Alzheimer Krankheit

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Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form der Demenz – des Verlustes kognitiver Fähigkeiten. Sie betrifft hauptsächlich ältere Menschen und verläuft in Stadien. Die Ursachen sind noch nicht restlos erforscht. Eine Heilung gibt es nicht, das Fortschreiten der Krankheit kann aber gebremst werden.

Bei der Alzheimer-Krankheit (lateinisch Morbus Alzheimer) verliert das Gehirn langsam zunehmend Teile seiner Funktion. Die Betroffenen leiden an einem Verlust ihrer Gedächtnisleistung, Orientierung und anderer kognitiver Fähigkeiten, was zur Beeinträchtigung im alltäglichen Leben führt. Im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit kann der Alzheimer-Patient nur noch bruchstückhaft Erinnerungen aus der Vergangenheit abrufen. Der Bezug zur Realität kann vollständig abhandenkommen, manchmal werden selbst die nächsten Angehörigen nicht wiedererkannt. Dies stellt für die Angehörigen wie auch für die Betroffenen selbst eine starke Belastung dar. Mit Medikamenten und einer Aktivierung der verbleibenden geistigen Fähigkeiten kann der Verlauf der Krankheit gebremst werden, eine Heilung ist aber nicht möglich.

1906 untersuchte der deutsche Psychiater und Neuropathologe Alois Alzheimer das Gehirn einer kurz zuvor verstorbenen Patientin, die an Demenz gelitten hatte. Er fand bei ihr ein geschrumpftes Gehirn vor und unter dem Mikroskop entdeckte er Faserbündel in Nervenzellen (sogenannte Tau-Fibrillen), sowie fleckförmige Ablagerungen von bestimmten Eiweißstoffen (sogenannte senile Plaques).

Die Schrumpfung des Gehirns, die Bildung von Fibrillen und Plaques sowie die Abnahme der Verbindungen zwischen den Nervenzellen sind die vier wichtigsten strukturellen Veränderungen im Gehirn, die bei der heute als Alzheimer-Krankheit bekannten Form der Demenz auftreten.

Die Ablagerungen legen wichtige Funktionen des Gehirns lahm. Dazu gehört unter anderem die Bildung von Nervenbotenstoffen. Wahrscheinlich schon im Anfangsstadium der Krankheit kommt es zu einer Störung der chemischen Informationsübertragung zwischen einzelnen Nervenzellen. Das betrifft vor allem jene, die den Überträgerstoff Acetylcholin für die Informationsübertragung benutzen. Die Bildung von Acetylcholin nimmt um bis zu 90 Prozent ab. Durch den Mangel dieses Überträgerstoffes können Informationen wesentlich schlechter gespeichert und abgerufen werden. Bei anderen Überträgerstoffen kommt es ebenfalls zu einer Abnahme. Bei Serotonin kann sie bis zu 60, bei Somatostatin bis zu 70 Prozent betragen. Je weiter diese Veränderungen fortschreiten, desto mehr lassen die „höheren“ Gehirnleistungen, vor allem die intellektuellen Fähigkeiten, nach. Im Verlaufe der Erkrankung gehen schließlich ganze Gehirnareale zugrunde. Das führt zu weiteren Störungen der Erinnerung, der Sprache, des Denkens, der Wahrnehmung, der räumlichen Orientierungsfähigkeit und des praktischen Handelns. Die Veränderungen im Gehirn beginnen dabei mindestens zehn Jahre bevor sich die ersten Symptome zeigen. Dies gilt nicht nur für die Alzheimer-Krankheit, sondern für alle Demenzen.

Ursachen und Häufigkeit

Rund sieben Prozent der über 65-Jährigen sind betroffen, mehrere Ursachen sind an der Entstehung der Krankheit beteiligt.

Allgemein tritt die Alzheimer-Krankheit meist nach dem 65. Lebensjahr auf. Zwischen sechs und neun Prozent der Menschen über 65 in den Industriestaaten leiden an einer Form von Demenz, wobei die Alzheimer-Krankheit mit über 60 bis 80 Prozent die häufigste Demenzform darstellt. Das Erkrankungsrisiko ist für Männer und Frauen etwa gleich hoch, allerdings sind 70 Prozent der Patienten weiblich, was mit der höheren Lebenserwartung von Frauen zusammenhängt. Mit zunehmendem Alter wird die zweite große Gruppe von Demenzen – sogenannte vaskuläre Demenzen – immer wichtiger.

Laut Österreichischer Alzheimer-Gesellschaft leiden derzeit etwa 100.000 Österreicher und Österreicherinnen an einer dementiellen Erkrankung. 2050 wird diese Zahl auf etwa 230.000 angestiegen sein.

