Migräne (Kopfschmerzen)

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Die anfallsartig auftretende Migräne ist eine der häufigsten Formen von Kopfschmerz. Eine völlige Heilung gibt es nicht, spezielle Medikamente und Psychotherapie können die Anfälle reduzieren.

Migräne ist eine der häufigsten Formen des Kopfschmerzes. Im Vordergrund der Beschwerden stehen die anfallsartig immer wiederkehrenden, typischerweise einseitigen Kopfschmerzen. Dabei tritt begleitend häufig Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Licht- und Lärmempfindlichkeit sowie ein allgemeines Krankheitsgefühl auf. Die Dauer einer Schmerzattacke variiert zwischen vier Stunden und drei Tagen. Bei Kindern, die mit rund 5 Prozent seltener betroffen sind, kann die Dauer eines Migräneanfalls auch kürzer sein. Oft kündigen sich die Anfälle durch eine sogenannte Aura an.

Die genaue Ursache der Krankheit kennt man nicht. Die gängigste Hypothese geht davon aus, dass die Schmerzen an übermäßig weitgestellten Gefäßen des Kopfes entstehen. Im Anfall behandelt man mit Schmerzmedikamenten oder einigen speziellen Migränemitteln. Vorbeugend können über längere Zeit Beta-Blocker gegeben werden. Wirkliche Heilung gibt es nicht, man kann durch Medikamente und Entspannungstechniken jedoch die Anfallshäufigkeit senken.

Ursachen und Häufigkeit

Rund jeder Zehnte leidet an Migräne. Über die Ursachen gibt es verschiedene Annahmen, eine genetische Komponente ist wahrscheinlich.

Die genauen Ursachen der Migräne sind nicht bekannt. Eine vererbte Neigung dazu ist aber wahrscheinlich, denn in manchen Familien tritt die Migräne gehäuft auf. Die Schmerzen entstehen an übermäßig weitgestellten Gefäßen der Hirnhäute. Hier führt die Aktivität von Nerven zu einer Ausschüttung von Botenstoffen, die eine Entzündung und Weitstellung der Gefäße bewirken, (darunter Serotonin und Histamin). Diese Aktivität wird möglicherweise durch einen vorübergehenden Ausfall von Zentren des Gehirns verursacht, die für die Unterdrückung von Schmerzen verantwortlich sind. Für die Wahrnehmung einer Aura vor der Kopfschmerzattacke wird eine über die Hirnoberfläche wandernde Welle angenommen, die zu einer Inaktivierung der darunterliegenden Hirngebiete führt.

Dass bestimmte Persönlichkeitsmerkmale, wie zum Beispiel Ehrgeiz oder Zwanghaftigkeit, zur Erkrankung an Migräne führen oder sie begünstigen, konnte in wissenschaftlichen Untersuchungen der letzten Jahre nicht nachgewiesen werden. Stattdessen spricht Vieles gegen die Rolle einer „Migränepersönlichkeit“ bei der Krankheitsentstehung. Es ist umgekehrt wahrscheinlich, dass die Migräne die Entwicklung von psychischen Erkrankungen wie Depression oder Angststörungen verursacht. Menschen mit Migräne haben ein rund dreifach erhöhtes Risiko, an einer Depression zu erkranken.

Etwa sieben Prozent der Männer und 13 Prozent aller Frauen sind davon betroffen. Am häufigsten treten Migräneattacken zwischen dem 35. und dem 45. Lebensjahr auf.

Beschwerden

Es gibt verschiedene Formen der Migräne, die sich in typischen Symptomen äußern.

Im Vordergrund der Beschwerden stehen die immer wiederkehrenden, heftigen Kopfschmerzattacken. Meist sind sie auf eine Kopfhälfte begrenzt, ein Seitenwechsel während des Anfalls und von Anfall zu Anfall ist aber ebenfalls möglich. Bei einem Drittel der Migränepatienten werden die Kopfschmerzen beidseitig wahrgenommen. Die Patienten empfinden die Schmerzen dabei oft als pulsierend oder pochend. Die Kopfschmerzphase ist häufig mit Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen gekoppelt. Viele Patienten sind während der Anfälle besonders lichtscheu und reagieren empfindlich auf Lärm. Sie ziehen sich meist in einen ruhigen, abgedunkelten Raum zurück.

