Tod und Trauer - Elisabeth Feiks (Instahelp)
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Umgang mit dem Tod

In unserer westlichen Gesellschaft wird der Tod oftmals tabuisiert und vor allem als etwas ausschließlich Negatives angesehen. Die meisten Menschen sind erst mit dem Thema konfrontiert, wenn ein geliebter Mensch stirbt oder sie selbst durch eine schwere Krankheit oder einen Unfall dem Tod näher kommen.

Durch meine zehnjährige Arbeit im Krankenhaus habe ich viele Personen kennengelernt, die im Zuge einer Krebsdiagnose oder Ähnlichem anfangen, ihr bisheriges Leben zu hinterfragen und auch oftmals komplett zu ändern. Die Berührung mit dem Tod wirft die Frage auf: Wie möchte ich eigentlich Leben?

Als ich 17 war starb meine erste große Liebe plötzlich. Was neben dem Schock und der Trauer für mich am Schlimmsten war, waren die Reaktionen der Umwelt. Ich merkte, dass viele Menschen Angst vor der Begegnung mit mir hatten, weil ihnen die Themen Tod und Trauer fremd und unangenehm waren und sie einfach nicht wussten, wie sie mit mir umgehen sollten. Dadurch fühlte ich mich oftmals abgekapselt von anderen Menschen, alleine mit meinem Schmerz und den vielen Fragen, die dieses Ereignis in mir hochbrachte. Erst viele Jahre später, während meiner Lehrtherapie zur Psychotherapeutin, war der Raum da, all diesen Gefühlen und Fragen in liebevoller Begleitung zu begegnen.

„Dia de los muertos“ in einem mexikanischen Bergdorf – Tanzen auf den Gräbern

Jetzt gerade befinde ich mich in Mexiko, im Bundesstaat Chiapas in einem kleinen Bergdorf namens Zinacantan, wo die indigene Bevölkerung noch relativ unberührt von der westlichen Welt lebt. Hier habe ich den „dia de los muertos“, den „Tag der Toten“ – vergleichbar mit unserem „Allerseelen“ verbracht.

Auch hier gehen die Menschen an diesem Tag zum Friedhof, um ihren Verstorbenen zu gedenken. Dennoch ist alles anders als bei uns. Der Friedhof lebt. Überall sind die buntesten Blumengestecke arrangiert, die Großfamilien sitzen alle zusammen bei den Gräbern, bringen Essen und Getränke mit, die die Verstorbenen gerne hatten, und konsumieren dies gemeinsam. An fast jedem Grab wird musiziert, auf manchen sogar getanzt. Der Tod wird gefeiert. Er wird als wertvoller Teil des Lebens angesehen, der uns immer wieder daran erinnert, dass unser Leben auf dieser Welt begrenzt ist und uns dazu auffordert, es bewusst zu gestalten.

Dabei verdrängen die Menschen hier aber ihre Trauer nicht. Neben der fröhlichen Mariachimusik ertönen herzzerreissende Klagegesänge. Gemeinsam wird geklagt, getrauert und geweint und im nächsten Moment auch wieder gelacht und gesungen – ganz natürlich und authentisch.

Anregungen für den alltäglichen Umgang mit den Themen Sterben, Tod und Trauer

Den Tod einladen und ihm zuhören

Auch ohne direkte Konfrontation mit dem Tod möchte ich jedem Menschen empfehlen, ihn als Freund zu betrachten und immer wieder in die Gedankenwelt einzuladen, um zu sehen was er einem zeigen kann. Die Fragen „Was wäre, wenn ich jetzt wüsste, dass ich bald sterben werde?“ oder „Was möchte ich im Angesicht des Todes in der Rückschau auf mein Leben vorfinden?“ können einem oft sehr gut aufzeigen, was es im Leben zu verändern gilt und können einem dabei helfen, mehr im Hier und Jetzt zu leben.

In der Trauer ist alles erlaubt

Durch meine persönlichen und professionellen Erfahrungen bei der Begleitung von trauernden Menschen habe ich gemerkt, dass alle Konzepte von „Trauerarbeit“ und „Trauerphasen“ nicht wirklich ausreichen. So individuell wie wir Menschen sind, ist auch unsere Art und Weise um unsere Liebsten zu trauern. Da gibt es kein „richtig“ oder „falsch“. Alle Gefühle wie Unfassbarkeit, Traurigkeit, Verzweiflung, Angst, Sehnsucht, Wut, Erleichterung, Liebe, Verbundenheit, Freude, Erneuerung, Neid, Zorn können da sein – hintereinander, aber auch nebeneinander. Die wichtigste Empfehlung, die ich Ihnen geben kann ist: Lassen sie alles da sein und suchen sie sich den Raum und die Menschen, wo bzw. bei welchem sie ihre Gefühle authentisch ausdrücken können. Teilen sie sich anderen Menschen mit (zum Beispiel in einer Gruppe für Trauernde), schreiben Sie einen Brief an die verstorbene Person, bringen Sie ihre Gefühle im Tanz zum Ausdruck, singen Sie ihr höchstpersönliches Klagelied, finden Sie Ihre eigenen Abschiedsrituale. Scheuen Sie nicht, sich in dieser Zeit auch psychologische Begleitung zu suchen, zum Beispiel über Instahelp.

 

Fotoquelle: (c) Elisabeth Feiks

Aktualisiert am: 18. November 2019