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Ernährung für die Psyche – Der Einfluss deiner Essgewohnheiten auf deine mentale Gesundheit

Hast du dich jemals gefragt, warum du dich nach einem großen Stück Schokoladenkuchen so glücklich fühlst oder warum du nach einem Fast-Food-Marathon oft müde und gereizt bist? Der Zusammenhang zwischen dem, was wir essen, und wie wir uns fühlen, ist kein Zufall, sondern ein wichtiger Einflussfaktor auf unsere mentale Gesundheit. In diesem Artikel zeigen wir dir, wie deine Ernährung deine Psyche beeinflussen kann und geben praktische Tipps, wie du durch bewusste Ernährung dein mentales Wohlbefinden steigern kannst.

 

Wie Ernährung dein Wohlbefinden beeinflusst

Du magst dich vielleicht fragen “Was hat die Ernährung mit der Psyche zu tun?”. Die überraschende Antwort: ziemlich viel! So hat sich seit den 1970er Jahren eine eigenständige Disziplin innerhalb der Psychologie entwickelt: die sogenannte Ernährungspsychologie.

Die Ernährungspsychologie ist ein relativ neues Forschungsgebiet, das untersucht, wie Nahrungsmittel unsere Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen beeinflussen. Vitamine, Mineralien und Aminosäuren (Bausteine von Proteinen) aus unserer Nahrung spielen eine entscheidende Rolle bei der Produktion von Neurotransmittern (Botenstoffe im Gehirn), wie Serotonin und Dopamin, die direkt unsere Stimmung und Emotionen steuern. Die Ernährung spielt also eine wichtige Rolle für das mentale Wohlbefinden, da sie direkt Einfluss auf die körperliche Gesundheit sowie auf die Gehirnfunktion und unsere Stimmung nimmt.

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Psychische Effekte von Ernährung

Es gibt einige psychische Effekte, die die Ernährung auslösen kann:

  • Nährstoffversorgung des Gehirns
    Das Gehirn benötigt eine Vielzahl von Nährstoffen, um richtig zu funktionieren. Dazu gehören Omega-3-Fettsäuren, Aminosäuren, Vitamine (wie B12 und D), Mineralien (wie Magnesium und Zink) und Antioxidantien. Diese Nährstoffe unterstützen die Neurotransmitterproduktion, schützen Körperzellen und fördern die Gesundheit des Nervensystems. Ein Mangel an diesen Nährstoffen kann zu Veränderungen in Stimmung und geistiger Funktion führen.
  • Einfluss auf die Neurotransmitter
    Die Ernährung beeinflusst die Produktion und Funktion von Neurotransmittern wie Serotonin, Dopamin und Noradrenalin, die direkt unsere Stimmung und Emotionen steuern. Zum Beispiel wird Tryptophan, eine essentielle Aminosäure, die in Nahrungsmitteln wie Truthahn und Bananen vorkommt, im Körper zu Serotonin umgewandelt, was oft als “Wohlfühlhormon” bezeichnet wird.
  • Darm-Hirn-Achse
    Der Darm und das Gehirn sind durch den sogenannten Vagusnerv (Hirnnerv, der an der Regulation der meisten Organe beteiligt ist) und verschiedene Stoffwechselprozesse verbunden, was oft als die Darm-Hirn-Achse bezeichnet wird. Eine gesunde Darmflora produziert und verändert Neurotransmitter und andere Nervenverbindungen, die das Gehirn beeinflussen können. Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Ballaststoffen, Probiotika und Präbiotika ist, fördert eine gesunde Darmflora und damit auch das mentale Wohlbefinden.
  • Regulierung des Blutzuckerspiegels
    Die Aufnahme von zu viel Zucker und raffinierten Kohlenhydraten kann zu Schwankungen im Blutzuckerspiegel führen, was wiederum die Stimmung beeinflussen kann. Eine stabile Blutzuckerregulierung durch eine ausgewogene Ernährung hilft, Stimmungsschwankungen und Energieabfälle zu vermeiden.
  • Entzündungsreaktion
    Chronische Entzündungen sind mit einer Reihe von psychischen Erkrankungen verbunden, einschließlich Depressionen. Eine Ernährung, die reich an entzündungshemmenden Lebensmitteln wie Omega-3-Fettsäuren, Antioxidantien und Phytonährstoffen (sekundäre Pflanzenstoffe) ist, kann helfen, Entzündungen zu reduzieren und das Risiko für zahlreiche Erkrankungen zu senken.
  • Stressmanagement
    Bestimmte Nährstoffe, wie Vitamin C, Magnesium und Omega-3-Fettsäuren, spielen eine Rolle bei der körperlichen Reaktion auf Stress. Eine ausreichende Versorgung mit diesen Nährstoffen kann helfen, die körperliche Reaktion auf Stress zu mildern und die Erholung von Stress ausgelösten Schäden zu unterstützen.

