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Nein sagen lernen – So schützen People Pleaser ihren Selbstwert

Wer kennt es nicht – Jede:r möchte was von dir: Die Arbeitskolleg:innen wollen, dass du Aufgaben übernimmst, die Familie möchte Zeit mit dir verbringen, der oder die Partner:in kommt ohnehin zu kurz und die Freund:innen beschweren sich, dich gar nicht mehr zu Gesicht zu bekommen. Du sagst zu allem und jedem:r “Ja” – man spricht von einem sogenannten People Pleaser. Doch wusstest du, dass in gewissen Situationen “nein” zu sagen einen enormen positiven Einfluss auf deinen Selbstwert und deine mentale Gesundheit hat? Warum das so ist, erfährst du in diesem Artikel!

 

Die Kunst Nein zu sagen

Auf den ersten Blick wirkt es super leicht, Nein zu sagen. Wir sagen es so oft, dass man meinen könnte, uns fällt nichts leichter als das. Es gibt aber genug Beispiele, die zeigen, dass es uns in den wichtigen Momenten nicht immer leicht fällt, Nein zu sagen.

Man stelle sich den berufstätigen Perfektionisten vor, der auf der Arbeit immer 110% gibt und kein Anliegen ausschlägt, um die Karriereleiter schnellstmöglich zu erklimmen. Oder die Künstlerin mit Hochstapler-Syndrom, die zu all ihren Kunstwerken Nein sagt und nicht an ihre Fähigkeiten glaubt, obwohl sie hervorragend sind. Keiner sagt mit Freude Nein zu Arbeitskolleg:innen oder der eigenen Familie. Doch mit jedem Ja zu anderen, sprechen wir ein stilles Nein zu uns selbst aus. Ein Nein zu unseren Grenzen und Bedürfnissen. Doch dafür gibt es einen Grund.

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Warum Nein sagen wichtig ist

Das Nein sagen ist ein sehr wichtiger Aspekt für unseren Selbstwert und die mentale Gesundheit. Indem du lernst, deine eigenen Grenzen zu setzen und zu verteidigen, kommunizierst du dir selbst und anderen gegenüber, dass deine Bedürfnisse, Zeit und Energie wertvoll sind. Diese Selbstachtung bildet die Grundlage für ein gesundes Selbstbewusstsein und fördert dein Wohlbefinden auf allen Ebenen.

Hier sind einige Gründe, warum das Nein sagen so wichtig ist:

  • Fördert Selbstachtung und Selbstbewusstsein
    Indem man lernt, Nein zu sagen, stärkt man das Selbstbewusstsein und die Selbstachtung, da man aktiv die eigenen Interessen schützt und priorisiert.
  • Ermöglicht echte Selbstfürsorge
    Selbstfürsorge bedeutet, die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen und entsprechend zu handeln. Das Nein sagen ist eine Form der Selbstfürsorge, weil es ermöglicht, Überforderung und Burnout zu vermeiden und Zeit für Selfcare zu schaffen.
  • Schützt vor Ablehnung
    Wenn du ständig Ja sagst, obwohl du eigentlich Nein sagen möchtest, kann das bei dir zu Groll und Ablehnung von anderen führen. Diese negativen Gefühle können deine Beziehungen zu ihnen und dein eigenes Wohlbefinden beeinträchtigen. Durch das bewusste Nein sagen kannst du solche negativen Emotionen vorbeugen.
  • Stärkt persönliche Grenzen
    Das Setzen von Grenzen ist unerlässlich für die eigene mentale Gesundheit. Durch das Nein sagen definiert und verteidigt man seine persönlichen Grenzen, was für das eigene Wohlbefinden wichtig ist.
  • Fördert Authentizität
    Wenn man in der Lage ist, Nein zu sagen, kann man authentischer leben und handeln. Das bedeutet, Entscheidungen zu treffen, die mit den eigenen Werten und Überzeugungen übereinstimmen, was wiederum das Selbstwertgefühl stärkt.
  • Ermöglicht echte Zustimmung
    Das Nein sagen betont die Bedeutung der Zustimmung in allen Lebensbereichen. Indem man lernt, Nein zu sagen, wird auch das Ja-Sagen bedeutsamer und wichtiger, da es deine echte Wahl widerspiegelt.
  • Verbessert die Entscheidungsfähigkeit
    Die Fähigkeit, Nein zu sagen, ist eng mit der Fähigkeit verbunden, bewusste Entscheidungen zu treffen. Sie hilft dabei, Prioritäten zu setzen und deine Ressourcen, wie zum Beispiel deine Zeit, Energie und Aufmerksamkeit, effektiver zu verwalten.
  • Stärkung von Beziehungen
    Auf lange Sicht kann dir das Nein sagen zu ausgewogeneren und gesünderen Beziehungen verhelfen. Personen, die deine Grenzen respektieren, sind sehr wahrscheinlich wertvolle und unterstützende Freund:innen oder Partner:innen.

