Ursachen für Partnerschaftskonflikte

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Kinder, Arbeit, Eifersucht, Haushalt – das sind die Klassiker der Streitpunkte. Nur wer den anderen nimmt, wie er ist, kann darauf hoffen, selbst akzeptiert zu werden.
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Im Grunde gibt es nur zwei Arten von Konflikten: lösbare und unlösbare. Die zweite Kategorie, so meint man, könnte in einer glücklichen Partnerschaft nicht so häufig anfallen. Beziehungsforscher wissen es besser. Manche meinen sogar, dass ein Großteil aller Konflikte in die Kategorie „leider unlösbar“ fällt. In Studien wurde festgestellt, dass die meisten Paare vier Jahre nach der Erstuntersuchung immer noch über exakt die gleichen Themen streiten.

Das muss nicht zwangsläufig heißen, dass die Partnerschaft zerrüttet oder gar zum Scheitern verurteilt ist. Paare, die sich lieben und einen ernsthaften, respektvollen Umgang miteinander gefunden haben, schaffen es in der Regel auch, mit den kleineren Unzulänglichkeiten des anderen und sogar mit gravierenden Differenzen über die Lebensgestaltung klarzukommen. Sie akzeptieren den anderen auch mit seinen Schattenseiten und Problemen als Teil der Beziehung, etwa so wie ein chronisches Leiden, mit dem man sich eben arrangieren muss. Man erkennt solche Konstellationen oft in Gesprächen, etwa beim gemeinsamen Abendessen mit Freunden. Da wird nicht wütend oder abwertend über den anderen geredet, sondern seine Fehler werden ironisch, mit humorvollem Unterton, liebevoll aufs Korn genommen.

Am besten gelingt das in Partnerschaften, wo sich beide zwischen den Möglichkeiten „entweder du änderst dich und oder ich ändere mich“ zumindest manchmal für Zweiteres entscheiden. Nur wer versucht, den anderen mit seinen Fehlern und Schwächen, den kleinen und größeren Macken zu akzeptieren, darf auch darauf hoffen und pochen, selbst mit der einen oder anderen Unzulänglichkeit akzeptiert zu werden.

Störfaktor Kind

Kinder stellen mit ihrer Ankunft alles auf den Kopf. Auch die Partnerschaft.

Nichts verändert eine Paarbeziehung so sehr und so nachhaltig wie die Ankunft eines Dritten. Nichts ist plötzlich mehr, wie es war – und ganz besonders gilt das für die Beziehung. Beziehungsforscher halten die Ankunft eines Dritten im Bunde zu Recht für die größte Belastung einer Partnerschaft. Sieben von zehn Frauen erleben das so und sind ein Jahr nach der Geburt mit der Beziehung deutlich unzufriedener als davor. Männern geht es da nicht viel besser.

Natürlich hat das auch damit zu tun, dass ein Kind mit einem Schlag den gesamten Alltag auf den Kopf stellt. Füttern, wickeln, schnell zum Kinderarzt und wieder wickeln. Keine Minute ist Ruhe, und für einen selbst bleibt keine Zeit. Dann die schlaflosen Nächte, wenn das Kleine alle zwei Stunden nach der Brust schreit, die ersten Zähne kommen und die Darmkoliken nicht enden wollen.

Viel gravierender für die Beziehung wirkt sich aber aus, was die Geburt des ersten Kindes in den Eltern auslöst. Frauen erleben das fast immer als eine tiefgreifende Verwandlung, die viele Werte und Ansichten mit einem Schlag relativiert. Sie erleben eine völlig neue Art von Liebe, so, wie sie zu einem Mann nie sein kann. Auch Frauen, die in der Beziehung auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Nähe und Distanz Wert gelegt und ihre Eigenständigkeit gepflegt haben, erleben sich plötzlich als untrennbare Einheit mit dem eigenen Kind.