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Emotionales Essen – Wenn Gefühle den Appetit lenken

Kennst du das: Du hast einen stressigen Arbeitstag hinter dir, womöglich hast du dich mit jemandem gestritten oder fühlst dich einfach nur schlecht. Deine Lösung – du greifst zum Schokoriegel oder gönnst dir eine Fast-Food-Speise. Fühlst du dich durch das emotionale Essverhalten besser? Wohl eher nicht, du leidest vermutlich stärker unter unangenehmen Emotionen, aber das Bedürfnis nach dieser “Essenssünde” durch deine gegenwärtigen Gefühle hat dich dazu verleitet.

Unser Essverhalten ist nicht selten von unseren Emotionen geleitet. Wir versuchen unsere negativen Emotionen durch unsere Nahrungsaufnahme zu kompensieren, indem wir uns etwas gönnen. Am besten funktioniert das mit Speisen, auf die wir große Lust verspüren, meistens eben Süßigkeiten oder fettige Speisen. Der Verzehr einer Speise wird die negativen Gefühle aber nicht ändern. Es bedarf alternative Bewältigungsstrategien bzw. einer Aufarbeitung der negativen Emotionen, um eine unerwünschte Essattacke zu stoppen oder eine Binge Eating Störung zu verhindern.

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Was macht Zucker im Körper? Der Einfluss von Zucker auf die Psyche

Zucker kann erhebliche Auswirkungen auf deine psychische Gesundheit haben. Während kurzfristige positive Effekte wie ein vorübergehender Stimmungsaufschwung möglich sind, sind die langfristigen Auswirkungen oft weniger positiv. Es ist allgemein bekannt, dass Zucker kurzfristig die Stimmung verbessern kann, da er die Ausschüttung von Serotonin stimuliert. Serotonin wird als “Glückshormon” bezeichnet, da es positive Emotionen auslöst. Ein Mangel an Serotonin wiederum wird mit psychischen Störungen wie Depressionen, Zwangserkrankungen und Angststörungen in Verbindung gebracht. Langfristig führt jedoch ein hoher Zuckerkonsum zu einem Ungleichgewicht im Blutzuckerspiegel, was zu Stimmungsschwankungen und sogar zu Depressionen führen kann.

Demnach solltest du für eine gesunde Ernährung auf deinen Zuckerkonsum acht nehmen. Zwischendurch mal einen zuckerhaltigen Snack oder ein zuckerhaltiges Getränk zu konsumieren, wird dir sicher nicht schaden, in manchen Fällen kann es dir sogar einen Energieschub geben. Doch du solltest darauf achten, dass zuckerhaltige Speisen nicht die Regel werden und sie deinen Blutzuckerspiegel nicht Achterbahn fahren lassen.

