Therapie bei Narzissmus – Kann man Narzissmus therapieren?

Selbstinszenierung, das Streben nach Anerkennung und das Verlangen nach Bewunderung – hinter diesem auf den ersten Blick selbstbewussten Auftreten verbirgt sich manchmal eine komplexe psychische Störung: Die narzisstische Persönlichkeitsstörung. Man geht davon aus, dass die Häufigkeit des Auftretens einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung in der Gesamtbevölkerung bei 0,5-2,5 % liegt. Somit ist die Störung zwar selten, jedoch kommen Unterformen des Narzissmus häufiger vor. Die Dunkelziffer liegt womöglich wesentlich höher.

Für Betroffene als auch für Angehörige kann die narzisstische Persönlichkeitsstörung einen hohen Leidensdruck ausüben, wodurch eine Therapie oft notwendig ist. In diesem Artikel zeigen wir dir, wie eine Narzissmus-Therapie aussehen kann, wie lange sie dauert und wie auch Opfer von Narzisst:innen von einer Therapie profitieren können.

Was ist Narzissmus? Die drei Typen der narzisstischen Persönlichkeitsstörung

Die narzisstische Persönlichkeitsstörung wird nach DSM-5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) definiert als ein durchdringendes Muster von Grandiosität, Bedürfnis nach Bewunderung und Mangel an Empathie. Kennzeichnend für das Verhalten von narzisstischen Personen ist zwischenmenschliche Ausbeutung, Arroganz und Neid. Die psychologische Forschung unterteilt die narzisstische Persönlichkeitsstörung in drei Typen:

1.) Exhibitionistischer Narzissmus

• Betroffene stellen ihre Großartigkeit öffentlich heraus.
• Sie zeigen ein selbstbewusstes Auftreten.
• Sie zeigen sich zwischenmenschlich sehr arrogant und kühl.

2.) Grandios-maligner Narzissmus

• Ist eine Kombination aus Narzissmus, Aggression, Paranoia und antisozialem Verhalten
• Betroffene sind von ihrer Großartigkeit überzeugt.
• Wenn sie sich nicht wertgeschätzt fühlen, rächen sich Betroffene ohne Reue.
• Kommt häufiger bei Männern vor

3.) Vulnerabel-fragiler Narzissmus

• Betroffene sind extrem verletzlich, schüchtern und hypersensibel.
• Betroffene sind auf sich selbst fixiert und nicht imstande, anderen gegenüber echte Empathie zu empfinden.
• Kritik oder Zurückweisungen können bei Betroffenen schwere Krisen auslösen.
• Kommt häufiger bei Frauen vor

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Narzissmus therapieren – ist das möglich?

Grundsätzlich ist die narzisstische Persönlichkeitsstörung wie auch jede andere psychische Störung therapierbar. Auch wenn eine vollständige Heilung bei einer stark ausgeprägten narzisstischen Persönlichkeitsstörung sehr unwahrscheinlich ist, kann eine Therapie sowohl für Betroffene als auch für Angehörige sinnvoll sein, um mit der Störung besser umgehen zu können. Bei dieser speziellen Störung besteht jedoch das Problem, dass Narzisst:innen oft ihre Herausforderung nicht einsehen und gar nicht erst daran denken, eine Therapie zu machen. Sie sehen ihr Problem nicht als behandlungsbedürftig. Der Leidensdruck muss entsprechend hoch sein, damit ein:e Narzisst:in sich auf eine Therapie einlässt.

Dabei kommen Patient:innen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung oder zumindest Anteilen davon in der ambulanten Psychotherapie durchaus häufig vor. Oft sind es jedoch andere psychische Erkrankungen, weswegen sich Betroffene in Obhut begeben, beispielsweise mit Depressionen, Angststörungen oder Suchtproblemen.

Auslöser für diese Probleme sind aber oft emotionale und soziale Probleme durch Narzissmus. Auch Dauerkonflikte in der Partnerschaft, am Arbeitsplatz, in der Familie oder im Freundschaftskreis belasten Narzisst:innen, wodurch der Leidensdruck so hoch ist, dass sie alleine keinen Ausweg mehr sehen. Um mangelnde Beziehungsfähigkeit, Selbstidealisierung und fehlende Empathie zu behandeln, bedarf es eines mitunter sehr langen Prozesses.

In einer Narzissmus-Therapie helfen Therapeut:innen Betroffenen dabei, ihre Verhaltensweisen und Gefühle besser zu verstehen. Bei einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung arbeitet man vor allem an der Empathiefähigkeit und entwickelt neue Verhaltensstrategien, die die Interaktion mit anderen Menschen verbessern. Ziel ist es also nicht, Narzisst:innen zu verändern. Narzisst:innen sollen jedoch lernen, mit Hilfe der Therapeut:innen extreme Verhaltens- und Denkweisen zu verändern und so die eigene mentale Gesundheit zu fördern.