Dieses Wir-Gefühl von Mutter und Kind kann Männer massiv verunsichern. Sie fühlen sich ausgeschlossen, verraten und allein gelassen. Aus dem „wir beide“ ist plötzlich ein „ihr beide und ich“ geworden. In Ratgebern können wohlmeinende Tipps nachgelesen werden, die meist darauf hinauslaufen, neben der Elternschaft die Paar-Beziehung nicht zu vernachlässigen. Wie das gehen soll, wenn das Kleine mit seinem kompromisslosen Gebrüll jedes Gespräch im Keim erstickt und schon ein Theaterbesuch zur organisatorischen Herausforderung wird, steht dort aber nicht beschrieben. Im ohnmächtigen Bemühen, die Frau, mit der sie bis vor kurzem so glücklich waren, zurückzubekommen, klagen Männer an: „Ständig bist du müde. Sex haben wir so gut wie keinen mehr. Immer kommt zuerst das Kind. Und wo bleibe ich?“

In Wahrheit, analysieren Beziehungsforscher, ist dieses Dilemma nicht zu lösen. Männer können ihre Frau, die eben Mutter geworden ist, nicht zurückhaben. Sie können ihr nur in die neue Welt, die sie betreten hat, folgen – oder für immer draußen bleiben.

Was jene 30 Prozent der Paare, die ihre Beziehung auch ein Jahr nach der Geburt des Babys als gleich gut oder sogar besser beurteilen, gemeinsam haben, ist die Tatsache, dass dort beide die Verwandlung von einem Paar zum Elternpaar durchgemacht haben. Sie haben es geschafft, die neuen Herausforderungen als Team zu bewältigen und dabei zu akzeptieren, dass Ehe und Familie nicht zwei verschiedene Seiten der Beziehung sind, die sich gegenseitig im Weg stehen, sondern eine untrennbare Einheit, die es neu zu gestalten gilt.

Den Vater Mutter sein lassen

Sicher ist Kindererziehung längst nicht mehr reine Frauensache. Dennoch gibt es auch bei sehr teamorientierten Paaren – gerade in den schwierigen ersten Jahren nach der Geburt eines Kindes – eine klassische Rollenteilung. Um das Kind kümmert sich die Mutter, und der Vater tut alles, um sie dabei zu entlasten. Das mag den Alltag erleichtern, führt aber genau dazu, dass die Einheit Mutter-Kind immer intensiver und die Isolation des Vaters immer größer wird.

Wo beide Eltern sein wollen, müssen Frauen ihre Männer auch direkt an das Kind heranlassen – oder sie sogar heranführen. Natürlich ist es meist so, dass sie, während er den ganzen Tag im Büro ist, jede Regung des Kindes verfolgt hat, seine Vorlieben und Abneigungen genau kennt und die wahre Expertin ist.

Statt Männer ständig zu belehren und das Kind letztlich doch wieder selbst zu füttern, zu baden oder zu wickeln, sollten sie dieses Wissen weitergeben – und manchmal auch akzeptieren, dass er gewisse Dinge anders machen will. Es gibt nicht nur eine Art, ein Kind zu halten, und wenn das Badewasser nicht exakt die gewohnte Temperatur hat, ist das vergleichsweise unwichtig, wenn dieses Bad dem Vater die Möglichkeit eröffnet, sich dem Kind – und der Familie – zugehörig zu fühlen.

Für viele Männer ist es schwer zu ertragen, dass sie schon rein physiologisch nicht in der Lage sind, jene Intensität der Beziehung, die Mütter zu ihren Kindern erleben, nachzuvollziehen. Der Winzling ist aus dem Körper der Frau gekommen und wird beim Stillen direkt von ihr genährt. Da gilt es für die Männer, einiges aufzuholen und so viel Körperkontakt zu haben wie möglich. Es gibt auch für einen Mann kein schöneres Gefühl, als sich das Baby auf den nackten Bauch zu legen und dabei seine Nähe und Wärme zu spüren. Das schafft Verbundenheit und gibt Männern die Chance, viel früher eine innige Verbindung zu ihren Kindern aufzubauen, als es die meisten tun. Für Mütter ist diese Bindung da, noch bevor das Kind geboren wird. Bei Männern – das zeigen viele Studien – entsteht sie oft erst, wenn die Kleinen laufen, reden und spielen können.

