Stress: ein Krankmacher?
Stellen Sie sich vor, Sie fahren mit dem Auto, plötzlich bremst vor Ihnen abrupt ein Autofahrer. Blitzschnell reagieren Sie, indem Sie bremsen und so einen Auffahrunfall verhindern. Bei dieser Schreckreaktion handelt es sich bereits um eine Stressreaktion, die auf ein altes entwicklungsgeschichtliches Muster zurückzuführen ist. Auch andere, vielfältige Stressfaktoren lösen Stressreaktionen aus. Diese Reaktionen alleine sind noch nicht gesundheitsgefährdend, sondern ein lebenswichtiger Vorgang.
Die biologische Stressreaktion [1]
Bei der Stressreaktion werden die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet. Diese Hormone aktiveren das vegetative Nervensystem (Sympathikus, Parasympathikus) und bewirken beispielsweise die Freisetzung von vermehrter Energie in der Skelettmuskulatur, eine erhöhte Muskelspannung und eine verbesserte Gehirndurchblutung. Dadurch wird der Organismus auf Kampf- und Flucht vorbereitet und reagiert sehr schnell. Nachdem die Gefahrensituation (Anforderung) vorüber ist erholt sich der Organismus. Diese Reaktion ist durchaus sinnvoll, um Gefahren zu vermeiden und nicht gesundheitsschädlich. Ein weiteres Hormon ist das Cortisol, welches den Organismus vor den negativen Stressfolgen schützt.
Wie reagieren Sie auf Stress?
Die Reaktionen auf Stressfaktoren sind sehr unterschiedlich und äußern sich auf verschiedenen Ebenen. Die folgende Tabelle zeigt Ihnen, wie Sie auf Stress reagieren, wobei durchaus Mischformen üblich sind.
Gedankliche Reaktion
- Leere im Kopf
- Fluchtgedanken
- Grübeln
- Gedanken wie: „Auch das noch“, „Das geht schief“, „Lass mich in Ruh“, „Halt den Mund“, „Ich schaffe es nicht“
Emotionale Reaktion
- Angst, Panik
- Nervosität, Hektik
- Ärger, Wut
- Gereiztheit
- Versagensgefühle
- Unzufriedenheit
- Hilflosigkeit
Muskuläre Reaktion
- Anspannung
- starre Mimik
- Fingertrommeln
- zittern
- Zähneknirschen
- Schultern hochziehen
- Spannungskopfschmerzen
- Stottern
Vegetative Reaktion
- trockener Mund
- Knödel im Hals
- Herzklopfen
- Blutdruckanstieg
- Übelkeit
- schwitzen
- weiche Knie
- Engegefühl in der Brust
- Harndrang
Gesundheitliche Stressfolgen
Die angeborene Kampf- und Flucht-Reaktion verläuft bei den heutigen Stressfaktoren nur unvollständig. Die Aktivierung bleibt vorhanden, da keine Bewegung auf die Anforderung erfolgt. Die physische und gedankliche Erregung bleibt bestehen.
Durch Dauerstress bleibt der Körper in einem Aktivierungszustand.
D.h. auch in Ruhephasen (Urlaub, Wochenende) kann sich der Organismus nicht erholen. Zahlreiche Studien zeigen die Auswirkungen von Stress auf den Lebensstil (Ernährung, Alkohol, Bewegung, Schlafdefizit) und begünstigen somit die Entstehung von Krankheiten. Ernsthafte psychische und körperliche Erkrankungen sind die langfristigen Auswirkungen von Dauerstress:
- Depressionen, Erschöpfungsdepression, Burnout
- Hypertonie
- Erhöhter Cholesterinspiegel
- Herzinfarkt, Schlafanfall
- Kopf-, Nacken- und Rückenschmerzen
- Diabetes
- Magengeschwüre und Verdauungsproblemen
- Zyklusstörungen bei der Frau, Einschränkung der Samenqualität beim Mann
- Entwicklung des grünen Stars
- Hörsturz, Tinnitus
- Schwächung des Immunsystems
Keinen Stress und keine Stressreaktionen zu haben ist unrealistisch; nur der adäquate Umgang mit Stress ist essentiell. Bereits bei ersten Anzeichen von Stress können Stressbewältigungsstrategien eingesetzt werden, um langfristige Stressfolgeerscheinungen zu verhindern. Ziel ist, die Balance zwischen Stress und Erholung zu finden und so gesund zu bleiben. Hier finden Sie weitere Tipps um emotionalen Stress abzubauen.
Quelle:
[1] Literatur: G. Kaluza: Sicher und gelassen im Stress. Springer-Verlag
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