Beschränke dich auf ein zuckerhaltiges Lebensmittel pro Tag, aber genieße diese dafür umso mehr, ohne schlechtes Gewissen. Zudem kannst du auf natürlichen Zucker wie zum Beispiel durch Bananen und anderes Obst zurückgreifen, anstatt industriellen Zucker zu konsumieren.

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Ernährungstipps für bessere Stimmung

Um deine Stimmung positiv zu beeinflussen und dein allgemeines Wohlbefinden zu fördern, gibt es verschiedene Ernährungstipps, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. Hier sind einige effektive Strategien, die du in deine tägliche Ernährungsroutine integrieren kannst:

  1. Omega-3-Fettsäuren
    Füge deiner Ernährung mehr Omega-3-Fettsäuren hinzu. Diese essentiellen Fettsäuren, die in Fischen wie Lachs, Makrele und Sardinen sowie in Leinsamen, Chiasamen und Walnüssen zu finden sind, haben entzündungshemmende Eigenschaften und sind wichtig für die Funktion des Gehirns, einschließlich der Stimmungsregulation.
  2. Vollwertige Kohlenhydrate
    Integriere mehr vollwertige Kohlenhydrate in deine Mahlzeiten. Komplexe Kohlenhydrate wie Vollkornprodukte, Hafer, Quinoa und Kartoffeln sorgen für eine langsame und stetige Freisetzung von Glukose ins Blut, was zu einer besseren Stimmungsstabilität beiträgt.
  3. Proteinreiche Lebensmittel
    Achte auf eine ausreichende Proteinzufuhr, da Proteine Aminosäuren liefern, die für die Synthese von Neurotransmittern wie Serotonin und Dopamin benötigt werden. Gute Proteinquellen sind mageres Fleisch, Fisch, Eier, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen.
  4. Fermentierte Lebensmittel
    Inkludiere fermentierte Lebensmittel wie Joghurt, Kefir, Sauerkraut und Kimchi in deine Ernährung. Diese enthalten probiotische Bakterien, die die Darmgesundheit unterstützen und über die Darm-Hirn-Achse positiv auf die Stimmung wirken können.
  5. Antioxidantienreiche Lebensmittel
    Erhöhe die Aufnahme von Antioxidantien durch den Verzehr von Obst und Gemüse, Beeren, Nüssen und dunkler Schokolade. Antioxidantien helfen, oxidative Stressreaktionen (Schäden an Zellen während des Stoffwechsels) im Körper zu bekämpfen, die mit Depressionen und Angstzuständen in Verbindung gebracht werden.
  6. Vitamin-D-haltige Lebensmittel
    Vitamin D spielt eine Schlüsselrolle bei der Stimmungsregulierung und viele Menschen haben einen Mangel, besonders in den Wintermonaten. Neben einem moderaten Aufenthalt im Sonnenlicht kannst du Lebensmittel wie Fisch, Eier und angereicherte Lebensmittel konsumieren oder über eine Supplementierung nachdenken. Letzteres sollte aber mit der Ärztin oder dem Arzt abgestimmt werden.
  7. Wasser trinken
    Hydration ist entscheidend für die Gehirnfunktion und die Stimmung. Dehydration kann zu Müdigkeit und Reizbarkeit führen. Stelle sicher, dass du ausreichend Wasser trinkst, um deinen Körper gut hydriert zu halten.
  8. Regelmäßige Mahlzeiten
    Vermeide lange Zeiträume ohne Nahrungsaufnahme. Regelmäßige Mahlzeiten helfen, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten, was wiederum Stimmungsschwankungen reduziert.

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Ernährung als psychische Belastung

Das intensive Auseinandersetzen mit dem eigenen Essverhalten hat aber nicht immer nur positive Effekte. Manche Menschen beschäftigen sich so intensiv mit ihrem Essverhalten, indem sie beispielsweise penibel Kalorien zählen oder die Nährwerte eines Lebensmittels studieren, sodass sie keine gesunde Beziehung mehr zu ihrer Nahrung haben. In manchen Fällen entsteht sogar ein regelrechter Zwang, gesund zu essen.