Väter, die ihre Kinder von Anfang an fürsorglich betreuen, werden beim Füttern, Baden und Wickeln feststellen, dass schon Neugeborene hervorragende Spielkameraden sind und viel mehr können als nur schreien, essen und die Windeln vollmachen. Schon mit wenigen Wochen fangen sie zu lächeln an und reagieren neugierig und aktiv auf ihre Umwelt.

Paare, die zu einer solchen Rollenverteilung finden, werden dabei ganz automatisch schaffen, was für Mütter in dieser anstrengenden Zeit besonders wichtig ist: Abstand und Zeit für sie selbst, in der sie auch einmal ausschlafen, eine Freundin treffen oder sonst etwas tun können, das ihnen das Gefühl gibt, nicht ganz von der gewohnten Welt ausgeschlossen zu sein.

Liebestöter Büro

Wer im Job vorankommen will, kann nicht Dienst nach Vorschrift machen. Das stellt die Beziehung auf eine harte Probe.

Die Arbeit sichert unser Einkommen und trägt nicht unerheblich dazu bei, ob wir unser Leben sinnvoll finden oder nicht. Aber zweifellos kann sie auch eine Belastung für die Beziehung werden. Wer beruflich vorankommen will, wird kaum Dienst nach Vorschrift machen und alle beruflichen Fragen beim Einstecken der Zeitkarte hinter sich lassen können. Überstunden und Arbeit am Wochenende sind heute eher die Regel als die Ausnahme, und auch wer keine Aktenordner oder den Laptop mit nach Hause bringt, schleppt nicht selten den Stress und die Gedanken über das aktuelle Projekt mit sich herum.

Wenn beide arbeiten, multipliziert sich das Problem. Dann kommen beide erschöpft nach Hause, wollen entweder gar nicht mehr reden oder dem anderen die Höhe- und Tiefpunkte des Arbeitstages mitteilen. Dann soll noch gemeinsam der Haushalt erledigt, den Kindern die nötige Aufmerksamkeit geschenkt, der Garten gesprengt und – wenn es schlimm kommt – auch noch die kranke Schwiegermutter besucht werden.

Das stellt eine Beziehung zwangsläufig auf eine harte Probe. Funktionieren kann das nur dann, wenn beide Partner es schaffen, das, was sie von der Partnerschaft und dem beruflichen Engagement erwarten, zu einem gemeinsamen Lebensplan zu zimmern und sich dabei klarzumachen, dass die Investition in den einen immer einen Kompromiss in dem anderen Lebensbereich erzwingt.

Nur wo sich beide über ihre Bedürfnisse und Wünsche, sowohl der Karriere als auch der Partnerschaft gegenüber, im Klaren sind und diese mit den Wünschen und Bedürfnissen des anderen abgestimmt werden, kann der Spagat zwischen den beiden wichtigsten Eckpfeilern des Lebens gelingen.

Wer zum Sprung auf die nächste Beförderung ansetzt, tut gut daran, diesen Plan mit seiner Partnerin zu besprechen, klarzumachen, warum das wichtig ist und was nötig sein wird, es zu erreichen. Aus dem Plan muss ein gemeinsamer werden, denn nur dann ist zu erwarten, dass beide die erwartbaren Konsequenzen gemeinsam und ohne gröbere Zerwürfnisse ertragen. Wer auf ein gemeinsames Ziel hinarbeitet, wird die Belastungen, die das für die Partnerschaft bedeutet, anders erleben und Verständnis haben, wenn der andere für eine bestimmte Zeit lang weniger Aufmerksamkeit, Energie und Engagement in die Beziehung investiert.

