Mentale Gesundheit - Instahelp
9 Minuten Lesezeit

Hilfe für Helfer:innen – Instahelp x Versicherungskammer

Switch to english version here >>

Wir sind für Sie da – so wie Sie für Schutzsuchende da sind

Der Konzern Versicherungskammer mit seinen rund 7000 Mitarbeitenden ist tief betroffen von den kriegerischen Ereignissen in der Ukraine. Sie zeigen auf schmerz­hafte Weise, dass demo­kratische Grund­rechte und ein souver­änes Mit­ein­ander keine Selbst­ver­ständ­lich­keit sind, dass sogar der Frieden in ganz Europa in Gefahr ist. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und den zahllosen Menschen, die unter der aktuellen Auseinandersetzung im Osten Europas leiden.

Die aktuelle Zeit stellt uns alle vor eine große mentale Herausforderung. Deswegen bestärken wir Helfer:innen, die geflüchtete Personen bei sich aufgenommen haben, mit einem psychologischen Online-Angebot in Zusammenarbeit mit Instahelp:

  • Praktische Tipps und Videos
    Hier finden Sie praktische Tipps und Videos, wie Sie Ihre mentale Gesundheit stärken können. Wir stärken Sie unter anderem dabei wie Sie Traumata erkennen und verstehen, interkulturell zusammenleben und mit Ungerechtigkeit besser umgehen können – und was sie tun können wenn alles zu viel wird.
    Zu den Tipps und Videos >>

 
Weitere Informationen zum Engagement des Konzerns Versicherungskammer finden Sie hier.

↑ Zurück zum Anfang




Hilfe zur Selbsthilfe: Infos und praktische Tipps zur Stärkung Ihrer mentalen Gesundheit

Der digitale Content soll vor allem diejenigen Personen ansprechen, die in ihrer derzeitigen Überforderung einen ersten Schritt in die Richtung der Psychohygiene und Selbstfürsorge machen.

 
 

 

1. Trauma erkennen und verstehen – Tipps im Umgang mit Menschen mit Posttraumatischer Belastungsstörung

Viele geflüchtete Menschen erleben auf ihrer Flucht traumatisierende Situationen. Dieses Trauma hat einen erheblichen Einfluss auf das Leben Geflüchteter und bestimmt dieses noch sehr lange. Als Folgereaktion auf eines oder mehrerer traumatischer Ereignisse kann sich eine posttraumatische Belastungserkrankung (PTSD) entwickeln. Diese äußert sich durch Flashbacks (wiederholende und ungewollte Gedanken), körperliche und psychische Symptome.

In der Betreuung traumatisierter Menschen gibt es Ansätze, wie Sie Unterstützung leisten können. So ist für traumatisierte Menschen das oberste Ziel ein gewisses Sicherheitsgefühl zurück zu erlangen. Durch Ihre Betreuung tragen Sie wesentlich zu diesem Prozess bei. Ebenso helfen können Sie durch Beruhigung und dem Ausstrahlen von Stabilität. Durch bewusstes Einrichten eines regelmäßigen Tagesrhythmusses und körperlicher Betätigung (ohne Überanstrengung) helfen Sie Geflüchteten dabei, ein wenig Stabilität und Beruhigung zu gewinnen. Als letzten Tipp können Sie mit Geflüchteten über das Trauma sprechen. Nach einer akuten Traumatisierung ist es wichtig und heilsam, über das erlebte sprechen zu können. Achten Sie dabei aber darauf, nicht zu viele Details wieder hochkommen zu lassen. Für eine ordentliche Aufarbeitung eines Traumas bedarf es eine professionelle psychologische Begleitung.

2. Der Fels in der Brandung – Wie Sie Geflüchteten die Angst vor Krisen und Unsicherheiten nehmen

Ungewissheit ist ein zentraler Bestandteil der Flucht. “Was passiert in der Heimat?” “Wie ergeht es meiner Familie?” “Was erwartet mich in meinem Zufluchtsort?” Solche Gedanken kommen Geflüchteten nicht selten. So nehmen Sie Geflüchteten die Angst vor Krisen und Unsicherheiten:

  • Halten Sie Ihr Wort! Geben Sie Geflüchteten das Gefühl, dass sie sich voll und ganz auf Sie verlassen können.
  • Versetzen Sie sich in die Lage Geflüchteter! Achten Sie auf ihre Bedürfnisse und zeigen Sie Verständnis für sie. Gehen Sie behutsam mit ihnen um, denn sie haben einiges durchgemacht.
  • Gemeinschaft nimmt Ängste! Betten Sie die geflüchteten Menschen in Ihr soziales Netzwerk mit ein, damit sie merken, dass sie nicht alleine sind.
  • Seien Sie der Fels in der Brandung! Bauen Sie eine Bindung zu den Geflüchteten auf und geben Sie ihnen Halt in einer turbulenten Zeit.
  • Achten Sie auf Ihre persönlichen Ressourcen! Um für andere Menschen da sein zu können, sollten Sie in erster Linie auf deine persönlichen Kraftquellen achten.