Die Ursachen für die Alzheimer-Krankheit sind noch nicht ganz geklärt. Es dürften jedoch mehrere Faktoren an der Entstehung der Krankheit beteiligt sein. Sie umfassen Erbfaktoren, entzündliche Vorgänge und Umwelteinflüsse.

Genetische Ursachen

Nur bei einer Minderheit von fünf bis sechs Prozent tritt die Alzheimer-Krankheit als Erbkrankheit auf (familiärer Morbus Alzheimer). Meist sind dann Familienmitglieder mehrerer Generationen betroffen und die Symptome zeigen sich meist schon vor dem 60. Lebensjahr. Insgesamt spielt die genetische Veranlagung als Risikofaktor aber eine größere Rolle. Schätzungen gehen von 30 Prozent der Betroffenen aus. So wurde beispielsweise ein Gen identifiziert, das zwar zur Regulation der Blutfette gehört, aber die Ablagerung krankhafter Substanzen in und um Nervenzellen begünstigt (Apolipoprotein E4). Deshalb steht es im Verdacht, auch die Entstehung der Alzheimer-Krankheit zu fördern. Bis zu 80 Prozent der Alzheimer-Patienten tragen dieses Gen. Genetisch bedingt dürfte auch die Neigung zu Autoimmunreaktionen sein, die ebenfalls als eine Ursache in Frage kommen. Möglicherweise kommt es mit zunehmendem Alter zu Veränderungen in den Genen, die Angriffe des Immunsystems auf den eigenen Körper begünstigen. Das könnte letztlich auch die Zerstörung der Gehirnzellen und die Alzheimer-Krankheit zur Folge haben.

Entzündliche Ursachen

Einen beträchtlichen Anteil am Untergang von Gehirnzellen dürften entzündliche Vorgänge haben. Inwieweit Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren dabei eine Rolle spielen und wie weit die Entzündungsstoffe von überaktiven Gehirnzellen stammen, das muss erst noch geklärt werden. Dass infektiöse Eiweißpartikel (Prionen) Ursache der Erkrankung sein könnten, ist Gegenstand wissenschaftlicher Forschung. Die Alzheimer-typischen Ablagerungen von Eiweißmolekülen im Gehirn werden in ähnlicher Form auch bei Prionenerkrankungen gesehen.

Umweltgifte und Verletzungen

Auch Umweltgifte und Schädel-Hirn-Verletzungen mit Bewusstlosigkeit (statistisch eindeutig ab einem Alter von 40 Jahren) werden als Alzheimer begünstigende Faktoren gehandelt. Eine schlechte Schulbildung ist kein Risikofaktor für die Erkrankung, eine gute Schulbildung beziehungsweise ein guter „Trainingszustand“ des Gehirns kann aber eine beginnende Alzheimer-Krankheit relativ lange überdecken. Dafür spricht auch die Tatsache, dass bei Menschen mit guter Schulbildung die Alzheimer-Krankheit zwar später auftritt bzw. entdeckt wird, die Betroffenen aber schneller daran sterben.

Früherkennung

Manche Anzeichen, beispielsweise Personen nicht mehr zu erkennen, treten relativ früh auf. Sie sollten Anlass für einen Besuch bei Arzt oder Ärztin sein.

Verlässliche Methoden der Früherkennung gibt es nicht. Die Schwierigkeit besteht in der Abgrenzung zwischen normalen Alterserscheinungen und einer Erkrankung. Es gibt aber einige Anzeichen für die Alzheimer-Krankheit, die relativ früh auftreten. Sie sollten immer Anlass für eine ärztliche Untersuchung sein. Eine möglichst frühe Behandlung kann das Fortschreiten der Krankheit zwar nicht verhindern, aber das Eintreten schwerer Symptome verzögern. Eine frühe Untersuchung ist auch deshalb wichtig, weil dabei andere Demenzursachen wie ein veränderter Hirndruck oder Tumore erkannt und behandelt werden können.

Schwindendes Erinnerungsvermögen

Erste Hinweise auf eine Alzheimer-Krankheit können darin bestehen, dass der Betroffene sich nicht mehr an Personen erinnert, die er eigentlich kennen müsste, kurz zurückliegende Ereignisse oft vergisst, dass er sich in vertrauter Umgebung nicht zurechtfindet und, dass ihm gewohnte, alltägliche Tätigkeiten wie das Schließen von Hemdknöpfen oder das Bedienen von Haushaltsgeräten Schwierigkeiten machen. Auch Sprachprobleme können sich bemerkbar machen, indem der Betroffene alltägliche Dinge nicht mehr benennen kann oder im Gespräch öfters den Faden verliert. Orientierungsprobleme in Bezug auf Zeit und Ort können auftreten. Situationen werden falsch beurteilt, zum Beispiel Gefahren im Straßenverkehr. Das Verständnis für Wert und Bedeutung von Geld kann verloren gehen. Dinge werden aus konfuser Zerstreutheit verlegt und der Betroffene glaubt sich vielleicht bestohlen.

