Selbstwertgefühl und Beziehungen – ein kompliziertes Wechselspiel
Menschen sind soziale Wesen – und so beeinflussen sich das Selbstwertgefühl und Beziehungen durchaus gegenseitig. Es kann jedoch sehr belastend sein, sein Selbstwertgefühl von der Liebesbeziehung abhängig zu machen.
Beziehungen können das Selbstwertgefühl fördern
Erinnern Sie sich, wie gut Sie sich fühlten, als Sie das letzte Mal frisch verliebt waren? – Liebesbeziehungen können das Selbstwertgefühl durchaus stärken. Auch wenn man sich in langfristigen Partnerschaften gegenseitig fördert, ermutigt und bestätigt, entwickelt sich das Selbstwertgefühl positiv. Einen Beziehungspartner zu haben, der einen bedingungslos liebt – also so wie man jetzt gerade ist – ist ein wunderschönes und sehr bestärkendes Gefühl.
Beziehungen können dem Selbstwertgefühl schaden
Beziehungen können den Selbstwert aber auch beschädigen. Sätze, wie: „Das schaffst du nie!“ oder: „Siehst du, da hast du dich wieder überschätzt“, greifen den Selbstwert an und können ihn, oft genug gehört und geglaubt, auch verletzen. Viele Paare machen sich gegenseitig schlecht. Dies kann aus Eifersucht geschehen oder einfach aus eigenem mangelnden Selbstwertgefühl. Der Erfolg des anderen kann als Bedrohung für die Beziehung gesehen werden. „Wenn ich sie in dieser neuen Entwicklung bestärke, will sie mich dann noch?“ Die Negativität kann Ausdruck eines eigenen schlechten Selbstwertes sein und dadurch den anderen schwächen.
Auch betrogen oder verlassen zu werden, schwächt das Selbstwertgefühl. Dies ist aber in der Regel nur vorübergehend (Unterstützung nach schwierigen Trennungen finden Sie hier).
Gutes Selbstwertgefühl fördert Beziehungen
Das Wechselspiel zwischen Selbstwert und Beziehungen ist sehr komplex. Ein gutes Selbstwertgefühl wirkt sich positiv auf Beziehungen aus. Wenn Sie sich selber kennen und lieben, dann fällt es Ihnen auch leichter, andere zu lieben. Was heißt denn Selbstliebe? Selbstliebe bedeutet, sich selber möglichst gut zu kennen – mit seinen Erfahrungen, mit seinen Werten, Grenzen, Vorlieben, Abneigungen, Stärken und Schwächen – und so zu akzeptieren und zu lieben. Wenn man sich selber akzeptieren und lieben kann, fällt es einem auch viel leichter, andere Menschen so zu akzeptieren und zu lieben wie sie sind. Man ist dann nicht darauf angewiesen, dass andere einem erlauben, man selbst zu sein oder einem zeigen, dass man toll ist.
Beziehungen können keine fehlende Selbstliebe ersetzen
Menschen mit einem schlechten Selbstbewußtsein, versuchen oft über den Partner ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Dies führt zu Konflikten und kann wiederum der Beziehung schaden. Viele suchen Bestätigung durch den Partner und erhoffen sich so eine Stärkung des eigenen Selbstwertgefühls. Das Wechselspiel zwischen Selbstwert und Beziehung funktioniert so aber nicht. Den eigenen Selbstwert kann man nicht über den Partner definieren – der oder die besonders schön, erfolgreich oder wohlhabend ist. Und egal wie viele Komplimente das Gegenüber einem macht: wenn man sich selber nicht mag, werden sie alle auf taube Ohren stoßen. Folgende Szene die oft beschrieben und belacht wird, veranschaulicht dies: eine Frau fragt ihren Partner danach, wie er ihren neuen Haarschnitt oder ihr neues Kleid findet und fragt dann so oft kritisch nach, bis dieser etwas sagt, das sie negativ auslegen kann. Würde die Frau sich selber in dem neuen Kleid gefallen, könnte der Partner ihr freiwillig ein Kompliment machen oder auch nicht – sie würde sich sowieso schon gut fühlen (und sicher von mehreren Leuten Komplimente für ihre positive Ausstrahlung in dem neuen Kleidungsstück bekommen!).
Selbstwertgefühl fördern – für die Beziehung zu sich und anderen
Als erwachsener Mensch kann man, alleine oder mit professioneller Begleitung, seine Selbstliebe entwickeln und ausbauen. Manche Menschen wurden in dieser Entwicklung schon als Kind durch liebevolle und bestärkende Eltern großzügig gefördert. Viele Menschen haben diese Erfahrung leider nicht gemacht, da sie eher kritische Bezugspersonen hatten. Eltern fordern oft zu viel oder haben ein Ideal, welches das Kind erreichen soll, statt es wirklich bedingungslos zu lieben. Partner können dies nun nicht nachholend erfüllen. Wenn Sie selber noch ebenso kritisch mit sich umgehen, wie zum Beispiel Ihr Vater, dann kann der Partner dies nicht verändern. Das Selbstwertgefühl kann natürlich durchaus positiv beeinflusst werden durch eine Beziehung. Wenn man die fehlende Selbstliebe aber ausschließlich beim anderen sucht, statt an einem besseren Gefühl zu sich selber zu arbeiten, wird man vermutlich scheitern. Die Arbeit an einem besseren Selbstwertgefühl, erfordert viel Geduld und Achtsamkeit. Sie wird mit mehr Glück und Zufriedenheit belohnt – mit sich selber und in Beziehungen.
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