Den inneren Saboteur zähmen
Wenn der innere Saboteur am Ruder sitzt, grüßt täglich das Murmeltier. Wir stolpern über die immergleichen Probleme, gehen einen Schritt vor und drei zurück. Wir sabotieren uns selbst und leben so dauerhaft unter unseren Möglichkeiten. Es gibt bestimmte Verhaltensweisen, die auf Selbstsabotage hindeuten. Erkennen wir sie, können wir diesen Teufelskreis durchbrechen. Und versuchen, dem Saboteur das Handwerk zu legen.
Und täglich grüßt das Murmeltier
Wenn wir uns beständig selbst sabotieren, dürften bestimmte Probleme mittlerweile gute Bekannte sein. Vielleicht jonglieren wir stets mit zig Projekten und sind anfangs Feuer und Flamme. Doch nach einigen Wochen geht uns die Puste aus. Oder wir lernen leicht neue Menschen kennen und die Herzen fliegen uns zu. Nach einigen Treffen ist allerdings die Luft raus und wir sind gelangweilt. Vielleicht stoßen wir auch immer wieder die Menschen vor den Kopf, die uns eigentlich am Herzen liegen. Kurz: Wir stehen immer wieder vor einem Scherbenhaufen, der uns verdammt bekannt vorkommt. Genau das ist der perfekte Moment, um die Karten neu zu mischen. Und den Kampf gegen den inneren Saboteur aufzunehmen.
6 Tipps, um dem Saboteur die Zähne zu zeigen
- Geduldig sein: Wie wichtig Geduld ist, lässt sich mit einem schönen Sprichwort verdeutlichen. „Rom wurde nicht an einem Tag erbaut.“ Wenn wir zu schnell zu viel erwarten und den Dingen nie die Möglichkeit geben, sich in ihrem Rhythmus zu entwickeln, werden wir selten das erreichen, was möglich gewesen wäre. Kein Wunder, dass der innere Saboteur einen Hang zu chronischer Ungeduld hat. Also einatmen, ausatmen und die eigenen Erwartungen einem Realitätscheck unterziehen.
- Dem Saboteur das Stoppschild zeigen: Sei es nun tatsächlich das Stoppschild, ein Alarm schlagenden Wecker oder zur Not auch den Gruselclown von Stephen King. Die Hauptsache ist, dass wir das unerwünschte Verhalten sofort stoppen, sobald uns bewusst wird, dass wir mal wieder Selbstsabotage betreiben. So manch unbesonnene Aktion lässt sich verhindern, wenn wir vorher kurz innehalten.
- Nur 90 Sekunde: Ist klares Denken unmöglich, weil uns eine Lawine an negativen Gefühlen überrollt, so dass wir am liebsten nur noch um uns schlagen möchten? Mit ein wenig Übung lassen sich negativen Gefühle buchstäblich auszusitzen. Und das dauert zum Glück nicht den ganzen Tag, sondern nur ca. 90 Sekunden. So lange hält nämlich laut Neurowissenschaftlerin Dr. Jill Bolte Taylor („My Stroke of Insight“) das Gefühl an, das uns gerade überrollt- so wir es nicht künstlich verlängern. In diesen 90 Sekunden können wir versuchen, das Gefühl einfach nur aus der Beobachterposition heraus wahrzunehmen, ohne uns davon vereinnahmen zu lassen.
- Negative Gefühle nicht unnötig verlängern: Gelingt es uns, das negative Gefühl aus der Beobachterposition wahrzunehmen, verschwindet es so plötzlich, wie es gekommen ist. Verdirbt es uns hingegen den restlichen Tag? Dann liegt es oft daran, dass wir das Gefühl durch entsprechendes Verhalten länger am Leben lassen. Etwa, indem wir in Endlosschleife traurige Musik hören, den Kühlschrank plündern oder anderes tun, was gewöhnlich Mittel der Wahl ist, wenn wir im Emotionschaos versinken.
- Kopfkino mal anders: Der innere Saboteur ist ein Freund von Gruselfilmen, in denen wir die Hauptrolle spielen. Und diese Gruselfilme, in denen wir stets grandios scheitern, lässt er gerne in unserem Kopfkino ablaufen. Vorzugsweise dann, wenn wir gerade Pläne schmieden. Oder uns anschicken, sie in die Tat umzusetzen. Kommen wir dem Gruselfilm also zuvor, indem wir selbst das Kopfkino anwerfen. Mit positiven Filmen, in denen wir zur Abwechslung mal die Heldenrolle übernehmen.
- Vom Grübeln ins Handeln kommen: Der innere Saboteur kommt selten alleine. Gerne hat er den inneren Kritiker im Schlepptau. Und während der Saboteur dafür sorgt, dass wir uns stets ein Bein stellen, wenn wir unterwegs sind, sorgt der innere Kritiker dafür, dass wir uns gar nicht erst auf den Weg machen. Wir können wir uns natürlich auf ein Gespräch mit dem Kritiker einlassen. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden wir dabei allerdings immer den Kürzeren ziehen. Weil dieser Quälgeist genau weiß, wie und wo er uns am besten trifft. Besser ist es, ins Handeln zu kommen – ungeachtet dessen, ob uns nun danach ist oder nicht. Denn den perfekten Zeitpunkt wird es nie geben.
Da der innere Saboteur oft jahrelang ungestört schalten und walten konnte, lässt er sich kaum von jetzt auf gleich in die Schranken weisen. Mit diesem Wissen im Hinterkopf stehen wir Rückfällen ein wenig entspannter gegenüber und das ist schon die halbe Miete. Auf diesem Weg der kleinen, manchmal sogar vermeintlich winzigen Schritte…
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