Stimmungsschwankungen

Scheinbar grundlos kommt es zu Stimmungsschwankungen. Auch nachlassendes Interesse an der Arbeit oder an Hobbys kann ein Hinweis sein, ebenso, wenn es dem Betroffenen zunehmend schwerfällt, Entscheidungen zu treffen. Es kommt oft frühzeitig zu einer Veränderung des Verhaltens mit Agressionsdurchbrüchen, unberechtigten Vorwürfen und Flucht aus der nicht mehr als gewohnt erlebten Umgebung. Die Einschätzung der geistig-seelischen Leistungsfähigkeit eines Menschen ist jedoch immer im Verhältnis zum Ausgangsniveau zu sehen.

Altersvergesslichkeit

Es kann schwierig sein, eine normale Alterserscheinung von dem Beginn einer Alzheimer-Demenz zu unterscheiden.

Nicht jeder, der unter Vergesslichkeit leidet, hat die Alzheimer-Krankheit. Meist handelt es sich um eine normale Altersvergesslichkeit. Dafür spricht, wenn:
  • sie nur vorübergehend auftritt und nicht binnen Monaten oder weniger Jahre kontinuierlich schlechter wird
  • eher unwichtige Dinge vergessen und verlegt werden, aber nicht oft die Geldbörse oder Ausweise
  • das Verlegte an üblichen Plätzen wieder gefunden wird
  • nur Details vergessen werden, aber nicht ganze Erlebnisse
  • Konzentration und Überlegen helfen, sich an das Vergessene zu erinnern – zumindest etwas später
  • „Eselsbrücken“ helfen, sich an die Dinge zu erinnern
  • Notizzettel und andere Merkhilfen über die Vergesslichkeit hinweghelfen können
  • keine anderen Störungen vorliegen, zum Beispiel im Denk- und Urteilsvermögen, der Orientierung, beim Erkennen von Dingen und Menschen, in der Geschicklichkeit, beim Lesen, Schreiben und Rechnen, beim Antrieb und der Aufmerksamkeit

Pseudodemenz

Vergesslichkeit kann auch psychische Ursachen haben.

Relativ häufig gehen übermäßige Vergesslichkeit und Konzentrationsstörungen auch auf psychische Ursachen zurück und haben ebenfalls nichts mit der Alzheimer-Krankheit zu tun. Das sind vor allem Depressionen, Unruhezustände und Angstzustände. Dann wird von einer „Pseudodemenz“ gesprochen.

Im Gegensatz zur Alzheimer-Krankheit verschwinden die Symptome, wenn die psychische Beeinträchtigung behandelt wird. Allerdings können manche Depressionen mit einem erhöhten Risiko für Demenz verbunden sein.

Beschwerden

Die Alzheimer-Krankheit kann sehr unterschiedlich verlaufen und folgt nicht immer bestimmten Stadien. Der Verlauf hängt von Lokalisation, Ausmaß und Verbreitung der Veränderungen im Gehirn ab. Er hängt auch von der Persönlichkeit, dem Ausbildungsstand, den Lebensumständen und der körperlichen Verfassung des Betroffenen ab. So kann die Krankheit unterschiedlich schnell fortschreiten, wobei die Geschwindigkeit des Verlaufs meist so bleibt, wie sie am Anfang ist.

Erstes Stadium

Die Symptome im ersten Stadium (leichte Demenz) sind vergleichsweise harmlos, führen aber zu einer Beeinträchtigung im Alltag. Oft fallen Schwierigkeiten bei selbstverständlichen Erledigungen auf: zum Beispiel Telefonieren oder Bedienen technischer Geräte. Der Betroffene hat Probleme bei Dingen, die mit Zahlen zu tun haben (zum Beispiel bei einfachen Erledigungen auf der Bank).

Das Kurzzeitgedächtnis kann den Betroffenen im Stich lassen. Er wiederholt Sätze oder Tätigkeiten, die er gerade zuvor gesagt oder getan hat. Er fragt immer wieder das Gleiche. Es kann dem Betroffenen schwer fallen, das richtige Wort zu finden. Es kann schwierig werden, die richtigen Schlüsse oder Urteile aus verschiedenen Gegebenheiten zu ziehen. Der Betroffene neigt zu Passivität und Untätigkeit. Nach Datum und Uhrzeit gefragt, kann er nicht antworten.