3. Tipps im interkulturellen Zusammenleben

Geflüchtete legen oft riesige Distanzen zurück, um ein besseres und sicheres Leben zu finden. Sie verlassen damit ihren kulturellen Raum und suchen Zuflucht in Orten, die nicht der eigenen Kultur entsprechen. Unsicherheiten und Vorurteile können schnell zu Spannungen auf beiden Seiten führen. So können Sie als Gastgeber:in Spannungen abbauen:

  • Angst vor Unbekanntem ist normal, muss aber nicht sein. Lernt man andere Kulturen kennen, merkt man schnell, dass viele Vorurteile unbegründet sind. Versuchen Sie daher negative Vorurteile abzubauen.
  • Seien Sie offen für Neues. Lernen Sie bewusst andere Kulturen kennen und verschließen Sie sich nicht vor ihnen. Dies bereichert Ihre Erfahrungswerte.
  • Kommunikation ist das A und O. Ein respektvoller und verständnisvoller Umgang ist die Basis jeder zwischenmenschlichen Interaktion. Zeigen Sie Respekt, fordern Sie ihn aber genauso auch ein.

Zusammenfassend gesagt: Wer interkulturell kompetent ist, kann mit Menschen eines anderen kulturellen Hintergrundes erfolgreich interagieren. Konkret bedeutet das, dass man sich respektvoll verhält, Verständnis für die andere Kultur aufbringt und sowohl auf seine verbale als auch nonverbale Kommunikation achtet.

4. Ich kann nicht mehr! – Was tun, wenn Ihnen alles zu viel wird?

Nicht nur für Geflüchtete ist die Flucht ein einschneidendes Ereignis, sondern auch für Sie als Betreuer:in geflüchteter Menschen. Die Betreuung ist für Sie ein 24/7 Job und kann Sie schnell an Ihre Grenzen bringen. Daher ist es wichtig, dass Sie sich selbst nicht aus den Augen verlieren und sich bewusst Ihrer mentalen Gesundheit zuwenden. Mit diesen Tipps können Sie besser mit der Fluchtsituation zurechtkommen:

  • Schwäche ist nichts Negatives – sie ist menschlich. Lassen Sie sich von Niemandem einreden, dass es verpönt ist Emotionen zu zeigen. Sie setzen sich einerseits für etwas Gutes ein, sind andererseits tagtäglich mit Schicksalsschlägen konfrontiert. Also steht es Ihnen zu Emotionen zu zeigen.
  • Abgrenzung und Ich-Zeit als Lifesaver für die mentale Gesundheit. Auch, oder gerade in Krisenzeiten ist es extrem wichtig, sich Auszeiten zu gönnen und sich abzugrenzen. Gehen Sie dafür Ihren Lieblingstätigkeiten nach, entspannen Sie sich einmal richtig und versuchen Sie die Schicksale für einen Moment zu vergessen.
  • Auch für Sie gibt es Hilfe. Sie müssen mit nichts alleine fertig werden! Die gleichen Hilfsangebote, die es für Geflüchtete gibt, gelten auch für Sie. Beispielsweise können Sie mit Psycholog:innen daran arbeiten, mit den Belastungen der Betreuung geflüchteter Menschen besser zurechtzukommen.

5. Tipps im Umgang mit Ungerechtigkeiten

Viele geflüchtete Menschen berichten Ungerechtigkeiten vor und während der Flucht. Durch Kriege oder andere Krisen werden sie aus der Heimat vertrieben und auf der Flucht selbst wird man meist sehr schlecht behandelt. Im Zufluchtsort werden Geflüchtete leider auch nicht immer mit offenen Armen empfangen. Mit folgenden Tipps können Sie Ungerechtigkeiten bekämpfen:

  • Gehen Sie als gutes Vorbild voran. Verhalten Sie sich möglichst gerecht und decken Sie Ungerechtigkeiten auf. Kommunikation und das Ansprechen von Ungerechtigkeiten sind von großer Bedeutung.
  • Ungerechtigkeiten einordnen. Manchmal lohnt es sich, die Medaille von beiden Seiten zu betrachten. Nicht hinter jeder Ungerechtigkeit steckt jemand, der etwas Böses vorhat. Manchmal beruhen Ungerechtigkeiten auf Verständigungsproblemen, falschen Vorurteilen oder Unwissenheit.
  • Lassen Sie Ihrer Wut über Ungerechtigkeiten freien Lauf. Vorweg: Physische Gewalt ist niemals eine Lösung! Genauso wenig, wie die Wut an unbeteiligte Dritte rauszulassen. Aber es kann durchaus sinnvoll sein, negative Emotionen niederzuschreiben oder auf eine andere angemessen Art und Weise auszudrücken. Es ist völlig normal auf Ungerechtigkeiten mit Wut oder Traurigkeit zu reagiere, halte diese Emotionen daher nicht zurück.