Hast auch du das Gefühl, dass mit deinem Essverhalten etwas nicht stimmt? Dann kann die psychologische Onlineberatung dir eine wertvolle Unterstützung sein. Mittels Video-/Audio-Telefonie und Text-Chat kannst du mit einem:r von über 350 top ausgebildeten Psycholog:innen sprechen. Gemeinsam mit deinem:r Psycholog:in kannst du Strategien erlernen, wie du einen gesunden Zugang zu deinem Essverhalten erlangst und deine Nahrung wieder genießen kannst.

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Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Wie wirkt sich die Ernährung auf die Psyche aus?
Vitamine, Mineralstoffe und Aminosäuren aus unserer Ernährung sind essentiell für die Herstellung von Neurotransmittern wie Serotonin und Dopamin, die unmittelbar unsere Emotionen und Stimmung beeinflussen. Daher ist die Ernährung von zentraler Bedeutung für unser mentales Wohlbefinden, da sie sowohl direkte Auswirkungen auf unsere körperliche Gesundheit als auch auf die Funktion unseres Gehirns und unsere Gemütslage hat.

Welche Lebensmittel fördern eine bessere Stimmung?
Bestimmte Lebensmittel können unsere Stimmung positiv beeinflussen, weil sie wichtige Nährstoffe enthalten, die das Gehirn benötigt. Fettreicher Fisch wie Lachs und Walnüsse sind reich an Omega-3-Fettsäuren, die bekannt dafür sind, die allgemeine Gehirngesundheit zu fördern. Ebenso können Vollkornprodukte und fermentierte Lebensmittel wie Joghurt helfen, den Serotoninspiegel zu stabilisieren, was zu einer verbesserten Stimmung beiträgt.

Welche Superfoods für das Gehirn gibt es?
Einige Superfoods sind besonders nützlich für die Gehirngesundheit aufgrund ihres hohen Gehalts an essentiellen Nährstoffen. Beispielsweise sind Blaubeeren reich an Antioxidantien, die das Gehirn vor oxidativem Stress (Schäden an Zellen während des Stoffwechsels) schützen und kognitive Funktionen verbessern können. Auch dunkle Schokolade, die reich an Flavonoiden ist, fördert die Durchblutung des Gehirns und kann die Konzentration und das Gedächtnis stärken.

Wie kann mir psychologische Beratung bei meinem Essverhalten helfen?
Psychologische Beratung kann eine wertvolle Unterstützung bieten, um problematisches Essverhalten zu verstehen und zu verändern. Durch Gespräche hilft ein:e Psycholog:in, die emotionalen und psychologischen Ursachen von Essstörungen zu identifizieren, wie zum Beispiel Stress oder geringes Selbstwertgefühl. Zudem entwickelt man gemeinsam Strategien und Techniken, um neue, gesündere Essgewohnheiten zu etablieren und langfristig beizubehalten.

Was macht Zucker mit meiner Stimmung?
Zucker kann kurzfristig die Stimmung verbessern, da er die Ausschüttung von Serotonin im Gehirn stimuliert, was ein Gefühl von Glück und Zufriedenheit hervorrufen kann. Allerdings führt der regelmäßige Konsum großer Mengen Zucker zu Blutzuckerschwankungen, die mit Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit und sogar Depressionen verbunden sein können. Langfristig kann eine zuckerreiche Ernährung also die mentale Gesundheit beeinträchtigen und sollte daher bewusst und in Maßen genossen werden.

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Quellen:

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https://www.springermedizin.de/emedpedia/detail/enzyklopaedie-der-schlafmedizin/tryptophan-und-serotonin?epediaDoi=10.1007%2F978-3-642-54672-3_220

https://flexikon.doccheck.com/de/Darm-Hirn-Achse

Erstellt am: 12. September 2024
Mentale Gesundheit - Instahelp Redaktion