Ungleiche Karrieren

Auch wenn das klassische Rollenbild – sie ist Hausfrau und Mutter, er bringt das Geld nach Hause – längst der Vergangenheit angehört, sind die Prioritäten bei den meisten Paaren doch klar verteilt. Er arbeitet voll, macht kompromisslos jede Überstunde, die nötig ist, und im Zweifelsfall ist das Büro wichtiger als die Familie. Sie arbeitet auch, muss aber pünktlich um 16 Uhr vom Büro weg, um die Kinder vom Kindergarten abzuholen, die Schularbeiten zu kontrollieren und die Einkäufe zu erledigen. Wenn beide das so wollen und die Mittelpunkte ihres Lebens so definieren, ist das kein Problem. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass sich so viele Paare wirklich freiwillig für dieses Muster entschieden haben.

So wie die Gesellschaft und der Arbeitsmarkt strukturiert sind, haben Männer es immer noch leichter, ihre beruflichen Vorstellungen gegenüber jenen der Frauen durchzusetzen. Schließlich verdienen sie im Schnitt immer noch mehr für die gleiche Arbeit, und wenn es um die Eroberung höherer Hierarchien geht, haben Frauen größere Hürden zu überwinden und müssen einen noch viel größeren Aufwand treiben, um dorthin zu kommen.

Dennoch ist es wichtig, bei der Planung des gemeinsamen Lebens die Bedürfnisse beider gleichwertig zum Zug kommen zu lassen. Eine Frau, die selbst im Job weiterkommen will, wird es nicht auf Dauer ertragen, ihren Mann ständig im Büro zu wissen, die Last des Haushalts und der Kindererziehung großteils alleine zu tragen und dabei ihre eigenen Wünsche untergehen zu sehen. Das zu ignorieren bedeutet, den Menschen, mit dem man glücklich werden will, zu schwächen, ihm einen wichtigen Weg zur Sinnfindung zu erschweren oder ganz zu versagen – und stellt damit immer auch eine Belastung für die Partnerschaft dar.

Wem die Ehe und die Familie wichtig sind, der wird automatisch darauf achten, dass möglichst beide das, was sie vom Leben erwarten, auch bekommen. Das heißt, Kompromisse zu schließen und eventuell länger auf die nächste Beförderung oder den lukrativen Jobwechsel zu warten, weil in der Zwischenzeit die Frau an ihrer Karriere arbeitet.

Wer das schafft, gewinnt fast immer. Wo beide, neben allen Belastungen, auch die Zufriedenheit, die ein sinnerfülltes Arbeitsleben bietet, nach Hause bringen, kann die Partnerschaft wachsen.

Eifersucht

Ob begründet oder nicht: Eifersucht kann jede Partnerschaft vergiften.

Einer der häufigsten Dauerbrenner in Ehen und anderen Beziehungen ist die Eifersucht. Ganze Heerscharen von Beziehungsforschern und Psychologen haben sich daher mit diesem Thema eingehend beschäftigt. Im Grunde kommen sie dabei zu recht einfachen Schlüssen:

Eifersucht kann, in einem gewissen Ausmaß, die Beziehung beleben, dem anderen zeigen, dass er gemocht wird und behalten werden will. Eifersüchtige Gefühle können ein Ansporn sein, die eigenen Vorzüge und Attraktivitäten wieder einmal deutlicher hervorzukehren, dem anderen sein Begehren zu zeigen und so neuen Schwung in die Beziehung zu bringen.

Nehmen diese Gefühle aber überhand, können sie eine Beziehung auch vergiften und ernsthaft gefährden. Dabei ist es fast unerheblich, ob die Eifersucht begründet ist oder nicht und ob der Auslöser die neue, attraktive Kollegin im Büro ist oder die Zeit, die der andere bei der Schwiegermutter oder mit seinem Hobby verbringt.

Im Grunde stehen hinter eifersüchtigen Gefühlen fast immer die gleichen Muster.

Begründete Eifersucht

Oft steht hinter der Eifersucht der unbewusste Zweifel an der eigenen Bereitschaft, genug in eine Beziehung zu investieren. Naheliegenderweise kommt dann die Befürchtung auf, dass jemand anderer mehr zu bieten hat. Statt dort anzufangen und wieder mehr von sich zu geben, reagieren die meisten mit Beleidigtsein, Zorn und zänkischen Angriffen.

