Selbstwert - Sabine Otremba
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Wenn uns der innere Saboteur blockiert

Manchmal fühlt sich das Leben wie ein Film an. Dummerweise handelt es sich dabei um „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Im Film ist der zynische Hauptakteur Bill Murray in einer Zeitschleife gefangen, die ihn dazu zwingt, stets ein und denselben Tag zu erleben. Wenn wir zu denen gehören, deren innerer Saboteur heimlich das Ruder übernommen hat, geht es uns ganz ähnlich.


Wir stehen immer wieder vor denselben Problemen, als hätten wir ein nie enden wollendes Déjà-vu. Theoretisch wissen wir, was gut für uns ist. Doch praktisch agieren wir eher wie fremdgesteuert und tun das, was uns schadet. Grund hierfür kann der innere Saboteur sein.

Verhaltensweisen, die auf den inneren Saboteur hindeuten können

Mal legen wir anderen gegenüber ein völlig unangemessenes Verhalten an den Tag. Mal sind wir so ungeduldig, dass wir erfolgversprechende Projekte torpedieren, ehe sie überhaupt richtig anlaufen konnten. Oder blenden wider besseren Wissens alle Warnsignale aus. Abhängig davon, welche Strategien der innere Saboteur verwendet, ist es nicht leicht, ihm auf die Schliche zu kommen. Zumal er uns – vermeintlich – auch nicht immer nur Böses will. Bei folgenden Verhaltensweisen lohnt es sich allerdings, sehr genau hinzuschauen:

  • Neues mit einer zu hohen Erwartungshaltung beginnen: Gehen wir immer wieder mit nahezu utopischen Erwartungen an eine Sache heran? Und setzen uns in diesem Zusammenhang auch zeitlich extrem unter Druck? Das kann aufs Konto des Saboteurs gehen. Ob wir nun von der Pike auf das Fotografieren erlernen wollen, beruflich durchstarten oder nur unsere Social-Media-Präsenz bekannter machen wollen – mit unrealistischen Erwartungen ist Frust vorprogrammiert. Daraus resultiert oft, dass wir aufgeben, ehe es richtig losgeht. Richtig losgehen kann. Und das ist Gift fürs Selbstwertgefühl.
  • Mit dem Kopf durch die Wand wollen: „Das eigene Ding durchzuziehen“ ist richtig und wichtig. Dennoch sollten wir dabei in der Lage sein, uns und unser Tun regelmäßig zu hinterfragen. Um es auf Sinn und Nutzen hin zu überprüfen. Vor allem dann, wenn wir mit dem Schädel stets stur durch die Wand wollen, nur um bald darauf wieder vor den immer gleichen Problemen zu stehen.
  • Angst vor Entscheidungen: Gelegentlich befinden wir uns in Situationen, die uns nur noch unglücklich machen. Und in denen uns dennoch der Mut fehlt, Entscheidungen zu treffen. Wir würden den Job am liebsten kündigen, haben aber keinen Plan B in der Tasche? Dann sabotieren wir uns eben selbst. Geben Arbeiten grundsätzlich auf den letzten Drücker ab. Oder sorgen unbewusst dafür, dass wir unsere Arbeit so schlecht wie möglich machen, damit uns die Entscheidung, die wir nicht treffen wollen, vielleicht vom Chef abgenommen wird.
  • Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluss – der Saboteur wünscht sich stattdessen aber reißende Stromschnellen. Also sorgt er dafür, dass wir ein bisschen mehr Drama im Leben haben. Die Beziehung läuft angenehm unaufgeregt, also brechen wir immer wieder kleine Streits vom Zaun. Oder gehen gleich fremd. Zu Verabredungen mit Freunden kommen wir stets zu spät und erklären aller Welt blumig und ausschweifend, wie es dazu kam. Anstatt an unserem Zeitmanagement zu arbeiten oder uns ein bisschen zu disziplinieren.
  • Vom Umgang mit Fehlern: Niemand macht gerne Fehler, nichtsdestotrotz passieren sie. Wenn wir uns selbst sabotieren, kann sich das u.a. an unserem Umgang mit Fehlern zeigen. Hellhörig sollten wir werden, sobald uns bewusst wird, dass wir uns für unfehlbar halten und für unsere Probleme grundsätzlich nur andere verantwortlich sind. Auch wenn wir dazu neigen, eigene Fehler unnötig aufzubauschen, ist Aufmerksamkeit angesagt. Etwa, wenn wir nach jedem kleinen Fauxpas in Selbstmitleid versinken und uns in Grund und Boden schämen. Uns noch Jahre später für längst vergangene Fehler quälen. Oder aus Angst vor weiteren Fehlern vielleicht überhaupt nicht mehr aktiv werden.

Das sind ein paar der bewährten Selbstsabotagestrategien, mit denen wir uns wirkungsvoll ausbremsen. So dass wir permanent unter unseren Möglichkeiten leben. Die Erkenntnis, dass wir uns selbst so häufig im Weg stehen, ist schmerzhaft sein. Und anzuerkennen, dass wir viele Dinge nur halbherzig angingen und sie deshalb zum Scheitern verurteilt waren, tut weh. Schlimmer ist es allerdings, bis zum St. Nimmerleins-Tag so weiterzumachen wie bisher. Weil wir so nie das erreichen werden, was möglich wäre. Und das würden wir eines Tages mit Sicherheit bereuen.

Bill Murray gelingt es am Ende des Films übrigens, der Zeitschleife zu entrinnen. Und wenn es uns gelingt, unseren inneren Saboteur mit ein paar Trick (mehr dazu demnächst) an die Kette zu legen, schaffen wir das auch.

Fotocredits: iStock.com/splendens

Aktualisiert am: 18. November 2019