufertigen. Sollten Sie erste Anzeichen entdecken, müssen Sie klar Ihre Grenzen ziehen. Damit Ihr Gegenüber sieht “bis hierhin und nicht weiter”.
Häusliche Gewalt: Wie verhalte ich mich?
Je nachdem, auf welcher Stufe sich die Gewalthandlungen seitens Partner befinden, gibt es Schritte, die Sie setzen können. Da die Anzeichen vor einer aggressiven Handlung oder Eskalation häufig ähnlich erscheinen, finden Sie hier mögliche Verhaltensweisen:
- Wenn Ihr Partner erhöhte Eifersucht zeigt, machen Sie ihm klar, dass diese übertrieben ist. Geben Sie nicht nach und kommen Sie seinen verzerrten Vorstellungen nicht entgegen.
- Fühlen Sie sich kontrolliert, lassen Sie nicht zu, dass Sie beginnen, dass Sie sich vor Ihrem Gegenüber rechtfertigen. Bieten Sie ihm so möglich Kontrollmöglichkeiten wie möglich.
- Sollte Ihr Partner beginnen, Ihnen Dinge verbieten wollen, sagen Sie klar und deutlich: Stop! Niemand hat Ihnen irgendetwas zu verbieten. Denn dies ist der Anfang vom Ende.
- Sollte Sie Ihr Gegenüber bloßstellen oder beleidigen, stellen Sie ihn zur Rede. Den Umgang, den Sie mit sich erlauben, wird sonst zur Tagesordnung. Lenken Sie gleich beim ersten Mal ein.
- Wird Ihnen Gewalt angedroht: Zögern Sie nicht, um sich anderen Personen mitzuteilen. Im akuten Notfall sollten Sie den Notruf oder die Polizei anrufen.
In der Grafik finden Sie nochmal kurz und bündig, wie Sie sich bei häuslicher Gewalt verhalten können:
Normales Streiten in Beziehungen
Natürlich kommt es in jeder Partnerschaft hin und wieder zu Diskussionen, Konflikten und Streitigkeiten. Diese führen jedoch nicht zur Eskalation, Gewalt oder Missbrauch. Sie haben dabei auch keine Angst und fühlen sich auch nicht als Opfer Ihres Partners. Gespräche verlaufen nicht aggressiv, sondern in einem respektvollen Ton. Es kommt dabei weder zu Androhungen noch irgendeiner Handlung, die Sie verunsichert. Täter geben Ihnen oft die Schuld für ihr Verhalten, um es rechtzufertigen.
Sollten Sie als Frau von häuslicher Gewalt betroffen sein, zögern Sie nicht, sich Hilfe zu suchen. Sie finden zahlreiche Institutionen an die Sie sich wenden können. Auch für Männer gibt es eine erste Anlaufstelle, die 24 Stunden erreichbar ist. Schauen Sie nicht zu, wie Sie von Ihrem Partner schlecht behandelt werden. Niemand hat das Recht dazu und es gibt immer eine Lösung aus einer belastenden Situation und Angst hat in einer Beziehung nichts verloren.
Quellen:
https://www.aoef.at/images/04a_zahlen-und-daten/Factsheet_Gewalt-an-Frauen-und-Maedchen-in-Oesterreich_06-2020.pdf
https://fra.europa.eu/de/publications-and-resources/data-and-maps/gewalt-gegen-frauen-eine-eu-weite-erhebung
https://www.derstandard.at/story/2000117836742/coronavirus-studie-zu-haeuslicher-gewalt-in-deutschland
https://www.frauen-gegen-gewalt.de/de/haeusliche-gewalt-was-tunwie-helfen.html
https://www.aoef.at/index.php/studien-zu-gewalt?start=4#:~:text=von%20Partnerschaft%20(vgl.-,ebd.,ebd.