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Erfahrungsbericht: Psychotherapie bei Krebs

Ich dachte immer, 35 ist eigentlich ein ziemlich cooles Alter: man ist mitten im Leben angekommen, berufliche Träume beginnen sich zu erfüllen, mit viel Glück darf man sogar einen Partner oder eine Partnerin an der Seite haben und vielleicht das ein oder andere Kleinkind, das rund um die Uhr am Rockzipfel hängt. Ich war überzeugt davon, jetzt bin ich endlich stark genug, um der Welt zu zeigen, was ich drauf habe! Viel Erfahrung im Gepäck und doch noch vital genug, um mit den ganz Jungen mithalten zu können… Ja, 35 ist definitiv ein ziemlich tolles Alter für so vieles, aber ganz sicher nicht für diesen Knoten, den ich da plötzlich gespürt habe und der mein Leben innerhalb weniger Sekunden vollkommen auf den Kopf gestellt hat. Diagnose: Krebs… was soll ich denn damit jetzt bitte anfangen?

Ich hatte bis dahin schon viele Krisen gemeistert und dachte, beinahe jeder Herausforderung gewachsen zu sein. Doch die Panik, die mich mit dieser Diagnose überschwemmt hat, war mir vollkommen neu. Schon bald war mir klar: Alleine schaffe ich das nicht. Ich brauche jemanden, der auch außerhalb der Klinikmauern für mich da ist und mich auffängt, wenn ich den Halt verliere.

 

Psychologische Hilfe bei Krebs

Wenn man mit einer lebensbedrohlichen Krankheit konfrontiert wird, fällt man in eine Art Schockstarre. Man spürt, dass unter der Oberfläche eine Horde an Emotionen darauf wartet, auszubrechen und einem jegliche Stabilität zu rauben. Ich wusste, dass ich nicht ewig die Kraft haben werde, diese Gefühle zu unterdrücken und ich wusste auch, dass ich nicht alleine sein möchte, wenn sie sich Raum verschaffen.

Doch wem in meinem Umfeld kann ich es zutrauen, diesen Ansturm mit mir gemeinsam auszuhalten? Ich denke an meine Eltern, die vor der Krankheit sogar noch mehr Angst haben als ich und ich denke an meinen Mann, der immer versucht, mir Halt zu geben und gleichzeitig so große Angst hat, mich zu verlieren. Nein, diesen Menschen kann und möchte ich das einfach nicht zumuten.

Und so machte ich mich auf die Suche nach einer Psychologin, die sich mit mir gemeinsam in den Kampf begibt. Mir war von Anfang an klar, dass sie mir nicht das Leben retten kann, denn dieser Part liegt bei mir und bei den behandelten Ärztinnen und Ärzten. Und doch weiß ich jetzt im Nachhinein: Ohne meine Psychologin hätte ich es nicht geschafft!

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Emotionale Unterstützung bei Krebs

Mit dem Zeitpunkt der Diagnose war ich in ein straffes Therapieprogramm eingebettet, das mir einen geschützten Rahmen schenkte und die Gewissheit vermittelte: “Es wird aktiv etwas dafür getan, dass du wieder gesund wirst”. Dies gab mir viel Sicherheit und Kontrolle. Solange ich in engem Kontakt mit dem medizinischen Personal war, fühlte ich mich selbstwirksam und stark.

Doch wehe, ich war alleine und es wurde leise um mich: spürte ich wieder diese drängenden Gefühle, die mit aller Macht an die Oberfläche wollten. Ich wusste, wenn ich der Angst jetzt ins Gesicht blicke, dann überfällt sie mich und ich werde sie womöglich nie wieder los. Dann werden all die Fragen ans Tageslicht gespült, die ich mir einfach nicht stellen möchte: Wie werde ich die Therapie vertragen? Kann ich weiter arbeiten oder werde ich viele Monate im Bett liegen? Wird der Wirkstoff dazu beitragen, mich gesund zu machen? Und was, wenn da auch nur irgendeine Kleinigkeit schiefgeht?