Die ersten krankheitsbedingten Veränderungen lösen im Betroffenen meist Beschämung, Angst, Wut und Niedergeschlagenheit aus. Allerdings führen sie nicht zu einer Abhängigkeit von anderen Personen.

Zweites Stadium

Die Symptome im zweiten Stadium (mittelgradige Demenz) sind so stark ausgeprägt, dass der Betroffene kaum mehr in der Lage ist, ein selbstständiges Leben zu führen. Wenn, dann ist das nur mit intensiver Unterstützung vertrauter Menschen möglich.

Das Gedächtnis lässt die Betroffenen so weit im Stich, dass sie sogar die Namen der ihnen nahestehenden Menschen vergessen. Neue Informationen werden nur behalten, wenn sie gut gelernt oder bereits vertraut sind. Die Tätigkeiten des Alltags (Ankleiden, Körperpflege, Toilette, Essen) sind kaum mehr ohne Hilfe möglich. Die Betroffenen haben Schwierigkeiten, in der Wohnung die Zimmer zu finden. Außerhalb des Hauses verirren sie sich ohne den Wohnort angeben zu können. Oft meinen sie jemanden zu sehen, der gar nicht anwesend ist oder halten einen Anwesenden für jemand ganz Anderen. Namen vertrauter Personen werden vergessen.

Die Passivität schlägt in eine große Unruhe und einen starken Bewegungsdrang um. Die Betroffenen wandern ziellos in der Wohnung umher oder drängen nach draußen – und das besonders in der Nacht. Der Tag-Nacht-Rhythmus hat sich umgekehrt. Das Zeitgefühl geht verloren.

Der Wortschatz schränkt sich immer mehr ein und die Grammatik wird zunehmend fehlerhaft. Die Betroffenen werden immer undeutlicher und schwerer verständlich in ihren Äußerungen. Die Persönlichkeit ändert sich, die Betroffenen können auch aggressiv werden. Die zunehmende Demenz führt dazu, dass die Kontrolle über starke Gefühle verloren geht. Andere Patienten zeigen sich zunehmend abwesend.

Drittes Stadium

Im dritten Stadium (schwere Demenz) ist der Betroffene vollständig von seinen Familienangehörigen oder anderen Pflegenden abhängig und erkennt diese meist nicht mehr. Mit neuen Informationen kann das Gedächtnis nichts mehr anfangen. Außerdem beherrscht der Betroffene nur noch wenige Wörter.

Dazu können schwere körperliche Symptome kommen: Die Haltung ist vorn übergeneigt, der Gang kleinschrittig und schleppend. Die Betroffenen stürzen häufig. Essen ist manchmal trotz Hilfe sehr schwierig. Schluckstörungen treten auf. Die Kontrolle über Blase und Mastdarm geht verloren. Oft verändert sich das sexuelle Verhalten insofern als sexuelle Impulse unvermittelt auftreten und keiner Kontrolle mehr unterliegen.

Schließlich verfällt der Betroffene auch körperlich und wird bettlägerig. Das Risiko lebensbedrohlicher Infektionen steigt.

Diagnose

Die Diagnose kann mit einer Sicherheit von 80 bis 90 Prozent gestellt werden. 100 Prozent könnten nur durch eine mikroskopische Untersuchung von Gehirngewebe erreicht werden. Die aufwändige Prozedur der Entnahme von Gehirngewebe ist aber nicht erforderlich, da die Sicherung der Diagnose nicht die Behandlungsmöglichkeiten ändert.

Der Uhrentest

Wesentlich für die Diagnose sind die Symptome und wie sie sich entwickeln. Um das Ausmaß der Demenz zu bestimmen, werden standardisierte neuropsychologische Tests verwendet. Dabei werden Konzentration, Gedächtnis, Denken, Sprache, Lesen, Schreiben, sowie das Erkennen und Gebrauchen von Gegenständen untersucht. Der Uhrentest ist ein häufig angewandter Test, der auch schon leichte Demenzen aufdecken kann. Dabei wird der Patient gebeten, eine Uhr mit einer Zeigerposition auf 11:10 Uhr aufzumalen. Die korrekte Anordnung des Ziffernblattes und der Zeiger fällt Demenzkranken schwer.

Viele der diagnostischen Verfahren werden durchgeführt, um andere Ursachen der Beschwerden als die Alzheimer-Krankheit auszuschließen. Hinter rund zehn Prozent der Demenzen steckt eine potentiell heilbare Ursache. Mit einer Blutuntersuchung lassen sich entzündliche Erkrankungen, Hormon- oder Vitaminmangelzustände erkennen. Leberwerte liefern Hinweise auf Alkoholmissbrauch. Eine Untersuchung der Schilddrüsenfunktion gibt Hinweise auf Erkrankungen der Schilddrüse. Auch eine HIV-Infektion kann Ursache für eine Demenz sein.