↑ Zurück zum Anfang
 

 

1. Unterstützung in schwierigen Situationen – Das innere Team

Zusätzlich zu den zuvor vorgestellten Artikeln hat die Instahelp Psychologin Katja Kunert Videos vorbereitet. Hier gelangen Sie direkt zur Playlist.

In diesem Video stellt sie eine Übung vor, die Sie unterstützen kann, wenn Sie vor einer schwierigen Situation bzw. Problematik stehst und eine Lösung suchst. Sie nennt sich das innere Team. In dem Modell des inneren Teams wird unser mentales Innenleben metaphorisch als Team aus realen oder imaginären Personen beschrieben. Dieses Team kann Ihnen dabei helfen, schwierige Entscheidungen zu treffen oder schwierige Situationen zu überwinden, indem jede Person des Teams ihre oder seine Ideen einbringt.

Besonders gut lässt sich die Übung anwenden, wenn Sie sich mit Problemen konfrontiert fühlen und das Gefühl haben, unter der Last dieser Probleme zusammen zu brechen. Sie hilft Ihnen dabei wieder in die Handlungsebene zu kommen und aktiv zu werden.

Wie die Übung genau abläuft, können Sie in folgendem Video anschauen:

2. Momente der Ruhe in Krisenzeiten – So gelingt es!

In diesem Video verhilft Ihnen Instahelp Psychologin Katja Kunert zu einem Moment der Ruhe. Wie schon erwähnt ist die Betreuung geflüchteter Menschen ein 24/7 Job. Schnell läuft man Gefahr, die eigenen Bedürfnisse hintenan zu stellen. Dabei sind persönliche Ruhemomente immens wichtig.

Wir brauchen Ruhemomente für unsere mentale Gesundheit. Unser Gehirn braucht Erholung, um Stresshormone abzubauen. Gerade in Krisenzeiten helfen uns Momente der Ruhe dabei, nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren und für einen kurzen Moment zu uns selbst zu finden.

Im Video zu den Ruhemomenten berichtet Katja Kunert von einer tollen Übung, um Ihnen einen Moment der Ruhe zu schaffen. Diese Übung nennt sich “der innere Garten” und in folgendem Video führt sie die Übung mit Ihnen gemeinsam aus:

3. Belastungsgrenzen erkennen und vermeiden

Dieses Video thematisiert die persönlichen Belastungsgrenzen und zeigt auf, wie man diese erkennt und wie man es schafft, dass man diese nicht überschreiten muss. Vielleicht denken Sie sich, dass Sie über Ihre Grenzen hinauswachsen müssen, da die Geflüchteten Ihre Hilfe brauchen. Aber wenn Sie in der Betreuung Ihrer Schützlinge Ihre eigenen Grenzen permanent überschreiten, dann tun Sie Ihrer mentalen Gesundheit nichts Gutes.

Folgendes können Sie tun, um nicht an Ihre Grenzen gehen zu müssen:

  • Eigene Warnsignale kennenlernen: Was sind Ihre individuellen Stresssymptome?
  • Aufgaben abgeben: Geben Sie rechtliche Angelegenheiten an Rechtsberater:innen und psychische Probleme an Psycholog:innen ab – Sie können nicht alle Rollen einnehmen, ohne Ihre Grenzen zu überschreiten.
  • Auszeiten nehmen: Bewusste Abgrenzung ist wichtig, um Ihre persönlichen Ressourcen wieder aufzufüllen. Beispielsweise können Sie Entspannungstechniken wie die Meditation einüben, sich sportlich betätigen (spazieren gehen) oder Zeit mit Ihren Liebsten verbringen. Alles, was Ihrer mentalen Gesundheit gut tut, ist willkommen.
  • Offen kommunizieren: Machen Sie ganz klar deutlich: Bis hierhin und nicht weiter! Sprechen Sie an, wenn es Ihnen mal zu viel wird. Geben Sie Emotionen wie Überforderung, Angst und Unsicherheit ihren Raum und unterdrücken Sie sie nicht

Erfahren Sie hier mehr über Ihre persönlichen Belastungsgrenzen:

↑ Zurück zum Anfang

Aktualisiert am: 19. Dezember 2022