Selbstwert - Elisabeth Feiks (Instahelp)
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Rituelle Dankbarkeit – Rituale für den Alltag

Aus psychologischen Forschungen weiß man, dass sich Menschen, die sich regelmäßig in einen Zustand von „Dankbarkeit“ begeben, subjektiv besser fühlen, weniger depressiv sind, besser schlafen, entspannter sind, altruistischer handeln und vieles mehr.[1] Wo aber haben Dankbarkeitsrituale Platz in unserem schnellen Alltag?

Ich bin als reisende Psychologin in der Welt unterwegs, weil ich sehen möchte, welche Arten zu leben es außerhalb unserer schnelllebigen Leistungsgesellschaft sonst noch auf der Welt gibt und wie wir Menschen unser Leben positiv gestalten können, um Depressionen und Burnout vorzubeugen. Immer wieder begegnen mir unterwegs Menschen mit einem strahlenden Leuchten in den Augen. Sie sehen dich direkt an. Ihr Herz ist offen. Sie besitzen meist wenig materielle Güter, aber sie sind glücklich. Was ist ihr Geheimnis? Ich frage sie nicht. Stattdessen lasse ich mich in ihre Bräuche einführen, um selbst zu spüren, wie diese auf mich wirken. Was mich dabei besonders berührt hat sind die intensiven Dankbarkeitsrituale, die ich miterleben durfte.

Bali: Dankbarkeitsgebet unter dem Wasserfall

In Bali habe ich einen Tempel besucht, der in einen heiligen Wasserfall eingebaut ist. Der Tradition nach wird dort eine Opfergabe für die Götter gebracht (Blumen, Räucherwerk etc.) und während du diese Symbole der Dankbarkeit dem Tempel übergibst, sprichst du alles aus, wofür du im Leben dankbar bist. Anschließend geht es direkt unter den eiskalten Wasserfall, sodass dieses Ritual auch ganzkörperlich erfahren werden kann. Es hat mich ein einfach unglaubliches, wunderschönes Gefühl von Freude und Lebendigkeit durchströmt.

Mexiko: Dankbarkeitsrunde im Stockdunkeln einer Schwitzhütte

Letzte Woche habe ich an einem „Temazcal“ – einem mexikanischen Schwitzhüttenritual nach indigener Tradition teilgenommen. Dort im Stockdunklen zu sitzen, zu schwitzen und ohne sie zu sehen von Menschen verschiedenster Herkunft der Reihe nach zu hören wofür sie dankbar sind, war für mich unglaublich schön und berührend. Mein Herz fliegt jedem einzelnen Menschen zu. Auch wird bei diesem Ritual bewusst, und unterstützt durch körperliche Gesten, jedem Element und der Mutter Natur in tiefer Demut gedankt. Automatisch weiß ich seither jeden Grashalm mehr zu schätzen. „Tlazocamatl“ ist das Wort, das die Ureinwohner Mexikos verwendeten um „danke“ zu sagen. Genau übersetzt heißt es „ich gebe dir Liebe durch meinen Mund“. Für mich ist es ganz deutlich spürbar wie nahe „Dankbarkeit“ und „Liebe“ nebeneinanderliegen.

Europa: Wo haben Dankbarkeitsrituale Platz in unserem schnellen Alltag?

  • Am einfachsten ist es, ein Dankbarkeitstagebuch anzulegen, dem man täglich ein paar Minuten seiner Zeit widmet.
  • Eine andere wunderbare Möglichkeit ist es, sich mit seinem Partner oder anderen Personen des täglichen Lebens jeden Tag die Zeit zu schenken, sich gegenseitig von seinem schönsten Erlebnis des heutigen Tages zu erzählen. Durch das Aussprechen bekommen die Worte oft noch mehr Kraft und meist wird man durch die Erzählungen des/der anderen auch selbst weiter inspiriert. Eine andere schöne Methode ist, wöchentlich einem Menschen einen Brief zu schreiben, in dem man diesem erläutert wofür man ihm dankbar ist.
  • Besonders schön finde ich eine noch tiefere Einbindung in den Alltag, bei der den ganzen Tag über, für jeden schönen Moment, ein Reiskorn von der einen Hosentasche in die andere wandert. Am Ende des Tages kann man deutlich sehen, wie viel Schönheit einem der Tag geschenkt hat.

Dies sind nur ein paar Anregungen. Am besten ist es, Sie erfinden Ihr eigenes höchstpersönliches Dankbarkeitsritual. Je mehr dieses in einen verbalen, kreativen oder körperlichen Ausdruck eingebettet ist, umso intensiver die Erfahrung.

Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren die glücklich sind. (Francis Bacon)

Quelle:
[1] Eid & Larsen, 2008

Fotoquelle: Elisabeth Feiks

Aktualisiert am: 18. November 2019