Bildgebende Verfahren

Mit einer Computertomografie oder einer Magnetresonanz-Tomografie können Durchblutungsstörungen und Tumore im Gehirn, die zu einer Erhöhung des Gehirndrucks führen, erkannt werden.

Genauere Hinweise auf die Alzheimer-Krankheit liefern Verfahren, die die Aktivität des Gehirns untersuchen. Das können Untersuchungen mit SPECT oder PET sein, bei denen Durchblutung und Stoffwechsel im Gehirn untersucht werden.

Eine Untersuchung der Gehirnflüssigkeit, die durch eine Liquorpunktion (eine labormedizinische Untersuchung) aus dem Rückenmarkskanal entnommen wird, kann ebenfalls Hinweise auf eine Alzheimer-Krankheit liefern. Bei Betroffenen finden sich bestimmte Eiweißstoffe häufig in zu hoher oder zu niedriger Konzentration.

Behandlung

Nervenzellen und Nervenverbindungen, die bei der Alzheimer-Krankheit verlorengegangen sind, können nicht wieder hergestellt werden. Es gibt aber Behandlungsmöglichkeiten, welche die Lebensqualität der Kranken – und der Angehörigen – verbessern können. Sie bestehen aus einer medikamentösen Therapie und speziellen Trainings- und Aktivierungsprogrammen für die geistigen Fähigkeiten.

Medikamentöse Behandlung

Mit den derzeit zur Verfügung stehenden Medikamenten können die Folgen der Hirnschädigung zumindest eine Zeit lang hinaus gezögert werden.
  • Acetylcholinesterase-Hemmer können den Mangel am Nervenbotenstoff Acetylcholesterin teilweise ausgleichen und eine Verbesserung der Gedächtnisleistung und der Konzentrationsfähigkeit erreichen. Die Substanzen sind im Allgemeinen gut verträglich und werden bei leichter bis mittelschwerer Demenz eingesetzt. Es gibt Hinweise darauf, dass ein früher Behandlungsbeginn den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflusst, allerdings nur für einen gewissen Zeitraum.
  • Bei mittelschwerer und schwerer Erkrankung wird Memantin eingesetzt, das sich positiv auf geistige Leistungen und Fähigkeiten im Alltag auswirkt. Nebenwirkungen können motorische Unruhe, Kopfschmerzen und Verstopfung sein.
  • Eine Kombination von Acetylcholinesterase-Hemmern mit Memantin ist bei schwerer Erkrankung sinnvoll. Bei leichter oder mittelschwerer Krankheit ist kein Nutzen nachgewiesen worden.

Auch Begleitsymptome der Alzheimer-Krankheit können durch Medikamente gemildert werden. Antidepressiva wirken gegen niedergeschlagene Stimmung und Angst, Neuroleptika gegen Unruhe, Wahngedanken und Sinnestäuschungen. Ängstlichkeit kann mit Anxiolytika gemildert, die Beweglichkeit mit einem Anti-Parkinson-Mittel verbessert werden. Der gestörte Tag-Nacht-Rhythmus kann durch ausreichende abendliche Sedierung mittels Antidepressiva, Neuroleptika oder Sedativa wieder hergestellt werden.

Physikalische Therapie

Methoden der Physiotherapie können viel dazu beitragen, die Betroffenen zu aktivieren und aufzumuntern. Bewegungstherapie, Spaziergänge und Entspannungsübungen können gut tun. Da das Gefühl für Rhythmus lange erhalten bleibt, können auch Verfahren der Musiktherapie Erfolge bringen: Musik hören, selbst Musik machen oder Tanztherapie.

Im Mittelpunkt sollte dabei immer stehen, dass der Betroffene Freude an der jeweiligen Betätigung hat. Das hebt das Selbstwertgefühl. In diesem Sinn wirkt auch die Validation, bei der es sich um die Kombination spezieller Interaktionstechniken und einer bestimmten Haltung gegenüber dem Betroffenen handelt. Dabei geht es darum, den Betroffenen ernst zu nehmen und zu respektieren. Es wird versucht, ihm bei der Erhaltung der Erinnerung an Ereignisse seines Lebens zu helfen.

Bei der Selbsterhaltungstherapie (SET) handelt es sich um ein neuropsychologisches Trainingsverfahren, bei dem versucht wird, Kontinuitätsverlust, Erlebnisarmut, Persönlichkeitsveränderung und Selbstwissensverlust zu mildern.