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Ablauf einer Therapie bei Narzissmus

Bei einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung haben sich vor allem psychotherapeutische Ansätze wie die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) und die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie als sinnvoll erwiesen. Die genannten Ansätze helfen dabei, die Selbstwahrnehmung Betroffener zu fördern, dysfunktionale Muster zu erkennen und zu verändern und die Empathiefähigkeit zu verbessern.

Die Narzissmus-Therapie beginnt üblicherweise mit einer ausführlichen Diagnosestellung und der Erstellung eines individuellen Behandlungsplans. Im weiteren Therapieverlauf arbeitet der:die Therapeut:in eng mit dem:r Betroffene zusammen, um Einsicht in dessen Verhaltensweisen zu gewinnen. Ziel ist es, alternative Handlungsweisen zu entwickeln und die Beziehungsfähigkeit zu verbessern.

Als besonders erfolgversprechend in der Therapie von Narzissmus hat sich der Perspektivenwechsel erwiesen. Da dysfunktionale Interaktionen mit anderen Menschen zentral für den Narzissmus sind, legt die Therapie besonderes Augenmerk auf die Analyse und Neugestaltung ebendieser. Dabei sollen sich Betroffene bewusst in die Rolle einer anderen Person versetzen, um so zu begreifen, wie sich die Person in Bezug auf das narzisstische Verhalten fühlt und wie die Verhaltensweisen narzisstischer Personen Angehörigen schadet.

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Narzissmus-Therapie Dauer

Grundsätzlich kann die Therapiedauer bei Narzissmus stark variieren und hängt immer von der Ausprägung der Symptome und der Person ab. Die Dauer einer Narzissmus Therapie umfasst in jedem Fall einen längeren Zeitraum, als es für eine durchschnittliche Psychotherapie bei anderen Persönlichkeitsstörungen nötig ist, da es für narzisstische Personen extrem schwer ist, Fehler einzugestehen und lange gezeigte Verhaltensweisen beizulegen.

In der Narzissmus Therapie geht es hauptsächlich um die allmähliche Umgestaltung vieler, meist negativer Eigenschaften im Bereich des Erlebens, Befindens und des sozialen Verhaltens. Und das benötigt viel Zeit, Geduld und Ausdauer. Daher sind oft langfristige Therapieansätze über mehrere Jahre erforderlich, um nachhaltige Veränderungen zu bewirken.

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Therapie für Opfer von Narzisst:innen

Nicht nur für Betroffene kann eine narzisstische Persönlichkeitsstörung extrem belastend sein, vor allem Angehörige leiden oft unter den Auswirkungen von Narzissmus. Sie bleiben meist so lange bei narzisstischen Personen, dass sie ihren Einfluss über einen längeren Zeitraum spüren und sich nur schwer von ihnen lösen können. Denn narzisstische Personen neigen dazu, extrem manipulativ zu sein und toxische Beziehungen aufzubauen, in denen eine emotionale Abhängigkeit herrscht.

Durch den Kontakt mit narzisstischen Personen leiden Opfer meist lange Zeit – sie sind unglücklich, verlieren ihren Lebensmut und funktionieren nur noch. Nicht selten ergänzen sich psychosomatische Beschwerden wie Antriebslosigkeit, eine dauerhaft gedrückte Stimmung bis hin zu depressiven Symptomen. Ganz egal ob in einer romantischen Beziehung, im Freundeskreis oder am Arbeitsplatz, narzisstische Personen können Angehörigen das Leben buchstäblich zur Hölle machen.

Angehörige narzisstischer Personen können daher auch von einer Narzissmus-Therapie profitieren, indem sie lernen, sich dem Einfluss narzisstischer Menschen zu entziehen, ihren Leidensdruck zu verarbeiten und ihr Selbstwertgefühl zu stärken.

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Konkrete Tipps, um von narzisstischen Personen loszukommen

