Ängste und Phobien - Nicole Inez Fuchs
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Soziale Phobie: Ursachen und Symptome der Störung

Ingrid ist zu einem Event eingeladen. Als sie dort ankommt, herrscht dort bereits ausgelassene Stimmung: Die Gäste lachen, unterhalten sich und einige winken ihr zu. Normalerweise würde dieses Szenario als angenehm wahrgenommen werden. Doch dem ist nicht so, denn sie hat Angst vor Menschen. Ingrid leidet an einer Sozialen Phobie. Das bedeutet, das beschriebene Szenario lässt sie unwohl fühlen, denn sie macht sich Gedanken um die Bewertung anderer. Sie fühlt sich unwohl unter Menschen zu sein. Doch worin liegen die Ursachen von Sozialer Angst? Das erfährst du in diesem Artikel.

 

Wie verbreitet sind Soziale Phobien?

Ingrid ist nicht alleine mit ihrer Diagnose. Denn diese psychische Erkrankung gehört zu den häufigsten. Zwischen 7 und 12 % erleiden zumindest einmal in ihrem Leben eine Soziale Phobie. Dabei sind Frauen eineinhalb Mal häufiger betroffen. Die Erkrankung tritt meist bereits im Jugendalter auf und ist eine Form der Angststörung und zählt zu den phobischen Störungen. Das Grundgefühl, von dem sie alle geleitet werden ist “Ich habe Angst.”

5 Fakten zur Sozialphobie

 

Welche Symptome sind typisch für eine Soziale Phobie?

Wie am Beispiel von Ingrid bereits angedeutet, machen sich Menschen mit einer Sozialphobie Gedanken darüber, ob sie von anderen Personen als seltsam, peinlich oder gar lächerlich bewertet werden. Im weiteren Sinne haben sie Angst vor Menschen und fühlen sich unwohl in ihrer Gegenwart. Dabei sind ihnen normale Handlungen, wie zum Beispiel das Gehen, Essen oder Sprechen, unangenehm. Aus Angst vor einer negativen Bewertung, erröten sie meist in der Gegenwart anderer. Hinzu kommt, dass sie oft schwitzen oder zittern. Diese Anzeichen sind Betroffenen ebenfalls unangenehm. Sie befinden sich in einem permanenten Angstzustand, wenn sie unter Menschen sind und fühlen sich unwohl.

Sie können in jeder öffentlichen Situation Angst empfinden. Außerdem tun sie sich schwer damit, mit anderen Kontakt aufzunehmen. Solche Umstände vermeiden Sozialphobikerinnen und Sozialphobiker so gut es geht. Wenn sie nicht vermieden werden können, stellen sie sich der Situation mit großer Angst. Diese äußert sich etwa durch Herzrasen, Übelkeit, Durchfall oder Anspannung der Muskeln. Auch Panikattacken sind möglich. Bist du dir unsicher, bis wann man von Angst und ab wann man von Angststörung spricht?

Folgende Anzeichen können auf die Soziale Phobie hindeuten:
✔️ Angst vor Bewertung
✔️ Furcht vor Bloßstellung
✔️ Meiden sozialer Situationen
✔️ Verzerrtes Selbstbild
✔️ Erröten in der Öffentlichkeit
✔️ Unwohlsein unter Menschen

Um weitere Informationen zu den Ursachen, den Symptomen und der Behandlung von Ängsten zu erfahren, schaue das Video unserer Instahelp-Psychologin Kerstin zum Thema “Ängste überwinden” an

Wie verläuft eine Soziale Phobie?

Die Erkrankung verschwindet ganz selten von alleine. Besonders bei Erwachsenen bestehen die Symptome meist dauerhaft. Durch eine adäquate Behandlung stehen die Heilungschancen jedoch gut. Meist geht eine Soziale Angst mit anderen psychischen Erkrankungen, wie Depressionen, Abhängigkeitserkrankungen oder somatoformen Störungen einher. Wobei die Sozialphobie meist zuerst auftritt. Unbehandelte Soziale Phobien erhöhen das Risiko, in eine Depression zu triften oder für Substanzmissbrauch. Nicht selten mündet sie in Einsamkeit und Isolation. Bist du dir unsicher, ob du über ein gutes soziales Netzwerk verfügst? Mache gerne unseren Selbsttest zum Thema psychologisches Netzwerk und Einsamkeit.

Welche Ursachen hat die Soziale Phobie?