Ergotherapie

Einsetzende Beeinträchtigungen können auch mit Methoden der Ergotherapie teilweise wieder ausgeglichen werden. Dabei geht es vor allem um Fertigkeiten zur Bewältigung des Alltags. Trainiert werden dementsprechend Tätigkeiten wie Anziehen, Waschen, Bügeln, Boden kehren, Staub wischen, Geschirr spülen oder abtrocknen, Kartoffeln und Obst schälen oder Kuchen backen.

Gehirn-Jogging

Bei weitem nicht alle Methoden zur Verbesserung des Gedächtnisses und der Konzentrationsfähigkeit sind für Alzheimer-Patienten von Nutzen. Manche können sich sogar als kontraproduktiv erweisen – zum Beispiel dann, wenn es um das Erlernen neuer Merkstrategien geht, denn die Betroffenen leiden ja gerade unter der abnehmenden Fähigkeit, Neues zu erlernen. Solche Übungen führen den Kranken ihre Mängel ständig vor Augen und verursachen Enttäuschung und Verärgerung. Das gilt auch für Formen des Realitäts-Orientierungs-Trainings (ROT).

Eine geistige Aktivierung ist aber sehr wohl möglich – nur sind dazu spezielle Verfahren für das Gehirn-Jogging notwendig. Sie werden in spezialisierten Zentren wie Memory-Kliniken angeboten, mit denen der Kontakt über den Hausarzt, den Neurologen oder die neurologische Abteilung in Krankenhäusern hergestellt werden kann. Bei diesen Verfahren wird versucht, noch vorhandene Fähigkeiten zu stärken. Dies kann im Rahmen eines sogenannten multimodalen Aktivierungstrainings geschehen, das aus geistigen, sozialen und körperlichen Elementen besteht. Eine zentrale Rolle dabei spielt die Arbeit mit Bildern. Die Kombination von geistiger und körperlicher Aktivität führt deshalb zu besonders guten Resultaten, weil die körperliche Aktivität die Durchblutung und den Stoffwechsel im Gehirn anregt.

Eine merkliche Verbesserung des Zustands kann allerdings praktisch nur im ersten Stadium der Krankheit erreicht werden. Zu diesem Zeitpunkt sind noch nicht so viele Nervenverbindungen verlorengegangen und durch das Training können verbleibende Verbindungen aktiviert oder sogar neue geschlossen werden. Beschädigte Regionen des Gehirns können so eine Zeit lang „umschifft“ werden. Es ist aber unmöglich, sie wieder zu „reparieren“ oder das Fortschreiten der Krankheit aufzuhalten.

Ergänzende Maßnahmen

Eine vollständige Auflistung und Einteilung der komplementärmedizinischen Verfahren in anerkannte, zweifelhafte, nicht allgemein anerkannte oder gesichert nutzlose therapeutische Verfahren ist angesichts der mangelhaften Datenlage kaum durchführbar. Eine Auswahl und Bewertung bestimmter Therapieformen soll hier aber dennoch angeführt werden: Diese Bewertung der Einschätzung kann sich in den nächsten Jahren sicherlich wieder verändern und stellt keine Konsensmeinung dar.
  • Als unkonventionelle, wissenschaftlich nicht anerkannte Therapieverfahren, die aber von Einzelpersonen als hilfreich empfunden werden, gilt die Gabe von Vitaminen wie zum Beispiel Vitamin E, das die Membrane der Nervenzellen stabilisiert und so das Absterben der Nervenzellen verhindern bzw. verzögern soll. Ein eindeutiger Nachweis dafür konnte bisher nicht erbracht werden und die Unbedenklichkeit der Vitamineinnahme wurde ebenfalls in Frage gestellt. Unter Umständen besteht sogar ein erhöhtes Risiko für Herzversagen.
  • Abzulehnen ist die Anwendung der Enzymtherapie, bei der die Bildung von „Immunkomplexen“ im Blut verhindert werden soll. Die Wirkung der Methode ist unzureichend untersucht.
  • Blutausleitende Verfahren, die den Betroffenen schwächen können, haben keine nachgewiesene Wirkung gegen Demenz und sind ebenfalls abzulehnen. Außerdem kann es hierbei zu Infektionen kommen. Das kann auch bei der Eigenbluttherapie passieren, die ebenfalls abzulehnen ist.
  • Auch von der Chelattherapie wird abgeraten, weil es zu einem Mangel an Calcium und lebensnotwendigen Schwermetallen kommen kann. Diese Mangelzustände fördern die Krampfneigung.
  • Abgeraten wird weiters von Zell- und Organotherapien, bei denen Produkte aus Geweben neugeborener Tiere oder aus Tierföten injiziert oder geschluckt werden. Dabei kann es zu allergischen Reaktionen bis zum tödlichen Schock kommen. Außerdem ist die Übertragung von Krankheitserregern nicht auszuschließen.