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Warum kann ich nicht Nein sagen?

Mit dem Gefühl, nicht einfach mal Nein sagen zu können, bist du nicht alleine. Dabei scheint es besonders darauf anzukommen, wer uns um einen Gefallen bittet. So zeigen Statistiken, dass es uns bei Freund:innen am schwersten fällt, Nein zu sagen. Auch bei den Eltern und dem:r Ehepartner:in fällt das Nein sagen schwer. Vergleichsweise leicht fällt das Nein sagen bei Kolleg:innen. Auch bei den Vierbeinern macht sich das Verhalten bemerkbar: 14% der Befragten haben sogar Schwierigkeiten, bei Hunden Nein zu sagen.

Die Gründe dafür, wieso du nicht Nein sagen kannst, können zahlreich sein. Die Wurzel dafür liegt vermutlich in der frühen Kindheit, wo jede:r auf tragische Weise das erste mal mit dem Wort Nein konfrontiert wurde: “Nein, es gibt keine Schokolade zum Abendessen”, “Nein, du darfst nicht die ganze Nacht zocken” oder “Nein, wir sind noch nicht da”. People Pleaser sammelten dabei erste Erfahrungen, was ein Nein in uns auslösen kann. Aber auch im fortschreitenden Alter machen wir immer mehr Erfahrungen mit dem Wort Nein: Beziehungen werden beendet, Bewerbungen werden abgelehnt, Kredite werden abgewiesen.

Viele von uns haben gelernt, dass ein hohes Maß an Zustimmung und Kooperationsbereitschaft gleichbedeutend mit Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft ist. Psychologische Faktoren, wie die Angst vor Ablehnung oder Konflikten und das Bedürfnis nach Anerkennung, verstärken die Tendenz, Ja zu sagen, selbst wenn es unseren eigenen Interessen widerspricht. Diese soziale Konditionierung kann tief in unserem Verhalten verwurzelt sein und macht es uns schwer, unsere eigenen Bedürfnisse zu priorisieren.

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Praktische Schritte zum Nein sagen

Zu Beginn dieser Reise fällt es dir sicherlich schwer, vermehrt Nein zu sagen. Es fühlt sich wahrscheinlich auch total falsch an. Doch wenn du die folgenden Schritte einübst, kannst du erlernen, wie du effektiv auch mal Nein sagen kannst, ohne Schuldgefühle zu haben:

  1. Erkenne und definiere deine Grenzen
    Um effektiv Nein sagen zu können, solltest du zunächst deine persönlichen und beruflichen Grenzen kennen und verstehen. Definiere ganz klar, was für dich in Ordnung ist und was zu weit geht.
  2. Kommuniziere offen und ehrlich
    Sei direkt und unmissverständlich in deiner Kommunikation, ohne dabei unhöflich zu werden. Doch nur wenn du klar an andere kommunizierst, wo deine Grenzen liegen, ist es anderen möglich, diese einzuhalten.
  3. Biete Alternativen an
    Versuche, Alternativen anzubieten, auch wenn du Nein sagst. Dadurch zeigst du, dass du kooperativ bist, ohne deine eigenen Grenzen zu überschreiten.
  4. Fühle dich nicht gezwungen, eine Erklärung abzugeben
    Es ist dein gutes Recht, Anliegen abzulehnen, ohne dich rechtfertigen zu müssen. Nein ist ein vollständiger Satz. Achte aber auf einen höflichen Ton.
  5. Übe, Nein zu sagen
    Sieh Nein sagen als eine Fähigkeit, die geübt werden möchte. Beginne mit kleineren Anliegen und entwickle Strategien, die dir das Nein sagen erleichtern.