Es gibt verschiedene Formen der Migräne:
  • Bei der Migräne mit Aura (klassische Migräne) treten kurz vor der Schmerzattacke Störungen des Sehens auf. Die Betroffenen sehen Lichtblitze oder haben flimmernde Sehfeldausfälle. Auch Hautkribbeln, Schmerzen, Schwindel, Sprachstörungen oder halbseitige Lähmungserscheinungen sind möglich. Diese Phänomene halten dann zwischen 20 Minuten und einer Stunde an, bevor sie von den Schmerzen abgelöst werden. Eine Aura ist zwar typisch für einen Migräneanfall, jedoch nehmen nur etwa 20 Prozent der Migränepatienten eine Aura als Ankündigung einer Migräneattacke wahr.
  • Die Migräne ohne Aura ist die häufigste Migräneform. Der Kopfschmerz entsteht innerhalb von ein bis zwei Stunden ohne eine vorankündigende Aura.
  • Sonderformen wie die Basilarismigräne oder die familiäre hemiplegische Migräne zeigen nicht das typische Bild einer Migräne. Bei der Basilarismigräne können Schwindel oder Doppelbilder auftreten, die familiäre hemiplegische Migräne geht mit einer langdauernden Halbseitenlähmung einher und kann mit einem schweren Schlaganfall verwechselt werden. Im Gegensatz zum Schlaganfall verschwindet die Lähmung jedoch nach mehreren Tagen meist folgenlos.

Es gibt aber auch etliche Triggerfaktoren, die Auslöser der Beschwerden sein können. Starker Alkoholgenuss, Übermüdung, Beginn der Regelblutung, verqualmte Räume, Massagen, Koffeinentzug sowie bestimmte Nahrungsmittel (Käse, Schokolade, Zitrusfrüchte) kommen dafür in Frage. Häufig beginnt die Migräne im Stress oder wenn eine belastende Situation gerade vorübergegangen ist.

Diagnose

Da die Beschwerden bezeichnend sind, stellt die Diagnose meist kein Problem dar.

Der Arzt stellt die Diagnose anhand der typischen Symptome. Aufwendige technische Untersuchungen sind bei eindeutiger Diagnosestellung nicht nötig. Andere, möglicherweise gefährliche Ursachen von Kopfschmerz müssen in unklaren Fällen aber ausgeschlossen werden. Dafür kann ein Elektroenzephalogramm (EEG) oder eine Dopplersonographie hilfreich sein. Eine Magnetresonanztopografie (MRT) des Kopfes kann dann sinnvoll sein, wenn die Migräne erst spät (nach dem 40. Lebensjahr) erstmals auftritt, die neurologische Untersuchung auffällig war oder die Kopfschmerzen untypisch sind oder häufiger und heftiger auftreten.

Behandlung

Die Migräne wird vorwiegend medikamentös behandelt. Psychotherapie und das Erlernen von Entspannungsübungen können die Anfallshäufigkeit verringern.

Medikamentöse Behandlung

Die Migräne wird vorwiegend mit Medikamenten behandelt. Während der Anfälle sind nur Medikamente in der Lage, die Attacke zu durchbrechen. Im Intervall gibt es neben der vorbeugenden Dauermedikation weitere Heilmethoden, welche die nächste Episode hinauszögern können.

Haben die Schmerzen bereits begonnen, wird zunächst ein Mittel gegen Übelkeit (beispielsweise Domperidon) gegeben, erst etwa 20 Minuten später ein Schmerzmittel. Dies hat den Vorteil, dass nicht nur die Übelkeit bekämpft, sondern durch eine Anregung des Magen-Darm-Trakts auch die Aufnahme der Schmerzmittel verbessert wird. Acetylsalicylsäure (ASS), andere nichtsteroidale Antirheumatika, Paracetamol oder Metamizol kommen in Frage, um die Schmerzen zu nehmen. Die Kombination von ASS, Paracetamol und Koffein stellte sich in einer Studie als sehr vorteilhaft heraus.