Heilungschancen

Eine Heilung ist nicht möglich, die Krankheit schreitet immer weiter fort. Die meisten Patienten sterben nach einer Krankheitsdauer von fünf bis acht Jahren an einer durch die Bettlägerigkeit geförderten Infektion, zum Beispiel einer Lungenentzündung.

Leben mit der Krankheit

Angehörige können den Betroffenen eine Stütze sein, benötigen aber meist selbst Unterstützung für die äußerst belastende Betreuung.

Das Wohlbefinden der Betroffenen hängt entscheidend vom sozialen Umfeld ab, das ihnen im Idealfall Sicherheit und Geborgenheit bietet. Der Betroffene braucht Schutz vor Misserfolgen und Überforderung. Er sollte nicht mit Aufgaben konfrontiert werden, die er nicht erfüllen kann.

Direkt gestellte Fragen kann er zwar nicht beantworten, gleichzeitig braucht er aber Anregungen, die noch vorhandenen Fähigkeiten zu gebrauchen und zu trainieren. Der Betroffene soll seinen Bewegungsdrang ausleben können, durch den er Spannungen und Ängste abbaut. Er braucht ein soziales Umfeld, indem man ihn gewähren lässt – auch wenn die gesetzten Handlungen nutzlos sind oder stören.

Angehörige

Die Diagnose Alzheimer-Krankheit ist für Angehörige wie für Betroffene ein schwerer Schicksalsschlag. Zumindest am Anfang wird die Betreuung der Betroffenen fast immer von der Familie übernommen. Von grundlegender Bedeutung ist dabei die Aufteilung der Pflegepflichten. Es hilft, wenn klar ist, wer was wann macht. Auch die Teilnahme an einer Selbsthilfe- bzw. Angehörigengruppe kann eine große Unterstützung sein.

Die Angehörigen werden Belastungen ausgesetzt, wie sie bei der Betreuung schwer chronisch kranker Familienmitglieder immer auftreten. Dazu gehört die Notwendigkeit der ständigen Anwesenheit, die hohe körperliche Beanspruchung, die fehlende Hoffnung auf Veränderung und Angst vor einer weiteren Verschlechterung – die bei der Alzheimer-Krankheit schließlich auch eintritt –, sowie Probleme mit Inkontinenz des Betroffenen.

Auch haben Angehörige oft mit dem Gefühl zu kämpfen, den zahlreichen familiären Ansprüchen nicht mehr gewachsen zu sein und ihre eigenen Bedürfnisse und Interessen aufgeben zu müssen. Auch Konflikte mit anderen Angehörigen aufgrund mangelnder Unterstützung können auftreten. Schließlich sind die Angehörigen in einem hohen Maß auf die Unterstützung von Freunden und Nachbarn angewiesen, meist ohne diese im gleichen Maß erwidern zu können.

Dazu kommen bei der Alzheimer-Krankheit noch spezielle Probleme wie die Desorientiertheit des Betroffenen, seine Vergesslichkeit und nicht selten selbst- oder fremdgefährdende Verhaltensweisen. Auch Wesensänderungen können die Beziehungen zwischen Pflegenden und Gepflegten zunehmend belasten und verändern. Das kann so weit gehen, dass die Zuwendung, die persönliche Bindung und das Verantwortungsgefühl verlorengehen.

Umgang mit den Betroffenen

Am Anfang werden Alzheimerkranke häufig in ihren intellektuellen Fähigkeiten unterschätzt. Andererseits werden die Einbußen oft auch nicht wahrgenommen, verdrängt und beschönigt. Der Betroffene wird kritisiert und angespornt und das führt zu Überforderung. Ausführliche Gespräche mit einem Arzt und Betroffenem können daraus resultierende Missverständnisse und Spannungen reduzieren.

Angehörige können durch ihr Verhalten den Kranken negativ oder positiv beeinflussen. Studien haben nachgewiesen, dass Schulungen für Angehörige die Notwendigkeit der Aufnahme in ein Pflegeheim um etwa ein Jahr verzögern können. Bei den Schulungen geht es darum, Verständnis für die Demenz entstehen zu lassen und den Angehörigen dazu zu verhelfen, die Welt wenigstens teilweise durch die Augen des Alzheimerpatienten zu sehen.