Sobald diese Gedanken Raum bekommen, beginnt mein Herz zu rasen und mir wird so übel, dass ich mich kaum auf den Beinen halten kann. Mein ganzer Körper zittert und ein Schwindel umhüllt mich und verschleiert mein Blickfeld, als würde ich durch Nebel irren. Und genau so fühlte ich mich auch – verloren, haltlos, nicht wissend, was vor mir liegt. Immer öfter nahm ich neben der Angst im Verlauf aber auch andere Gefühlsregungen wahr, die ich überhaupt nicht zuordnen konnte: Da ist so unendlich viel Wut und ganz oft auch Trauer, die sich wie ein bleierner Schleier um meine Schultern legt und mich zu Boden drückt.

Dieser Wechsel – das unkontrollierbare Erscheinen der Empfindungen – hinterließ bei mir endgültig das Gefühl, verrückt zu werden. Wie ein Blatt im Wind wurde ich hin und her gerissen und fühlte mich einfach nur hilflos, ausgeliefert und ohne jegliche Ahnung, wie ich damit umgehen soll. Ich wünschte mir so sehr eine starke Person, die mich in den Arm nimmt und mir versichert: Alles wird gut!

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Das erste Mal bei der Psychotherapie für Krebspatient:innen

Mit Beginn meiner Therapie hat sich auch die Krankenhaus-Psychologin bei mir vorgestellt. Ich dachte hoffnungsvoll: Könnte das nun die Person sein, die mir wieder auf die Beine hilft, wenn ich auf meinem Hinterteil lande?

Ich wurde gerade auf der Liege in der Tagesklinik platziert, die Ärztin legte mir eine Leitung in den Arm, durch welchen ich in wenigen Minuten die gefürchtete Chemotherapie bekommen sollte. Direkt vor mir sah ich ein Warnschild, welches dem medizinischen Personal höchste Vorsicht im Umgang mit diesem Medikament nahelegt, da dieses auf der Haut zu massiven Reizungen führen kann. Ich dachte nur: “Wow, und das soll gleich durch meinen Körper gejagt werden?” Ich bekam noch verschiedene Medikamente, um der Übelkeit vorzubeugen und dann sah ich auch schon die leuchtend orange Flüssigkeit. Als hätte sich jemand bei der Entwicklung gedacht: “Wir brauchen eine Farbe, die möglichst gefährlich und alarmierend aussieht!” Diese Eindrücke waren so überwältigend, dass ich die meiste Zeit taub war… und dann fühlte ich mich wieder richtig euphorisch, geradezu unpassend, fröhlich.

Und als ich da so lag und versuchte, meine Gedanken und Gefühle zu sortieren, stand sie auch schon da, als wüsste sie, dass ich sie gerade jetzt brauchen werde. “Hallo! Wie geht es Ihnen heute?” Ich dachte nur “Bitte nicht die Wie geht es Frage! Denn entweder lüge ich und tu so, als wäre alles wunderbar, oder – noch schlimmer – ich sage die Wahrheit und riskiere einen emotionalen Zusammenbruch.” Doch nichts davon geschah: Mit ihrer liebevollen und beruhigenden Art gelang es ihr, mich in ein Gespräch zu verführen, als würden wir uns einfach auf der Straße treffen und uns locker unterhalten. Und so ganz nebenbei konnte ich von meinen Gefühlen erzählen und meine Gedanken teilen, doch – Überraschung – ganz ohne emotionalen Zusammenbruch. Und das Beste: Danach fühlte ich mich überhaupt nicht aufgewühlt oder verzweifelt! Es machte sich ein Gefühl von Ruhe in mir breit und ich wusste: Alles wird gut!

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Krebsbewältigung im Alltag

Da mir das Gespräch mit der Psychologin so gut getan hat, habe ich beschlossen, diese Termine fix in meinen Therapieplan zu integrieren. Mein Schema hat es vorgesehen, alle drei Wochen zur Chemotherapie aufs Universitätsklinikum zu kommen. Ich wollte sie unbedingt bei jedem Mal dabei haben und tatsächlich hat sie es geschafft, sich das so einzuteilen. Die Gespräche haben mich so aufgebaut, dass ich sie am liebsten mit nach Hause genommen hätte.