1. Erkennen, dass das Verhalten narzisstischer Personen falsch ist
   An erster Stelle muss zunächst realisiert werden, dass das Verhalten narzisstischer Personen nicht in Ordnung ist. Oftmals reden sich Angehörige narzisstischer Personen ein, dass das Verhalten gar nicht so schlimm sei und man selbst übertreibe. Doch wenn man dauerhaft unter der Beziehung zu einer narzisstischen Person leidet, dann kann das ernsthafte Konsequenzen haben. Ganz nach dem Motto “Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung” muss man die Beziehung zunächst als schädlich wahrnehmen, um sie ändern zu können.
2. Erkennen, dass die Problematik nicht an einem selbst liegt
   Ein zweiter wichtiger Schritt ist die Erkenntnis, dass das Fehlverhalten nicht bei einem selbst liegt. Angehörige tendieren leider oft dazu, den Grund in der kriselnden Beziehung bei sich selbst zu suchen und die Schuld der narzisstischen Person gering zu schätzen. Das spielt Narzisst:innen in die Karten, da sie sich keiner Schuld bewusst sind und sie die Schuld somit auf das Opfer schieben können. Sucht man die Schuld in einer narzisstischen Beziehung bei sich selbst, so wird sich an der Lage nichts verbessern, da das fehlerhafte Verhalten meist bei der narzisstischen Person liegt.
3. Klare Grenzen setzen und einhalten
   Um deine mentale Gesundheit zu schützen, solltest du im Umgang mit narzisstischen Menschen klare Grenzen setzen. Kommuniziere deinem Gegenüber ganz genau, wo deine Grenzen sind und welche Konsequenzen es hat, wenn diese überschritten werden. Dadurch schützt du dich nicht nur selbst, sondern zeigst der narzisstischen Person auch genau auf, wo ihr Fehlverhalten liegt.
4. Wenn nötig Kontakt abbrechen
   Manchmal reichen alle Bemühungen nicht aus, um mit einer narzisstischen Person auszukommen. Damit deine mentale Gesundheit auf Dauer nicht leidet, führt manchmal kein Weg an einem Kontaktabbruch vorbei. Solltest du zu der Entscheidung kommen, dass ein Kontaktabbruch die letzte Lösung ist, so kommuniziere diese offen und halte dich daran. Die narzisstische Person wird ihre Fehler wahrscheinlich nicht einsehen und den Kontaktabbruch nicht akzeptieren, doch bleibe bei deiner Entscheidung und stehe zu ihr.

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Therapie nach narzisstischer Beziehung

Die romantische Beziehung mit einer narzisstischen Person kann eine traumatisierende Erfahrung sein. Daher kann eine Therapie hilfreich sein, um die Erfahrungen einer narzisstischen Beziehung aufzuarbeiten.

Therapieangebote für Opfer narzisstischer Partner:innen sind darauf ausgerichtet, die tiefgreifenden mentalen Verletzungen zu heilen. Ausgebildete Therapeut:innen unterstützen dabei, das Selbstwertgefühl wieder aufzubauen, das durch Manipulation und Missbrauch in Mitleidenschaft gezogen wurde und gesunde zwischenmenschliche Grenzen zu entwickeln.

Therapeutische Ansätze können Traumatherapie, kognitive Verhaltenstherapie und unterstützende Gesprächstherapie umfassen, um die Betroffenen zu befähigen, wieder Kontrolle über ihr eigenes Leben zu gewinnen. Ziel ist es, den Opfern Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen sie ungesunde Beziehungsmuster erkennen und zukünftig vermeiden können und sie in die Lage zu versetzen, in ihren zukünftigen Beziehungen gesündere Dynamiken zu pflegen.

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Häufig gestellte Fragen zu Narzissmus (FAQ)

Ist es möglich, Narzissmus zu therapieren?
Ja, es ist möglich, Narzissmus zu therapieren, obwohl dies oft herausfordernd sein kann. Die Therapie erfordert in der Regel eine hohe Motivation und Bereitschaft zur Selbstreflexion seitens der betroffenen Person, um langfristige Verhaltensänderungen und eine verbesserte emotionale Intelligenz zu erzielen.

Welche Therapie ist bei Narzissmus sinnvoll?
Bei Narzissmus sind psychotherapeutische Ansätze, insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) und die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, sinnvoll. Diese Therapieformen helfen, Selbstwahrnehmung zu fördern, dysfunktionale Muster zu erkennen und zu verändern und die Empathiefähigkeit zu verbessern.

Wie lange dauert die Therapie bei Narzissmus?
Die Dauer einer Therapie bei Narzissmus kann sehr unterschiedlich sein und hängt von der Tiefe der narzisstischen Züge, dem Engagement des:r Patient:in und den spezifischen Zielen der Therapie ab. Oft sind langfristige Therapieansätze über mehrere Jahre erforderlich, um nachhaltige Veränderungen zu bewirken.

Wie läuft eine Therapie bei Narzissmus ab?
Eine Therapie bei Narzissmus beginnt typischerweise mit einer ausführlichen Diagnosestellung und der Erstellung eines individuellen Behandlungsplans. Im Therapieverlauf arbeitet der:die Therapeut:in eng mit dem:r Patient:in zusammen, um Einsicht in dessen Verhaltensweisen zu gewinnen, alternative Handlungsweisen zu entwickeln und die Beziehungsfähigkeit zu verbessern.

Gibt es eine Therapie für Opfer von Narzisst:innen?
Ja, es gibt spezialisierte Therapieangebote für Opfer von Narzisst:innen. Diese Therapien zielen darauf ab, das Selbstwertgefühl zu stärken, die erlebten traumatischen Beziehungen zu verarbeiten und gesunde Grenzen zu setzen. Oft kommen hierbei therapeutische Ansätze wie Traumatherapie, kognitive Verhaltenstherapie und unterstützende Gesprächstherapie zum Einsatz.

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