Ängste und Phobien - Christiane Maier-Plos (Instahelp)
4 Minuten Lesezeit

Der Angst begegnen

Furcht und Angst begleiten jeden Menschen. Angst zählt wie Ärger, Wut, Freude, Liebe und Trauer zu den grundlegenden Gefühlen. Einerseits ist Angst ein sehr nützliches Gefühl, indem Angst hilft, Gefahren zu erkennen und ebendiesen zu entkommen. Andererseits kann Angst ein Hindernis sein, das zu tun, was man gerne tun möchte (Prüfungen absolvieren, Auto fahren, auf den Berg gehen, Kontakt mit anderen Menschen aufnehmen). In diesem Fall wird das Gefühl der Angst überaus dominant und erlangt sehr viel Macht im Leben eines Menschen.

Angst – eine biologische Alarmreaktion

Angst ist ein biologisches Warnsignal bei einer Bedrohung und löst eine Alarmreaktion im Körper aus – ähnlich einer Stressreaktion: Herzklopfen, schnelle Atmung, Anspannung der Muskeln, Anstieg des Blutdrucks. Der Organismus reagiert schnell mit einer Kampf- und Fluchtreaktion. Der Verstand hingegen wäre viel zu langsam für eine adäquate Reaktion.

Angsterkrankungen

Bei übermäßigen Ängsten – gekennzeichnet von häufig lang andauernden, starken, körperlichen Reaktionen – werden Wohlbefinden und Lebensqualität deutlich gemindert. Anfängliche kleine Einschränkungen im Alltag führen schließlich zu Rückzug und Vermeidung. Bei diesen Anzeichen sollte professionelle Hilfe aufgesucht werden, da unbehandelte Ängste Depressionen zur Folge haben können. Grundsätzlich unterscheidet man folgende Angsterkrankungen: Phobien (Angst vor Tieren, Dingen und Orten), soziale Ängsten (Angst im Mittelpunkt zu stehen, Angst vor Kritik, Prüfungsangst), generalisierte Ängste (ständiges sich Sorgen über Alltägliches) und Panikattacken (akute Angstanfälle).

Tipps zur Abschwächung von Angstgedanken

  • Begeben Sie sich trotz Angst in die Situation oder bleiben Sie in der Situation (z.B. Prüfung, Auto fahren, Bus fahren)
  • Verändern Sie Ihre Körperhaltung: Ängste äußern sich körperlich durch hochgezogene Schultern, runden Rücken und eingezogenen Nacken. Stattdessen: Aufrichten, Schultern zurückziehen, Brustbein hervorheben, Kopf heben und nach vorne schauen. Den ganzen Körper anspannen, eventuell die Hände zu Fäusten ballen. Körperspannung für einige Sekunden halten und dann wieder locker lassen; eventuell mehrmals wiederholen. Wenn Sie das nächste Mal Angst verspüren, versuchen Sie, diese Körperhaltung kurzfristig einzunehmen.
  • Vorstellungsübung zur Entlastung: Schicken Sie Ihre Angstgedanken wie Luftballons in den Himmel. Nehmen Sie eine entspannte Körperhaltung ein und stellen Sie sich jeden Angstgedanken als Luftballon vor. Nun beobachten Sie, wie sich die Luftballons langsam wegbewegen, vielleicht auch kurz wieder zurückkehren und dann ihren Weg weiter fortsetzen bis sie aus dem Blickfeld verschwunden sind …
  • Mutmachende Sätze: „Erst einmal Ruhe bewahren“, „Ich werde das schaffen“, „Ich werde es durchstehen“, „Es gibt Schlimmeres“ etc.
  • Erinnern Sie sich an Situationen, die Sie bereits bewältigt haben (bestandene Prüfungen, Autofahrt, Blutabnahme, Spritzen, Bergtour).
  • Unterscheiden Sie zwischen realen Auslösern und Ihren Vorstellungen: Bei einer realen Bedrohung macht es Sinn Schutz zu suchen, zu fliehen, Hilfe zu holen oder sich zu wehren. Beispielweise befinden Sie sich auf einem Berggipfel und blicken in die Tiefe; ein Schritt nach vor und Sie würden abstürzen (realer Auslöser). In diesem Fall ist die Angst ein hilfreiches Warnsignal und Sie werden blitzschnell einen Schritt rückwärts machen und sich in Sicherheit bringen. Wenn Sie sich jedoch Zuhause befinden und sich ausmalen, wie gefährlich eine Bergwanderung sein könnte und Sie womöglich abstürzen könnten, handelt es ich um Ihre Vorstellungen und Phantasien; der Körper reagiert wie bei einer realen Bedrohung mit einer Alarmreaktion.

Der amerikanische Philosoph Ralph Waldo Emerson beschreibt im folgenden Zitat das Allerwichtigste im Umgang mit Ängsten:

“Wer nicht täglich seine Furcht überwindet, hat die Lektion des Lebens nicht gelernt.”

 
In diesem Sinne bietet jeder Tag die Gelegenheit sich seiner Ängste zu stellen, der Angst die Macht zu nehmen und neue Erfahrungen zu machen.

Zum Nachlesen:
Morschitzky, H. & Sator, S. (2002). Die zehn Gesichter der Angst. Ein Selbsthilfe-Programm in 7 Schritten. Düsseldorf: Walter-Verlag.

Fotoquelle: (c)iStock.com/PongsakornJun

Aktualisiert am: 7. Februar 2024