Möchtest du weitere Tipps erhalten, wie du leichter Nein sagen kannst? Dann schaue bei unserem YouTube-Video vorbei:

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Tools und Ressourcen zum Nein sagen lernen

Möchtest du kein People Pleaser mehr sein? Möchtest du auch Nein sagen lernen, weißt aber nicht, wie du das Ganze angehen sollst und hast Angst, dass es auf Abweisung stoßen könnte? Du musst da nicht alleine durch! Sprich mit anderen über deine Herausforderungen und du wirst sehen, du bist nicht alleine damit.

Zudem kannst du enorm davon profitieren, mit einer professionellen außenstehenden Person über das Nein sagen zu sprechen. In der psychologischen Beratung online bei Instahelp können dir top ausgebildete Psycholog:innen dabei helfen, Strategien zu entwickeln, wie dir das Nein sagen leichter fällt. Sprich jetzt mit dem:r zu dir passenden Psycholog:in oder Psychologischen Psychotherapeut:in! Du kannst jederzeit und jederorts mit ihnen in Kontakt treten und du erhältst innerhalb von 24h eine Rückmeldung.

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Häufig gestellte Fragen (FAQs)

1. Warum fällt es mir so schwer, Nein zu sagen?
Der Grund, warum es uns schwer fällt, Nein zu sagen, liegt oft in einer sozialen Konditionierung auf Höflichkeit und Hilfsbereitschaft. Angst vor Ablehnung, Konflikten oder den potenziellen negativen Reaktionen anderer kann ebenfalls eine Rolle spielen. Es ist wichtig zu erkennen, dass das Setzen von Grenzen und das Achten der eigenen Bedürfnisse für das eigene Wohlbefinden unerlässlich sind.

2. Wie kann ich lernen, ohne Schuldgefühle Nein zu sagen?
Beginne damit, deine eigenen Grenzen und Bedürfnisse zu erkennen und zu akzeptieren. Übe das Nein sagen in weniger bedeutsamen Situationen, um Selbstvertrauen aufzubauen. Erinnere dich daran, dass es dein Recht ist, Nein zu sagen, und dass deine Bedürfnisse genauso wichtig sind wie die anderer. Schuldgefühle verringern sich oft mit der Zeit und Übung.

3. Wie sage ich Nein, ohne jemanden zu verletzen?
Kommuniziere dein Nein klar und respektvoll. Du kannst deine Ablehnung mit einem kurzen Grund versehen, wenn du dies für notwendig hältst, aber vermeide lange Rechtfertigungen. Eine Formulierung wie “Ich schätze dein Angebot, aber ich kann aus persönlichen Gründen nicht zustimmen” kann hilfreich sein. Das Angebot einer alternativen Lösung oder Hilfe kann ebenfalls dazu beitragen, die Ablehnung sanfter zu gestalten.

4. Kann das Nein sagen meine Beziehungen beeinträchtigen?
Während einige Personen zunächst enttäuscht sein könnten, führt das respektvolle Setzen von Grenzen langfristig oft zu gesünderen und ausgewogeneren Beziehungen. Authentizität und Ehrlichkeit fördern den Respekt und das Verständnis in Beziehungen. Personen, die deine Grenzen respektieren, sind wahrscheinlich wertvolle und unterstützende Freund:innen oder Partner:innen.

5. Was mache ich, wenn jemand mein Nein nicht akzeptiert?
Bleibe standhaft und wiederhole dein Nein, wenn nötig. Es ist wichtig, konsequent zu sein. Erkläre ruhig und bestimmt, dass deine Entscheidung feststeht. In Situationen, in denen jemand wiederholt deine Grenzen missachtet, kann es notwendig sein, die Beziehung zu überdenken oder professionelle Hilfe zu suchen, um mit der Situation umzugehen.

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Erstellt am: 18. April 2024