Helfersydrom: Warum manche Menschen immer helfen wollen
Es gibt Menschen, die einfach immer und überall helfen wollen. Auch wenn dieses Muster durchaus auch auf Männer zutreffen kann, so sind es häufiger Frauen, die sich für die Unterstützung anderer verantwortlich fühlen. Wie du dir damit oft selbst schadest und warum du jetzt damit aufhören solltest! Tschüss, Helfersyndrom!
Ich erzähle die Geschichte einer Frau, nennen wir sie Lisa. Sie ist der Typ Frau, der immer für andere da ist. Wenn man Samstag nachts ein Anliegen hat, braucht man nur ihre Nummer wählen, und sie hat ein offenes Ohr. Wenn man mit Lisa Pizza essen geht, kann man die Brieftasche eigentlich fast immer in der Tasche lassen. „Ach lass doch mal! Ich lade dich ein!“ – sie meint es einfach immer gut. Meistens allerdings zu gut. Zwar nicht mit sich selbst, dafür umso mehr mit anderen. Wenn Lisa in der Pizzeria ihre Geldscheine aus der Börse ziehen will, macht es den Anschein, als würde sie ihre Existenz damit berechtigen wollen, dass sie anderen Leuten, die eigentlich ihre Freunde sind, die Pizza bezahlt. Doch funktioniert so eine Freundschaft?
Das Helfersyndrom in Beziehungen
Ihre Beziehungen zu Männern sind nicht erfüllend. Seltsam, eigentlich, denn Lisa ist sehr einfühlend. So sehr sogar, dass sie manchmal sprichwörtlich selbst fühlen kann, was andere fühlen. Und sie hat auch etwas wie einen sechsten Sinn dafür, was andere gerade brauchen. Der Blick auf ihre eigenen Bedürfnisse wird dabei schnell getrübt, denn die findet Lisa eigentlich auch gar nicht so wichtig.
Helfersyndrom:Ursachen
Manchmal weiß sie selbst gar nicht mehr so recht, was gut für sie ist. Menschen wie Lisa haben oft selbst traumatische Erfahrungen gemacht und mussten früh Verantwortung für andere übernehmen. Sie haben gelernt, die Bedürfnisse der anderen zu “erspüren”. Oft, um sich dadurch selbst zu schützen.
Darum musst du aufhören, Verantwortung für andere zu übernehmen
Im Alltag sind solche Verhaltensmuster aber nicht notwendig – und schon gar nicht nützlich. So kommt es in der Praxis oft dazu, dass Lisa sich immer wieder in der Rolle einer vermeintlichen Therapeutin wiederfindet. Sei es, wenn ein Kerl sich bei ihr über seine Verflossene ausweint oder wenn ein anderer es nicht schafft, sein Alkoholproblem in den Griff zu bekommen. Lisa versteht die Welt nicht mehr. Was soll sie denn noch alles tun, um zurück zu bekommen, was sie alles gibt?
Darauf gibt es nur eine Antwort: Gar nichts.
Weil dadurch nichts besser wird. Nicht für die Männer, und schon gar nicht für Lisa.
Das ständige Helfen wollen und gut zu anderen sein wird zum Problem
Wenn sie ihren neuen Freund gleich zur Suchtberatung schleift oder ihm trotz seines Alkoholproblems Bewerbungen schreibt oder einem alten Schwarm Tipps gibt, wie er über seine ach so traumhafte Ex hinwegkommen kann, könnte man meinen, dass sie die Mutter dieser Männer ist, deren Pflicht es ist, einem kleinen Buben zu helfen. Für die hilfsbedürftigen Herren der Schöpfung ist die Bemutterung einerseits bequem. Allerdings ist die Krux, dass sie sich als ganze Männer ja auch nicht respektiert fühlen können, wenn sie dauernd betätschelt und bevormundet werden. Bei Lisa wiederum ruft dies Enttäuschung hervor, da sie sich ja so über die Maßen für die anderen engagiert, diese das für selbstverständlich betrachten und Lisa nicht die Liebe und den Dank zurückgeben, den sie sich erwartet.
Ist es also schlecht, anderen helfen zu wollen?
Das heißt jetzt natürlich nicht, dass helfen schlecht ist – gar nicht! Im Gegenteil, es gehört zu einer Beziehung dazu. Aber es geht darum, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Geben und Nehmen zu finden. Denn wenn Helfen zur Sucht wird, geht es oft auch darum, eigene Probleme nicht ansehen zu müssen. Und da ist es doch viel besser, ehrlich mit sich selbst und anderen zu sein, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und zu achten – und diese anderen auch mitzuteilen. Nein sagen und gesunde Grenzen setzen ist die Basis dafür, dass gesunde Beziehungen gelingen können.
Also: Wenn ihr euch angesprochen fühlt, fängt gleich damit an. Seid gut zu euch selbst und dann zu den anderen – dann sind es auch die.
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