Mentale Gesundheit - Nicole Inez Fuchs
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Studien zu psychischen Auswirkungen der Corona-Krise

Wir Menschen sind Gewohnheitstiere und brauchen regelmäßig soziale Kontakte sowie ein gewisses Maß an Sicherheit. Was normalerweise Teil unserer Lebensqualität ist, fand jedoch in der Quarantäne, bedingt durch die Corona-Krise, nicht wie gewöhnlich Platz. Mit einem Schlag war es nicht mehr möglich, seine Liebsten zu sehen, seinen Gewohnheiten nachzugehen und mit Sicherheit sagen zu können, was die Zukunft bringt. Wie sich das auf unsere Psyche niederschlägt, wurde bereits in Studien zu psychischen Auswirkungen der Corona-Krise untersucht. Lesen Sie mehr dazu in diesem Artikel.

Corona-Pandemie: Studien zu psychischen Auswirkungen

Da wir noch immer mitten in der Corona-Krise sind, wenn auch schon abgeschwächt, gibt es noch keine Ergebnisse über die psychischen Langzeitauswirkungen von Corona. Dennoch gibt es Untersuchungen bezüglich der Folgen auf unsere psychische Gesundheit der Quarantäne und Einschränkungen. So gibt es etwa eine Studie zu psychischen Auswirkungen der Donau-Universität Krems und des Österreichischen Bundesverbandes für Psychotherapie (ÖBVP). Sie zeigt eine deutliche Zunahme an psychischen Problemen.

So hat der ÖBVP herausgefunden, dass schon nach zwei Wochen Ausnahmezustand, 70 Prozent der Psychotherapie-Patienten nur negative Folgen der Maßnahmen gegen COVID-19 bemerkten. Diese sind Einsamkeit, Angst und Isolation. 16,3 Prozent bemerkten sowohl positive als auch negative Folgen, lediglich 8,5 Prozent keine. Betroffene beschrieben, dass die psychischen Problem stärker wurden. Außerdem seien bereits überwunden geglaubte Traumata wiedergekehrt.

Die Studie zu psychischen Auswirkungen der Maßnahmen zeigte vor allem, dass Einsamkeit, Angst und Beengtheit durch die Familie vorherrschen. Darüber hinaus machen sich viele Sorgen um ihre finanzielle und wirtschaftliche Zukunft. Die Auskünfte stammen von 1.547 berechtigten Psychotherapeutinnen in Österreich.

Studien zu psychischen Auswirkungen der Corona-Krise bei jungen Menschen

Eine weitere Untersuchung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) beschäftigte sich mit der Frage, wie sich die Corona-Pandemie auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen auswirkt. Dazu wurden 1.000 Kinder und Jugendliche zwischen 11 und 17 Jahren sowie 1.500 Eltern von 7- bis 17-Jährigen online befragt. Auch wenn die endgültigen Ergebnisse erst in Kürze vorliegen, haben die Wissenschaftler Vermutungen, wie diese aussehen könnten.

Anstieg in Depressionen und Angststörungen

Basierend auf internationalen Studien, die zeigten, dass in der Krise bei jungen Menschen Angststörungen, Depressionen und Stress zunehmen, gehen Wissenschaftler von folgendem aus: Da die Corona-Krise zu Veränderungen des Soziallebens führt, würde daraus auch eine Minderung der gesundheitlichen Lebensqualität resultieren. Außerdem würden die Umstände zu mehr psychischen Problemen führen.

Umfrage bezüglich Karriere und Corona

Der Arbeitsklimaindex der Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich kam zu folgenden Ergebnissen bezüglich Karriere: Viele der Befragten hatten Existenzsorgen, auch wenn die Maßnahmen wie Homeoffice und Kurzarbeit akzeptiert wurden. Eltern (vor allem von schulpflichtigen Kindern) empfanden mehr Stress durch Homeoffice. 53 Prozent gaben an, sich gestresst zu fühlen. Betroffene ohne Kinder fanden Homeoffice entspannter als arbeiten im Büro. Die Zahlen stammen aus März 2020.

Internationale Studie: Corona-Pandemie herausfordernd

Eine internationale Studie, unter Leitung der Akademie für Arbeitsgesundheit der DPFA-Weiterbildung GmbH, fand heraus: Über die Hälfte (55 Prozent) der Teilnehmer in Deutschland sahen die Corona-Pandemie als herausfordernd. Dennoch zeigten sie sich positiv. In dem Sinne, dass es für die Situation eine Lösung gibt. Nichtsdestotrotz erlebten 48 Prozent die Corona-Krise als Bedrohung. Die Quarantäne wurde von 40 Prozent als Belastung wahrgenommen. Die größten Probleme stellten das Fehlen an körperlichen Kontakt und Schlaf sowie hoher Medienkonsum dar.

Studien zu psychischen Auswirkungen der Corona-Krise: Was Sie tun können

Um die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit einzudämmen, empfiehlt sich, psychologische Unterstützung zu holen. Bei der Begleitung durch einen Experten lernen Sie, mit Ihrer Hilflosigkeit und der Isolation umzugehen. Sollten Sie extrem unter der Corona-Krise leiden, zögern Sie nicht, sofort jemanden zu kontaktieren. Auch Online-Interventionen können psychische Probleme verhindern. Ihre Vorteile sind: Ein leichter Zugang und Flexibilität. Sowohl finanzielle als auch soziale Ängste können dadurch aufgearbeitet werden.

Hier finden Sie noch eine Zusammenfassung der Studienergebnisse:

Studienergebnisse bezüglich Corona-Krise und Psyche

Wir alle sitzen im selben Boot. In der Corona-Krise geht es vielen Menschen wie Ihnen. Jeder geht mit den Einschränkungen und Folgen anders um. Das Gute ist: Auch diese Krise wird ganz vorbeigehen. Sollten Sie merken, dass Sie darunter leiden, bleiben Sie damit nicht alleine. Zum Glück gibt es zahlreiche Hilfsangebote, durch die Sie sogar gestärkt aus schweren Zeiten gehen können.

 

Quellen:
https://www.donau-uni.ac.at/de/aktuelles/news/2020/psyche-durch-corona-masznahmen-belastet.html
https://www.uke.de/kliniken-institute/zentren/das-kinder-uke/index.html
https://www.dpfa.de/die-dpfa-akademiegruppe/presse/beitrag/studie-corona-und-psyche-optimismus-in-bedrohlicher-situation-435
Springer Nature Switzerland AG 2019 65 D. Huremović (ed.), Psychiatry of Pandemics, https://doi.org/10.1007/978-3-030-15346-5_6
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Aktualisiert am: 5. Januar 2021