Reichen diese Mittel nicht aus oder handelt es sich um besonders heftige Kopfschmerzen, sind Triptane die bevorzugten Medikamente. Diese Arzneimittel sind in ihrer Wirksamkeit den nichtsteroidalen Antirheumatika zwar kaum überlegen, helfen jedoch 60 Prozent der Migränepatienten, deren Kopfschmerzen mit anderen Arzneimitteln nicht verschwunden waren. Triptane wirken abhängig von der Darreichungsform unterschiedlich schnell. Tabletten wirken nach 30 bis 60 Minuten, Spritzen oder Nasensprays schon früher. Die Behandlung mit Triptanen geht einher mit dem Risiko wiederkehrender Kopfschmerzen, nachdem die Medikamentenwirkung nachgelassen hat (Recurrence). Eine erneute Einnahme von Triptanen ist dann hilfreich. Der Einsatz von Ergotamintartrat ist nur in besonderen Fällen vorgesehen. Dazu gehören besonders lange Migräneattacken oder solche mit wiederholtem Auftreten.

Komplikationen der medikamentösen Behandlung

Die Gefahr dieser Medikamente liegt darin, dass sie nach längerem Gebrauch selbst Kopfschmerzen auslösen können, die nicht von gewöhnlichen Migräneanfällen zu unterscheiden sind. Die vorgeschriebene Dosisbegrenzung sollte deshalb unbedingt eingehalten werden. Als Faustregel sollten alle infrage kommenden Schmerzmittel nicht mehr als an 10 Tagen im Monat eingenommen werden. Gefährlich werden die über längere Zeit und in hoher Dosierung eingenommenen Schmerzmittel auch in anderer Weise: Nieren-, Magen- und Leberschäden sind je nach Medikament möglich.

Nicht-medikamentöse Maßnahmen

  • Der Aufenthalt in einem abgedunkelten lärmarmen Raum ist während der Attacke für Betroffene erleichternd, manchen hilft etwas Schlaf oder kalte Umschläge.
  • Im beschwerdefreien Intervall ist vor allem das Meiden der auslösenden Triggerfaktoren von Bedeutung.
  • Entspannungstechniken sind ebenfalls hilfreich dabei, die Anfallsfrequenz zu senken. Besonders eignen sich Stressbewältigungstraining und autogenes Training. Manchen Patienten helfen auch kognitiv-verhaltensorientierte Psychotherapieverfahren. Schmerzbewältigungstraining.
  • Auch Psychotherapie kann die Anfallshäufigkeit zu reduzieren und den Umgang mit der Krankheit verbessern.
  • Für einige Betroffene ist eine ambulante oder stationäre psychosomatische Behandlung der richtige Ansatz, um psychogene Auslöser zu minimieren.
  • Sportliche Betätigung kann ebenfalls sinnvoll sein, Überforderung sollte man aber vermeiden. Eher leichten Betätigungen wie etwa Joggen, Radfahren oder Schwimmen ist dabei der Vorzug zu gegeben. Frauen, deren Beschwerden sich mit der Menopause bessern, sollten keine Hormontherapie erhalten.
  • Einige der Patienten können sich mittels Biofeedback Erleichterung verschaffen. Bei dieser Methode erlernt man mit Hilfe eines Messfühlers den Beginn einer Attacke abzufangen.

Heilungschancen

Wirkliche Heilung gibt es bei Migräne nicht. Mit Hilfe der Medikamente und dem Angebot der nicht medikamentösen Maßnahmen kann die Anfallshäufigkeit aber deutlich gesenkt werden.



Redakteurin: Verena Ahne (Journalistin)
Aktualisierung: 09.11.2015, Elisabeth Tschachler (Journalistin)
Medizinisches Review: Prof. Dr. med. Ulrich Egle (Psychologie, Schmerztherapie), Univ. Prof. Dr. med. Hansgeorg Kress (Anästhesie, Schmerztherapie), Dr. med. Christian Merhaut (Anästhesie, Schmerztherapie), Dr. med. Michael Rosner (Psychosomatik, Innere Medizin), Univ. Prof. Dr. med. Peter Wessely (Neurologie, Schmerztherapie)

Diese Informationen können den Besuch beim Arzt nicht ersetzen, sondern können Ihnen helfen, sich auf das Gespräch mit dem Arzt vorzubereiten. Eine Diagnose und die individuell richtige Behandlung kann nur im persönlichen Gespräch zwischen Arzt und Patient festgelegt werden.

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