Denn die eigentliche Herausforderung der Chemotherapie ist ja nicht der Moment, wenn die leuchtende Flüssigkeit durch den Körper gespült wird, sondern die Tage danach. Wenn du spürst: Jetzt wird alles in deinem Körper ausgerottet, das hier nicht hingehört. Und leider auch vieles, das eigentlich schon an seinem Platz bleiben sollte – allen voran die Haare. Denn von diesem Zeitpunkt weg hilft das ganze Schönreden und mit fröhlicher Fassade unter den Tisch kehren nicht mehr: Wenn dir die Chemotherapie erstmal die Haare geraubt hat, dann siehst du bei jedem Blick in den Spiegel – und das sind verdammt viele an einem Tag: Du hast gerade echt ein Problem!

Oft dachte ich an meine Psychologin und hätte mir gewünscht, dass sie mich mit ein paar warmen Worten aufbaut, wenn ich tagelang nichts essen konnte und es nur mit der Hilfe meines Mannes auf die Toilette geschafft habe. Ich wünschte mir so sehr, ein Stück professionelle Unterstützung zu Hause zu haben… im Bett, da wo ich die meiste Zeit verbracht habe. Aber das kann natürlich nicht klappen, oder vielleicht doch?

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Online-Therapie für Krebspatienten

Auf Social Media findet man Werbung für zahlreiche Mental-Health-Apps, die teilweise tolle Angebote haben. Da gab es Entspannungstechniken, Glückstagebücher, Meditationen und Sprüche mit schönen Gedanken. Das, was ich wollte, war aber etwas mehr, etwas persönlicher, etwas tiefer. Und plötzlich hab ich es gefunden: “Instahelp – Psychologische Beratung online … mach noch heute den ersten Schritt”! Oh ja, das wollte ich auf jeden Fall! Eine Psychologin nach Hause holen und dafür nicht einmal das Bett verlassen müssen… Das klang für mich in diesem Moment nach einem kleinen Traum.

Ich habe mir sofort die App heruntergeladen und wurde von liebevollen Grafiken in zarten Pastelltönen empfangen. Die Oberfläche könnte nicht klarer sein – der Weg nicht offensichtlicher: “Beratung starten”! Los geht’s! Mit ein paar einfachen Fragen wurde ich durch den Anmeldeprozess geleitet, um dann meinen “Perfect Match” präsentiert zu bekommen. Cool! Wie beim Dating, nur ohne böses Erwachen, wenn das Profilbild so gar nichts mit der Realität zu tun hat.

Und da war sie dann auch: Die Psychologin, die laut meiner Angaben am besten zu mir passt. Ich muss ehrlich sagen, dass ich immer noch skeptisch war: Kann das echt so einfach sein? Und die Erfahrung hat mir gezeigt: Ja, das kann es! Ich hab die Auswahl bestätigt und bin wenige Sekunden später in der digitalen Praxis gelandet.

Ich konnte direkt starten, meine Gedanken und Gefühle niederzuschreiben, ohne mich im Videochat zeigen zu müssen. Zuerst etwas vorsichtig und distanziert, doch dann bin ich schnell ins Thema eingetaucht und die Worte sprudelten nur so aus mir heraus. “Senden” und weg waren sie. Irgendwie machte sich ein kleines Stück Erleichterung in mir breit – da waren sie nun dahin, meine Sorgen, um in die Hände einer erfahrenen Person zu gelangen. Das fühlte sich richtig gut an!

 
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Psychoonkologie in der Online-Beratung

Es dauerte nicht lange, da hatte ich auch schon eine erste Antwort meiner Therapeutin auf dem Handy. Ich war tatsächlich etwas aufgeregt und trotz des erschreckenden Themas verspürte ich Vorfreude, was da wohl auf mich zukommt. Ihre Worte waren voller Wärme und Zuversicht und hüllten mich irgendwie in eine tröstende Umarmung. Und ähnlich wie damals im Krankenhaus spürte ich: Alles wird gut!

Irgendwie konnte ich mich mit der Videotelefonie aber nach wie vor nicht richtig anfreunden, weil mich mein eigenes Aussehen am Bildschirm eher deprimiert hat. Glücklicherweise haben wir auch dafür eine Lösung gefunden: Ich durfte meine Kamera abstellen und hatte trotzdem ihr freundliches Gesicht am Handy. Und dann begann ein Prozess, der für mich in gewisser Hinsicht lebensrettend war.

