Ängste und Phobien - Kerstin Schuller
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Das können wir gegen Verunsicherung und Angst tun

Tragische, unvorhergesehene Ereignisse können ihre Spuren in Gedanken, im Verhalten, in der Befindlichkeit und den Entscheidungen hinterlassen und sich auf Lebensgefühl und Bewegungsfreiheit auswirken.

Wir haben die wichtigsten Tipps zusammengefasst, wie Sie in so einer Situation mit belastenden Gefühlen umgehen können:

Sorgen Sie gut für sich selbst: Wie geht es Ihnen heute?

Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit für sich selbst und fragen Sie sich ganz offen und ehrlich: Wie geht es mir eigentlich? Welche Gefühle lösen all diese Geschehnisse bei mir aus? Wenn es gelingt, die eigenen Gefühle kennenzulernen und zu benennen, kann man sich leichter davon distanzieren und erlebt diese als weniger bedrohlich. Hier kann es zusätzlich hilfreich sein, all die Gedanken zu notieren und damit ein wenig mehr Struktur in die eigene Befindlichkeit bringen.
Angst, Traurigkeit oder auch Wut sind vollkommen normale Reaktionen, wenn die eigene Sicherheit gefährdet ist. Es geht nicht darum, diese Gefühle vollkommen zu unterbinden, sondern viel mehr darum, einen adäquaten Umgang damit zu finden.

“Das grundlegende menschliche Bedürfnis nach Sicherheit und Kontrolle wird durch solch tragische Ergeignisse verletzt, wodurch Hilflosigkeit, Ängste bis hin zu einem Gefühl von Ohnmacht entstehen.”

 

Ressourcen finden: Was gibt Ihnen Kraft?

Die momentane Situation ist wahrscheinlich mit kaum etwas zu vergleichen, was Sie bisher erlebt haben. Und dennoch hat jede*r von uns schon Krisen überstanden und daraus Kraft geschöpft, von der wir jetzt zehren können. Erinnern Sie sich selbst an schwierige Situationen, die Sie erfolgreich gemeistert haben und fragen Sie sich:

  • Welche Verhaltensweisen waren damals hilfreich?
  • Welche Personen haben mir Sicherheit und Kraft vermittelt?
  • Was sind meine Stärken oder Talente, die ich auch jetzt einsetzen kann?

Aktiv sein: Sich schützen, wenn es notwendig ist

Versuchen Sie, eine möglichst realistische Einschätzung zur aktuellen Gefahrenlage zu gewinnen. In potentiellen Gefahrensituationen ist unser Gehirn darauf programmiert, seinen Fokus auf Bedrohungen und Risiken zu lenken. Oftmals führt diese intensiv gelenkte Aufmerksamkeit allerdings dazu, dass Risiken überschätzt werden. Die Folge sind Vermeidungsverhalten und sozialer Rückzug. Versuchen Sie eine realistische Abschätzung zu gewinnen und entscheiden Sie dann, welches Verhalten für Sie angemessen ist und wobei Sie sich wohl fühlen. Diese Entscheidung vermittelt ein Gefühl von Sicherheit und Kontrolle!

Gezielte Informationssuche: Wählen Sie Nachrichtenquellen gezielt aus

Natürlich ist es wichtig, ausreichend informiert zu sein. Klare Fakten helfen dabei, die Kontrolle über die eigenen Gefühle zurück zu bekommen. Wählen Sie die Quelle Ihrer Information allerdings sehr bedacht und lassen Sie sich nicht von Schreckensmeldungen oder Verschwörungstheorien diverser Social-Media Postings verunsichern. Die Informationen der Ministerien oder Polizeibehörden liefern beispielsweise gesicherte und vertrauenswürdige Inhalte.

Der Umgang mit dem eigenen Medienkonsum soll stets hinterfragt werden: Nachrichtensendungen und –quellen bewusst auswählen und überlegen, ob Pushnachrichten, Live-Ticker und Facebook-Benachrichtigungen jederzeit sinnvoll sind.

 

Optimismus darf sein: Ein positiver Blick in die Zukunft

Verlieren Sie trotz erschreckender Geschehnisse niemals die positiven Dinge aus den Augen, die Ihren Alltag ausmachen. Neben all dem Leid auf der Welt existiert auch an jedem Tag ein Funke Hoffnung. Zumindest kleine Glücksmomente, kurze Augenblicke der Freude und einzelne Momente der Dankbarkeit sind fast immer zu finden. Helfen Sie Ihrem Gehirn auf die Sprünge, wenn es die Antennen mal wieder nur auf das Negative richtet und notieren Sie sich täglich: Was war heute mein schönster Moment? Wofür bin ich dankbar? Das wird Ihnen dabei helfen, einen optimistischen Zukunftsblick zu bewahren!

Nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch

Je nachdem, welche Vorgeschichte Sie bereits mitbringen, können Sie durch bedrohliche Ereignisse unterschiedlich stark betroffen sein. Menschen, die an sich schon eine psychische Vorbelastung mitbringen, fühlen sich häufig noch stärker von Gefühlen der Angst bedroht. Es ist absolut menschlich, wenn wir manchmal alleine nicht mehr weiter wissen. Scheuen Sie sich dann nicht davor, rechtzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen und sich jemandem anzuvertrauen. Eine psychologische Beratung kann dabei unterstützen, mit den eigenen Gefühlen umgehen zu lernen und ein Stück Normalität in den Alltag zurück bringen.

Aus psychologischer Sicht können all diese Tipps dazu beitragen, Ihre Ängste und Sorgen kontrollieren zu lernen. Gerade bei realistischen Bedrohungen (Gefahren, Krankheiten) ist das Ziel keinesfalls, eine komplette Angstfreiheit zu erlangen. Angst ist ein wichtiger Motor, der uns die notwendige Energie zur Verfügung stellt, um uns zu schützen! Viel eher geht es darum, einen adäquaten Umgang mit belastenden Emotionen zu erlernen und die Kontrolle über das eigene Leben zurück zu erlangen. Im Idealfall gelingt es, trotz alltäglicher Bedrohungen einen möglichst normalen Alltag zu erleben. Die folgende Grafik stellt dabei eine kleine Gedankenstütze dar und fasst noch einmal die wichtigsten Tipps zusammen:

Angst vor Terror - 7 Tipps für mentale Gesundheit

 
Autoren:
Mag. Christiane Maier-Plos und Mag. Kerstin Jäger – Klinische und Gesundheitspsychologinnen bei Instahelp

Quelle:
Berufsverband Österreichischer PsychologInnen

Literatur:
Pieper, Georg: Die neuen Ängste, 2017

Fotoquelle: iStock.com/seb_ra

Aktualisiert am: 18. Februar 2021