Die 5 Stressverstärker: Wenn der innere Antreiber zum Feind wird
Teil 3 der Serie “Richtiger Umgang mit Stress“.
Unsere inneren Antreiber motivieren uns zu Höchstleistungen, Perfektionismus und verschaffen uns Anerkennung bei unseren Mitmenschen. Als innere Antreiber werden persönliche Einstellungen bezeichnet, die sich in unseren Gedanken, Gefühlen und im Verhalten wiederspiegeln. Sind diese Antreiber sehr stark ausgeprägt, stellen diese Stressverstärker dar und führen zusammen mit den Anforderungen im Alltag zu körperlichen und psychischen Stressreaktionen. Die Folge sind chronisch bedingte Stresserkrankungen, Erschöpfung und Burnout. Welche inneren Antreiber haben wir und was können wir gegen diesen Feind tun? Fünf Stressverstärker möchte ich nun genauer beschreiben.
Sei unabhängig!
Typische Aussagen wie: „Ohne mich geht’s nicht“, „Ich bin stark“, „Ich brauche keine Hilfe“. kennzeichnen diesen Stressverstärker. Menschen arbeiten lieber alleine, machen Ängste und Sorgen mit sich aus, verbergen ihre Gefühle und haben Schwierigkeiten sich Hilfe zu suchen, Schwächen zu zeigen und von anderen abhängig zu sein. Die neue, stressreduzierende Einstellung ist, dass Hilfe anzunehmen und Gefühle zu zeigen keine Schwächen darstellen.
Sei perfekt!
Möchten Sie immer alles richtig machen? Sind Sie immer für Ihren Betrieb da? Sind Fehler eine Katastrophe? Eigentlich könnte ich es noch besser machen? Wenn Sie diese Fragen mit ja beantworten zählen Sie zu den Menschen, welche die Haltung „Sei perfekt!“ verinnerlicht haben. Dem Perfektionismus liegen ein ausgeprägtes Leistungsmotiv und der Wunsch nach Erfolg und Selbstbestätigung zugrunde. Grundsätzlich ist dies ein normales menschliches Motiv, in vielen Arbeitsbereichen ist Perfektionismus und Genauigkeit gefordert; Situationen wie ein mögliches Versagen und Fehler oder Ablehnung und Kritik sind Stressverstärker. Eine Hilfestellung ist, sich realistische Leistungsstandards zu setzen und sich Fehler zu erlauben und daraus zu lernen.
Halte durch!
„Ich gebe nie auf!“, „Ich muss hart zu mir selbst sein“, „Ich halte den Druck aus“ spiegeln den inneren Antreiber „Halte durch!“ wieder. Aufgrund der Verfolgung der eigenen Ziele und der ausgeprägten Pflichterfüllung kommen Erholung und Vergnügen im Leben zu kurz. Im Alltag werden kaum Pausen eingeplant, das Bedürfnis nach Erholung und Ruhe unterdrückt, die Ziele werden verbissen bis zum bitteren Ende verfolgt.
Wird das Erholungsbedürfnis ignoriert so reagiert der Körper mit Stresssymptomen, chronischen Stressfolgen oder mit einem Burnout. Es fehlt die Erlaubnis sich Ruhe und Pausen zu gönnen. Das Ziel der Einstellungsänderung ist, sich im Alltag Pausen erlauben und auf ausreichend Erholung für Körper und Geist achten.
Sei beliebt!
Sie zählen zu jenen Menschen, die bei ihren Mitmenschen beliebt sind, ihnen ihre Wünsche erfüllen, niemanden enttäuschen möchten und zu oft ja sagen? Das Streben nach Anerkennung verbirgt sich hinter dem Antreiber „Sei beliebt!“ In der Gesellschaft einen Platz zu haben und sich aufgehoben zu fühlen ist ein menschliches Bedürfnis. Werden jedoch eigene Bedürfnisse zu lange vernachlässigt, kann auch dieses Verhalten zu Erschöpfung und Überforderung führen. Sie dürfen sich erlauben egoistisch zu sein, ihrem Gegenüber ein nein äußern, ihre eigene Meinung vertreten und können so der „Sei beliebt“-Falle entkommen.
Behalte Kontrolle!
Folgende Aussagen sind typisch für diesen Antreiber: „Etwas läuft nicht so wie ich es geplant habe“, „Ich behalte alles unter Kontrolle“, „Ich muss mir 100 Prozent sicher sein in meinen Entscheidungen.“ Der Wunsch nach Sicherheit und Kontrolle im eigenen Leben liegt diesem Antreiber zugrunde. Situationen, die Kontrollverlust, Fehlentscheidungen oder Risiko bedeuten, führen zu Stressanfälligkeit. Menschen mit einem ausgeprägten Bedürfnis nach Kontrolle machen sich viele Sorgen über Gefahren, um so Fehlentscheidungen und Risiken zu vermeiden. Der Lernprozess besteht in der Akzeptanz, dass es die absolute Sicherheit nicht gibt und Kontrolle nur bedingt möglich ist.
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