Mentale Gesundheit - Kerstin Schuller
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Reflexion – Strategien zu mehr Freiheit in Beruf und Alltag

Mercedes Motorsportchef Toto Wolff hat uns in den vergangenen Wochen schon einiges über die Bedeutung der mentalen Gesundheit in seinem Leben verraten. Wir haben gelernt, wie er mit Hochstress umgeht, was er unter Achtsamkeit versteht und wie er diese in den Alltag integriert. Im neuen Modul dreht sich nun alles um das Thema “Selbstreflexion” – das bewusste Wahrnehmen der eigenen Bedürfnisse, den permanenten Kampf gegen das Gefühl, fremdgesteuert zu sein und die Vorteile, die ein realistisch kritisches Betrachten unserer eigenen Emotionen und Verhaltensweisen bringen kann.

Ein ständiger Kampf um den eigenen Freiraum

Toto Wolff sagt:

“Ich entscheide, wann ich mit wem sprechen möchte – das ermöglicht mir Freiräume, nachzudenken.”

 
Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie viel von dem, was Sie tagtäglich tun, eigentlich wirklich Ihren eigenen Wünschen und Bedürfnissen entspricht? Termine, Anrufe, E-Mails oder eine Flut von WhatsApp-Nachrichten – ein Wasserfall an Informationen, der tagtäglich auf uns einströmt, ganz egal, ob wir das wünschen oder nicht. Toto Wolff erzählt in seinem Video von einer ganz bewussten Entscheidung, sich gegen diesen permanenten Strom zu stellen. Sein Entschluss: keine sozialen Medien mehr, kein permanentes Scrollen durch den neuesten Instagram-Feed. Er selbst möchte entscheiden, wann er mit wem spricht und sich damit Freiräume schaffen, um nachzudenken.

Vom Langstreckenflug zur bewussten Reflexion

Wenn man sich bewusst dazu entscheidet, alte Gewohnheiten über Bord zu werfen, dann erfordert dies viel Kraft und Disziplin. Toto Wolff beschreibt zwar eine enorme Erleichterung durch die Entscheidung, die Fremdbestimmtheit nicht mehr bedingungslos hinzunehmen, gesteht aber auch ganz ehrlich, dass dies viel Einsatz und Geduld mit sich selbst erfordert. Eine Möglichkeit um Selbstreflexion in den Alltag zu integrieren ist, das eigene Gehirn in “Leerzeiten” und Pausen zur Ruhe kommen zu lassen und es nicht mit Smartphone und Co. vom eigenen Denken abzuhalten. Dazu benötigt es keinen speziellen Ruheraum – selbst ein stressiger Alltag bietet immer wieder mal ein paar Minuten, die zum Nachdenken anregen können: Warten an der roten Ampel, Stehen an der Kassa im Supermarkt oder – wie bei Toto Wolff – das Starren an die Flugzeugdecke im Rahmen einer langen Reise.

Warum tue ich etwas? Welche Emotionen treiben mich an?

Selbstreflexion bedeutet, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und auch realistisch kritisch zu betrachten, welche Motive hinter meinen Handlungen stehen.

  • Warum tue ich etwas?
  • Welche Emotionen und Gründe treiben mich an?
  • Entsprechen diese meinen Werten, Wünschen und individuellen Prioritäten?

Wie bei beruflichen Projekten ist es auch im persönlichen Alltag von großer Bedeutung, immer wieder mal einen Schritt zurück zu treten und sich zu fragen, ob das eigene Leben tatsächlich dem entspricht, was man sich selbst wünscht oder ob es vielleicht an dieser oder jener Stelle Dinge gibt, die zu adaptieren sind.

Mit Selbstreflexion zu persönlichem Wachstum

Sich selbst und seine Bedürfnisse gut zu kennen und immer wieder einen kritischen Blick darauf zu werfen bringt viele Vorteile für unseren gesamten Alltag. Wenn wir ganz genau wissen, was wir wollen, hilft dieser Prozess dabei, bewusste Entscheidungen zu treffen und besser auf Ziele hinarbeiten zu können. Wir lernen, konstruktiver mit Konflikten umzugehen und sind bereit, aus unseren Fehlern zu lernen. Basierend auf einer reflektierten Entscheidung haben wir die Möglichkeit, auch Rückschläge leichter verkraften zu können, da wir uns nicht fremdgesteuert fühlen und damit die Gewissheit spüren, das Leben und unser Verhalten unter Kontrolle zu haben. All dies führt zu persönlichem Wachstum, stärkt die psychische Widerstandskraft und macht uns resistenter gegen Stress.

Die berühmten 21 Tage zum Erfolg

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass es in etwa 21 Tage dauert, bis man neue Dinge lernt oder sich neue Gewohnheiten aneignen kann. Für diverse Routinen ist das längst bekannt und man weiß auch, dass das Einführen regelmäßiger Rituale und Strukturen diese “Phase der Geduld” erfordert, bis Sie zur Selbstverständlichkeit werden. Auch für die Selbstreflexion gilt: Nichts geht von heute auf morgen und es erfordert einiges an Übung, bis dieser Prozess in Gang gebracht wird.

Instahelp-Psychologin Jasmin Sadeghian erzählt in ihrem Video ausführlich darüber, was die psychologischen Hintergründe zum Thema Selbstreflexion sind und zeigt auch eine Übung, die man ganz schnell und unkompliziert in den eigenen Alltag integrieren kann.

Erstellt am: 26. August 2020