Völlig unbegründet sind solche Zweifel selten. Wenn der andere anfängt, sich anderen gegenüber aufmerksamer zu verhalten, flirtet oder tatsächlich untreu wird, sagt das oft auch etwas über die Defizite in der eigenen Beziehung aus.

Eifersucht verstärkt das Problem nur noch, vergrößert zuweilen die Distanz und gefährdet die Beziehung noch mehr. Misstrauen und Furcht führen unweigerlich zu offener Feindseligkeit und dazu, dass sich der unternehmungslustige Partner noch weiter entfernt und noch mehr Gründe sieht, sich außerhalb der Beziehung das zu holen, was er vermisst.

Statt argwöhnisch nach weiteren Indizien für die mögliche Untreue des Partners zu suchen, Vorwürfe zu machen und sich gekränkt zurückzuziehen, sollten solche Gefühle daher immer Anlass für eine Charmeoffensive sein. Wer nachdenkt, ob er nicht selbst in letzter Zeit zu wenig an Aufmerksamkeit in die Beziehung investiert hat, wird rasch Wege finden, sich dem Partner wieder mehr zu zuwenden.

Unbegründete Eifersucht

Menschen, die unsicher sind, ob sie genug geliebt und geschätzt werden, verlangen dauernd Zeichen von Ergebenheit. Eifersucht ist da sehr dienlich. Schließlich enden solche Gespräche in der Regel ja mit den Beteuerungen des anderen, dass ihm die Neue im Büro „ganz sicher nicht besser gefällt“, der Job „natürlich nicht wichtiger ist“ als die Beziehung und man sich „noch so liebt wie am Anfang“.

Letztlich führt das ständige Einfordern solcher Gunstbezeigungen aber zu einer Tyrannei, die keine Beziehung auf Dauer unbeschadet überlebt. Wer jedes Interesse des anderen als gefährliche Bedrohung erlebt, schränkt den Partner zu sehr ein.

Der Seitensprung

„Untreue ist der Anfang vom Ende jeder glücklichen Beziehung.“ Diesen Satz würden wohl die meisten unterschreiben. Jene Forscher, die sich wirklich eingehend mit dem Scheitern von Beziehungen beschäftigt haben, konnten aber nachweisen, dass es sich in vielen Fällen andersherum verhält.

In großen Scheidungsstudien hat sich herausgestellt, dass 80 Prozent der Geschiedenen – Männer wie Frauen – letztlich meinten, dass die Ehe gescheitert war, weil sie sich allmählich voneinander entfernt und das Gefühl der Nähe verloren hatten. Nur 20 Prozent meinten, dass eine Affäre zumindest mit ein Grund für die Trennung gewesen sei.

Sicher gibt es auch den ungeplanten One-Night-Stand auf der Dienstreise, der schlicht und einfach aus einer erotischen Stimmung, die sich an der Hotelbar aufgebaut hat, entsteht. Ein solcher „Triebdurchbruch“, wie Experten das nennen, muss noch lange kein Zeichen einer schlechten Partnerschaft sein. Doch Forscher, die die Motivation für Seitensprünge untersucht haben, meinen, dass es bei den meisten Affären, insbesondere wenn sie über die eine Nacht hinausgehen, meist nicht um Sex geht. Vielmehr suchen untreue Partner – Männer wie Frauen – bei ihren Abenteuern das, was sie zu Hause vermissen: Bewunderung, Verständnis, Respekt und das Gefühl, geliebt und angenommen zu werden.

Wenn ein Partner seine Untreue eingesteht, sollte das – neben dem verständlichen Schmerz – daher immer auch ein Nachdenken bewirken, was in der Partnerschaft schiefgelaufen ist.

Notorisch untreu

Jeder kennt so einen Fall im näheren oder weiteren Bekanntenkreis. Sie treten seit Jahren als Paar auf und doch wissen alle – außer dem betrogenen Partner selbst –, dass er oder sie seit Jahren fremdgeht. Manchmal existieren parallel zur eigentlichen Beziehung ganze Schattenfamilien, in anderen Fällen wechseln die Geliebte oder der Liebhaber im Monatsrhythmus.

