Ängste und Phobien - Kerstin Schuller
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Umgang mit existenziellen Sorgen und Zukunftsangst – Wird es je wieder so sein wie früher?

Wo wird das alles hinführen? Wann kehrt endlich wieder Normalität ein? Werden wir uns jemals davon erholen?
Diese und viele andere Fragen geistern momentan in den Köpfen der Menschheit – durchaus nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass die meisten von uns noch niemals zuvor eine vergleichbare Situation erlebt und daraus gelernt haben, ob und wie man eine derart globale Krise bewältigen kann.

Beständigkeit vs. Veränderung

Unser Gehirn liebt Beständigkeit – immer wiederkehrende Rituale, vorhersehbare Geschehnisse, festgefahrene Strukturen und Muster – all das vermittelt uns Sicherheit und weckt den Anschein, das Leben sei planbar und vorhersehbar. Wir streben nach Kontrolle und haben daher zumeist großen Respekt vor Veränderungen und Ungewissheit, der sich häufig in Form von Ängsten und endlosen Grübeleien zeigt. Wie sehr uns diese Zukunftsängste quälen, hängt stark von unseren bisherigen Erfahrungen und mehr oder weniger erfolgreich erlebten Lebensveränderungen ab. Aber nicht nur die Tatsache, ob wir bisher gut mit dem Wandel der Zeit umgehen konnten, prägt diese Angst – auch das Vertrauen in sich selbst und die Art und Weise, wie wir diesen Ängsten gegenübertreten, beeinflussen maßgeblich, wie viel Macht wir dieser Emotion zusprechen.

Fragen, Ängste, Sorgen – das ist ok so

Dass Situationen wie die aktuelle Corona-Krise existenzielle Fragen und Ängste aufwirft ist bis zu einem gewissen Grad vollkommen normal. Daher ist es auch wichtig, diesen Gedanken und Gefühlen ausreichend Raum zu geben und sich nicht zu zwingen, durchgehend beschwingt und sorgenfrei den Alltag bestreiten zu müssen. Es darf sein, dass man zwischendurch verzweifelt ist… es darf sein, dass die Isolation Frust auslöst und es darf sein, dass die Angst manchmal Einzug hält und unangenehme Fragen aufwirft.

Raus aus der Gedankenspirale – voller Perspektiven

Umso wichtiger ist es dann aber auch, aus diesen Gedankenkreisen ganz bewusst wieder auszusteigen und sich zu fragen:

Was kann ich heute selbst aktiv dazu beitragen, die Zukunft im positiven Sinn mit zu gestalten? Welche Gedanken helfen mir weiter und welche Grübeleien führen nur dazu, dass ich den Kopf in den Sand stecke und handlungsunfähig werde?

 
Verstrickt man sich nämlich in einer Spirale aus „Was-wäre-wenn-Fantasien“, dann wird es zunehmend schwierig, die damit auftretenden Gefühle zu kontrollieren und mit ihnen konstruktiv umzugehen. Angst und Unsicherheit wachsen und erschweren das Treffen rationaler Entscheidungen. Gelingt es aber, die Emotionen auf einer sachlichen Ebene abzufangen, dann schafft das Perspektiven und gibt das so vertraute Gefühl von Kontrolle stückweise zurück. Dies kann beispielsweise dadurch möglich werden, wenn man sich in Erinnerung ruft, welche Krisen man selbst schon in seinem Leben gemeistert hat und wie oft man schon über sich hinausgewachsen ist. Aber nicht nur das – die ganze Welt, ganze Kulturen und Gesellschaften haben schon globale Krisen, Kriege und schwere Krankheiten überwunden und sind teilweise gewiss nicht ohne Schaden, aber auch nicht ohne Wachstum daraus hervorgekommen.

Im Hier und Jetzt – Achtsamkeit im Alltag stärken

Und auf der Basis des Bewusstseins, was man alles schon geschafft hat, ist es dann auch wichtig, mit der eigenen Aufmerksamkeit ganz bewusst immer wieder ins „Hier und Jetzt“ zurück zu kommen und den Fokus auf das zu legen, was im Moment zählt.

Gerade jetzt geht es nämlich gar nicht nur darum, was morgen sein wird – gerade jetzt geht es darum, unsere eigenen Stärken zu erkennen und einzusetzen.

 
Es geht darum, das Beste aus jedem einzelnen Tag zu schöpfen und den Blick auf das Positive nicht aus den Augen zu verlieren. Und es geht darum, sich bewusst zu machen, dass wir am besten in die Zukunft investieren, wenn wir an dem festhalten, was wir jetzt haben und nicht daran, was uns morgen fehlen könnte.

Professionelle Unterstützung
Wenn Sie sich aufgrund der aktuellen Situation überfordert, ängstlich oder verunsichert fühlen, können Sie jederzeit mit einem unserer Psychologen online Kontakt aufnehmen. Gemeinsam finden wir dann einen Weg, ganz gleich was Sie momentan beschäftigt.

Erstellt am: 23. April 2020