Zur Entstehung einer Sozialphobie tragen mehrere Faktoren bei:

  • Belastende Lebensereignisse: etwa der Tod eines nahe Angehörigen
  • Persönlichkeitsausprägungen: beispielsweise Schüchternheit
  • Destruktive Denkstile: zum Beispiel ein negatives Selbstbild, hohe Erwartungen an sich selbst
  • Fokus auf eigene körperliche Symptome und die Verschlimmerung dieser (zum Beispiel Schwitzen)
  • Genetische Veranlagung: Vererbung
  • Kontrollierender, wenig emotionaler Erziehungsstil und Überbehütung in der Kindheit
  • Schlechte Erfahrungen mit anderen Personen: zum Beispiel Mobbing

Wie wird eine Sozialphobie diagnostiziert?

Die Diagnose kann seitens Expertinnen und Experten wie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, Psychologinnen und Psychologen oder Psychiaterinnen und Psychiatern anhand im ICD-10 definierter Kriterien gestellt werden: Dazu müssen die Beschwerden intensiv sein und seit mindestens sechs Monaten bestehen. Dabei sind eine oder mehrere gesellschaftliche Situationen betroffen und die Symptome treten beinahe immer in diesen auf. Hintergrund der Angst sind die befürchtete negative Bewertung durch andere. Diese Befürchtungen führen dazu, dass solche Situationen vermieden werden, da sie zu großem Stress führen. Für einen Außenstehenden sind diese Befürchtungen nicht nachvollziehbar.

Tests zur Sozialen Phobie

Psychologinnen und Psychologen könne auch bestimmte Tests mit Betroffenen durchführen, um die Vermutung einer Sozialen Phobie zu bestätigen. Zum Beispiel kann die Soziale Phobie Skala (Davidson et al., 1991) genutzt werden, um die charakteristischen Symptome der Sozialphobie zu untersuchen. Ein weiterer Test ist das Social Phobia and Anxiety Inventory (Turner et al., 1989), von dem es auch eine spezielle Version für Kinder gibt (Beidel et al., 1995).

Wie wird eine Sozialphobie behandelt?

Eine Soziale Angststörung ist gut behandelbar, wird sie jedoch nicht behandelt, ziehen sich Betroffene immer mehr zurück. Besonders wirksam, um die Soziale Phobie zu überwinden, haben sich die Expositions- und kognitive Verhaltenstherapie gezeigt. Bei der Expositionstherapie geht es darum, dass sich die Sozialphobikerin oder der Sozialphobiker unter Begleitung der angstauslösenden Situation aussetzt. Damit soll er/sie sich daran gewöhnen und langsam die Angst davor verlieren. Eine weitere Methode ist die kognitive Verhaltenstherapie. Dabei lernen die Betroffenen, verzerrte Gedanken zu erkennen, ihr verfälschtes Denken zu kontrollieren und ihr Verhalten dementsprechend anzupassen. Um die Soziale Phobie zu überwinden, können in manchen Fällen auch Medikamente verschrieben werden. Der Sozialphobie entgegenwirkende Medikamente werden Psychopharmaka genannt.

Wenn auch du an einer Sozialen Phobie leiden solltest oder dich fragst “habe ich eine Sozialphobie?”, lasse nicht zu, dass die Angst gewinnt. Du bist stärker und mit entsprechender Hilfe geht es dir wieder besser. Auch wenn du es jetzt vielleicht noch nicht glauben kannst, durch eine psychologische Beratung gewinnst du deine Lebensqualität zurück. Wir helfen dir im Umgang mit deinen eigenen Ängsten gerne weiter.

 
Quellen:
Beidel, D. C., Turner, S. M., & Morris, T. L. (1995). A new inventory to assess childhood social anxiety and phobia: The Social Phobia and Anxiety Inventory for Children. Psychological Assessment, 7(1), 73–79. https://doi.org/10.1037/1040-3590.7.1.73

Buckner, J. D., Schmidt, N. B., Lang, A. R., Small, J. W., Schlauch, R. C. & Lewinsohn, P. M. (2008). Specificity of social anxiety disorder as a risk factor for alcohol and cannabis dependence. Journal of Psychiatric Research, 42(3), 230–239. https://doi.org/10.1016/j.jpsychires.2007.01.002

Davidson, J. R., Potts, N. L., Richichi, E. A., Ford, S. M., Krishnan, K. R., Smith, R. D., & Wilson, W. (1991). The Brief Social Phobia Scale. The Journal of Clinical Psychiatry, 52(Suppl), 48–51. https://doi.apa.org/doi/10.1037/t07672-000

Turner, S. M., Beidel, D. C., Dancu, C. V., & Stanley, M. A. (1989). An empirically derived inventory to measure social fears and anxiety: The Social Phobia and Anxiety Inventory. Psychological Assessment: A Journal of Consulting and Clinical Psychology, 1(1), 35–40. https://doi.org/10.1037/1040-3590.1.1.35

 
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Aktualisiert am: 3. August 2022