Nimm’s nicht persönlich, Chef! – Professionell bleiben lernen
Flache Hierarchien, ein gemeinsames Bierchen oder Betriebssport mit den Kollegen nach Feierabend und eine hohe Identifikation mit dem Job – die Unterscheidung zwischen Privatem und Beruflichen wird zunehmend schwerer. Damit einhergehend wird es auch schwerer, Berufliches nicht persönlich zu nehmen. Wie können Sie besser professionell bleiben?
Balanceakt zwischen Privatem und Beruflichem
Man möchte ein gutes Verhältnis zu Kollegen, Vorgesetzten und Mitarbeitern pflegen, eine persönliche Ebene teilen und die eigene menschliche Seite zeigen. Gleichzeitig haben am Arbeitsplatz alle professionelle Rollen, Aufgaben und Ziele. Der Balanceakt zwischen Beruflichem und Privatem gelingt nicht immer. Gerade Führungskräfte und Menschen, deren Beruf einen großen Stellenwert in ihrem Leben einnimmt, tun sich hier oft schwer. Unprofessionelles Verhalten führt aber leider dazu, dass Menschen Dinge persönlich nehmen, die mit ihnen als Person nichts zu tun haben, sondern mit ihrer Funktion. Dies kann auf vielen Ebenen sehr belastend für alle Beteiligten werden. Besonders schwierig ist es, wenn Vorgesetzte in diese Falle tappen: sie buhlen dann um Anerkennung und wollen von ihren Mitarbeiterinnen gemocht werden. Grenzen sich diese von der Arbeit ab oder kündigen, fühlen sich die Chefs persönlich verlassen, verletzt und zurückgewiesen. Nicht selten werden sie den Mitarbeitern gegenüber dann unfair oder gar beleidigend.
Unprofessionelles Verhalten erkennen
Führungskräfte bekommen von Ihren Mitarbeitern aus verständlichen Gründen in der Regel nicht mitgeteilt, dass sie sich unprofessionell benehmen. Sie müssen also selber darauf kommen! Dies ist natürlich sehr schwierig. Ein Hinweis darauf kann sein, dass Sie bemerken, dass etwas bei der Arbeit starke Emotionen bei Ihnen auslöst. Dann sollten Sie aufhorchen! Ob es Gefühle wie Wut, Traurigkeit, extreme Genervtheit oder ein Ungerechtigkeitsempfinden sind oder auch weniger konkrete, wie eine auffällige Unlust zur Arbeit zu gehen oder akuter großer Stress – fragen Sie sich: “Was ist eigentlich los? Was hat sich verändert? Was genau fühle ich?” Nachdem der Auslöser für die unguten Gefühle gefunden ist, können Sie sich fragen, ob dies eine angemessene Reaktion ist oder ob sie etwas zu persönlich genommen haben.
Um hier mehr Klarheit zu erlangen, können Gespräche mit Freundinnen, dem Partner oder einem Therapeuten oder Coach sehr helfen.
Verständnisvoll mit sich sein
Wenn man etwas persönlich genommen hat oder unprofessionell reagiert hat, sollte man verständnisvoll mit sich sein. Unternehmen fördern heutzutage oft eine hohe Identifikation mit dem Job, und dies erschwert Professionalität sehr. Sie haben ja das Ziel, den Mitarbeitern alles zu sein – Familie, Freundeskreis, Ort der Freizeitbeschäftigung und Sinn im Leben.
Viele Menschen verbringen wegen hoher Arbeitsstunden mehr Zeit mit den Kollegen als mit allen anderen Menschen in ihrem Leben. Hier eine innere Distanz zu wahren ist sehr schwer. Falls Sie einen eigenen Betrieb leiten hat dieser natürlich einen ganz anderen Stellenwert in Ihrem Leben, als in dem Leben Ihrer Mitarbeitenden – dies kann man im Arbeitsalltag leicht vergessen. Es ist also durchaus eine Herausforderung professionell zu bleiben. Wenn es mal nicht gelingt, seien Sie verständnisvoll mit sich und nutzen Sie die Gelegenheit sich weiterzuentwickeln.
Eine professionelle Haltung einnehmen
Der Schlüssel zur Professionalität ist Distanz zur jeweiligen beruflichen Situation herzustellen, von außen auf das eigene Empfinden und Verhalten zu schauen und die Situation dann bewusst – und professionell – zu gestalten. Hierzu gibt es verschiedene Wege und verschiedene Stile.
Zum einen ist es wichtig zu verstehen, dass das Leben der Mitarbeiterinnen sich ständig verändern kann. Es ist essenziell, berufliche sowie private Entscheidungen der Mitarbeiter nicht persönlich zu nehmen. Menschen verändern ihren beruflichen Fokus, gründen Familien, ziehen für Partnerschaften in andere Städte, wollen weniger arbeiten oder mehr Karriere machen, möchten neue Erfahrungen in anderen Unternehmen sammeln etc. – und all dies hat absolut nichts mit Ihnen zu tun und gehört zum Arbeitsleben dazu. Wie überall im Leben ist alles ständig in Bewegung und im Wandel, ohne dass Sie es kontrollieren können!
Professionell bleiben
Überlegen Sie sich, was Professionalität für Sie bedeutet und entwickeln Sie Ihren persönlichen Führungsstil. Machen Sie sich dazu Notizen und schauen diese immer mal wieder an. Auf diese Weise erinnern Sie sich an Ihre selbst gesetzten Maßstäbe, statt im Affekt und emotional zu handeln. Schaffen Sie sich regelmäßige Termine, die der Reflexion Ihres Führungsverhaltens dienen und die Sie einhalten. Bitten Sie, falls vorhanden, Vorgesetzte um Feedback. Auch professionelle Hilfe von Dritten kann hier wiederum sehr konstruktiv sein. Viel Erfolg beim professionell bleiben lernen!
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