Plötzlich war ich nicht mehr alleine mit meinen Gedanken – auch dann nicht, wenn ich es nicht aus dem Bett geschafft hab. Nicht einmal mehr nachts, weil ich wusste, dass ich im Instahelp Chat meine Gedanken zu Wort bringen und dort abladen kann. Ein wenig wie ein seelischer Mülleimer, den jemand am nächsten Tag für mich ausleert.

In den zahlreichen Gesprächen habe ich es nun endlich geschafft, diese drängenden Gefühle an die Oberfläche zu lassen, die schon seit Wochen darauf warten, mich zu überfallen. Und ja, sie haben mich überfallen! Ich habe geweint, ich habe geschimpft, ich habe meiner Angst ins Gesicht geblickt. Ich bin verzweifelt, ich bin davon gelaufen und dann wieder stehen geblieben, um mich zu spüren und wusste dabei immer: Ich bin nicht allein!

Am Anfang der Erkrankung habe ich mir eine Person gewünscht, die stark genug ist, diesen emotionalen Wahnsinn auszuhalten. Meine Therapeutin hat mir nicht nur bewiesen, dass sie diese Person für mich sein kann und will – noch besser: Sie hat mir gezeigt, wie ich selbst diese starke Person sein kann, die all das aushält!

Bist du selbst oder eine:r deiner Angehörigen von Krebs betroffen? Dann sprich mit unseren top ausgebildeten Psycholog:innen und Psychologischen Psychotherapeut:innen! Du kannst jederzeit und jederorts mit ihnen in Kontakt treten und du erhältst innerhalb von 24h eine Rückmeldung.

 

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Häufig gestellte Fragen (FAQs) zur Psychotherapie bei Krebs

1. Wie wirkt sich Krebs auf die Psyche aus?
Die Diagnose Krebs löst eine Vielzahl unterschiedlicher Emotionen aus, denen Betroffene oft hilflos gegenüberstehen. Ängste, Wut, Trauer, Hoffnungslosigkeit – all das ist im Prozess der Erkrankung normal und kann in unterschiedlicher Intensität auftauchen.

2. Wann ist eine psychoonkologische Behandlung sinnvoll?
Jeder Mensch, der als Betroffene:r oder Angehörige:r mit der Diagnose Krebs konfrontiert ist, kann von psychologischer Beratung profitieren, da diese professionelle Unterstützung einen adäquaten Umgang mit den oftmals sehr starken Emotionen ermöglichen kann.

3. Was hilft am besten gegen Angst?
Im Gegensatz zu vielen anderen Panikstörungen ist die Furcht bei einer Krebserkrankung eine reale Angst. Mit Ablenkung und positivem Denken allein kommt man hier also nicht weit. Viel wichtiger ist es, die Angst als Teil des Emotions-Spektrums akzeptieren und verarbeiten zu lernen.

4. Gibt es eine Krebspersönlichkeit?
Die Theorie eines direkten Zusammenhangs zwischen spezifischen Charaktereigenschaften und der Entstehung von Krebs hält sich schon seit vielen Jahren. Aus wissenschaftlicher Sicht ist jedoch bis heute kein signifikanter Hinweis auf eine Krebspersönlichkeit bekannt.

5. Kann psychischer Stress Krebs auslösen?
Der psychische Stress an sich ist nicht der Trigger, der direkt zu einer Krebserkrankung führen kann, wohl aber die Verhaltensweisen, die sich dadurch häufig ergeben. Gestresste Menschen neigen eher dazu, gesundheitsschädigende Stressverarbeitungsmechanismen zu entwickeln und schaden in weiterer Folge dadurch der körperlichen Gesundheit. Allen voran: Nikotin- und Alkoholkonsum, aber auch ungesunde Ernährung oder massiver Bewegungsmangel.

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*Dieser Erfahrungsbericht wurde uns von einer betroffenen Klientin anonym zur Verfügung gestellt. Wir möchten uns für die Erlaubnis bedanken, diesen teilen zu dürfen.

Aktualisiert am: 9. Oktober 2024
Mentale Gesundheit - Instahelp Redaktion