Psychologen haben dafür eine Erklärung: Für manche Menschen ist die Nebenbeziehung erst die Grundvoraussetzung, um die eigentliche Beziehung überhaupt leben zu können. Dahinter steht fast immer die Angst vor Nähe oder die Angst vor Verletzung. Menschen, die im Grunde unsicher sind, halten ihre Partner quasi auf Distanz, indem sie ihre Gefühle zwischen zwei Menschen aufteilen, und die meist unbewusste Angst vor Zurückweisung lässt sich leichter ertragen, wenn es eine zweite Beziehung zur Absicherung gibt. Nicht selten führt das – wenn der Treuebruch auffliegt – dazu, dass sie damit genau das herbeiführen, wovor sie sich am meisten fürchten.

Mit klärenden Gesprächen allein lassen sich so schwerwiegende und meist unbewusste Verhaltensmuster nur selten aus der Welt schaffen. Eine Paartherapie kann beiden das Problem bewusst machen; um es zu lösen, muss der notorisch untreue Partner die Bereitschaft aufbringen, sich gezielt und mit professioneller Hilfe mit der eigenen Biografie auseinanderzusetzen.

Geteilte Hausarbeit

Halbe-halbe funktioniert in den wenigsten Beziehungen von selbst. Klare Regeln helfen, Reibereien wegen der Hausarbeit gering zu halten.

Es scheint so banal, dass man sich fast scheut, es zu erwähnen. Und doch ist das Thema Hausarbeit einer der größten Reibepunkte in vielen Beziehungen. In Familien, wo beide arbeiten, gibt es meist eine Putzkraft, und das ist eine lohnende Investition, selbst wenn dafür auf die eine oder andere Annehmlichkeit verzichtet werden muss.

Aber auch wo die groben Putzarbeiten delegiert werden, bleibt noch genügend zu tun: wegräumen, einkaufen, kochen, das Geschirr zurückstellen, den Müll hinunterbringen. Es gibt kaum noch Männer, die meinen, das sei allein Aufgabe der Frau. Aber in der Praxis bleibt das oft ein Lippenbekenntnis. Viele sind selbst noch in Familien aufgewachsen, wo Männer allenfalls für schwerere Tätigkeiten, technische Reparaturarbeiten oder die Planung des Familienbudgets zuständig waren, und finden – allen guten Vorsätzen zum Trotz – einfach keinen Zugang zur Hausarbeit.

Für Frauen kann diese Ignoranz weit mehr bedeuten als die Belastung, die diese Arbeiten mit sich bringen. Wenn sie das Gefühl haben, der Mann fühlt sich für das gemeinsame Haus – im eigentlichen und im übertragenen Wortsinn – nicht zuständig, ist das eine ernsthafte Kränkung.

Männer, das zeigen zahlreiche Untersuchungen, haben subjektiv meist das Gefühl, viel mehr im Haushalt mitzuhelfen, als sie tatsächlich tun. Abhilfe lässt sich da nur durch eine klare Regelung schaffen. Dabei kommt es weniger auf eine genaue Fifty-fifty-Aufteilung an als auf das Bekenntnis, dass der Haushalt eben eine gemeinsame Aufgabe ist.



Redakteur: Christian Skalnik (Journalist)
Aktualisierung: 12.11.2015, Elisabeth Tschachler (Journalistin)
Medizinisches Review: Priv.-Doz. Dr. rer. Med. Dipl.-Psych. Jochen Jordan (Psychologie), Dr. Ursula Pueringer (Allgemeinmedizin, Arbeitsmedizin, Public Health)

Diese Informationen können den Besuch beim Arzt nicht ersetzen, sondern können Ihnen helfen, sich auf das Gespräch mit dem Arzt vorzubereiten. Eine Diagnose und die individuell richtige Behandlung kann nur im persönlichen Gespräch zwischen Arzt und Patient festgelegt werden.

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