Es ist für den Umgang mit Demenzkranken förderlich, nicht zu argumentieren, wer Recht hat und nicht in kommandierendem Tonfall zu sprechen. Es ist besser, möglichst wenig Fragen zu stellen, die ein gutes Gedächtnis voraussetzen, und nicht auf Defizite hinzuweisen, sondern auf die verbliebenen Möglichkeiten zurückzugreifen. Hilfe kann nur angenommen werden, wenn sie auch in einer Form angeboten wird, dass sie angenommen werden kann. Komplexe Anforderungen, die mehrere Sinneskanäle beanspruchen, können nicht erfüllt werden. Es ist besser, den Betroffenen dann anzusprechen, wenn man sich in seinem Gesichtsfeld befindet und dabei auf vertraute Gesten und Rituale zurück zu greifen.

Tageszentren

Unterstützende Einrichtungen wie spezialisierte Tageszentren können dazu beitragen, dass es nicht zu einer Überlastung der Betreuer kommt. Das Betreuungskonzept in solchen Tageszentren ist auf die Alzheimer-Krankheit abgestimmt. Viele bieten geeignete Verfahren der Physiotherapie und Ergotherapie an.

Ein strukturierter Tagesablauf sorgt für Gleichmäßigkeit, die nach einer Eingewöhnungszeit meist so viel Sicherheit bietet, dass sich die Betroffenen wohl fühlen. Spezielle Einrichtungen können auch die Betreuung übernehmen, wenn die Familie Urlaub braucht.

Pflegeheim

Fast 90 Prozent der mittel bis schwer Demenzkranken sind pflegebedürftig beziehungsweise leiden unter erheblichen funktionellen Einschränkungen. Zwei Drittel bis drei Viertel aller Demenzkranken übersiedeln im Lauf der Erkrankung in ein Pflegeheim. Die durchschnittliche Krankheitsdauer bis zur Heimaufnahme liegt bei 3 bis 3,7 Jahren. Die Betroffenen leben im Durchschnitt 2,6 bis 3,1 Jahre im Heim.

Führerschein

Das Unfallrisiko steigt in den ersten drei Krankheitsjahren auf das Drei- oder Vierfache an. Wenn der Betroffene sich immer häufiger verfährt und sehr unsicher und langsam oder andererseits sehr aggressiv und unberechenbar fährt, dann ist eine Untersuchung durch den Neurologen notwendig. Auch ohne Führerschein wollen manche Betroffene nicht auf das Auto verzichten. Dann kann es notwendig sein, den Schlüssel zu verstecken.

Absicherung und Sachwalterschaft

Es ist für Alzheimerpatienten von Anfang an sinnvoll, eine Haftpflichtversicherung abzuschließen. Im fortgeschrittenen Stadium kann dann eine Sachwalterschaft in Österreich – meist durch Angehörige – notwendig sein. Diese schützt auch den Betroffenen vor Handlungen und Missverständnissen, die er nicht kontrollieren kann.

Testament

Ein Testament, das in fortgeschrittenem Stadium der Krankheit erstellt worden ist, kann angefochten werden. Das zieht immer wieder lange Erbschaftsprozesse nach sich. Es ist daher sinnvoll, wenn der Betroffene seinen letzten Willen schon zu Anfang der Erkrankung nach Einholung einer Bestätigung für seine Zurechnungsfähigkeit festhält.

Psychotherapeutische Betreuung

Die Betreuung durch einen geschulten Psychotherapeuten zu Beginn der Erkrankung kann dem Betroffenen bei der Bewältigung seines Schicksals helfen.

Betreuung zu Hause

Viele Erkrankte wünschen sich eine Betreuung und Pflege in den eigenen vier Wänden. Ihnen stehen finanzielle Leistungen und fachliche Unterstützung zu. Wenn die persönlichen Voraussetzungen stimmen, ermöglicht die Zusammenarbeit mit einem ambulanten Pflegedienst eine optimale pflegerische Betreuung auch außerhalb der Klinik.

Wer für eine gute Organisation der Pflege sorgt und sich das nötige Wissen über die Pflegepraxis aneignet, kann die Belastungen in Grenzen halten. Dazu trägt auch eine individuelle Anpassung der Wohnung bei.



Redakteurin: Patricia Herzberger (Journalistin)
Aktualisierung: 05.11.2015, Elisabeth Tschachler (Journalistin)
Medizinisches Review: Univ. Doz. DDr. med. Josef Finsterer (Neurologie), Univ. Prof. Dr. med. Leopold Schmetterer (Pharmakologie)

Diese Informationen können den Besuch beim Arzt nicht ersetzen, sondern können Ihnen helfen, sich auf das Gespräch mit dem Arzt vorzubereiten. Eine Diagnose und die individuell richtige Behandlung kann nur im persönlichen Gespräch zwischen Arzt und Patient festgelegt werden.

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