Familie - Dr. Annette Wallisch-Tomasch (Instahelp)
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Mehrfachbelastung in der Familie: 5 Tipps zur Entlastung

Da sitze ich nun – futtere Rosinen und Nüsse für den Zucker- und Energiekick, damit ich mein Tief überwinde, um diesen Artikel zu schreiben. Das Baby schläft gerade (endlich! Aktivkind!), und die zwei größeren Kids sind gottseidank bei den Nachbarskindern. Schnell eine Anfrage per Mail beantwortet. Die Küche ist fast aufgeräumt, Bad und Klo sauber (ein Wunder ist geschehen), und der Freundin habe ich kurz eine Nachricht geschickt. Einkaufsliste geschrieben. Check. Ach ja, die Buchhaltung steht auch an. Baby wacht auf (ich habe noch nicht mal angefangen hier zu schreiben!?), und ich muss meine Gedanken auf „Stopp“ stellen und später weitermachen. Dann, wenn mein Mann nachhause kommt. Oder spätabends, wenn hier endlich Ruhe einkehrt.

Klassisches Rollenbild?

Tauschen Sie Mann durch Frau aus, und Sie haben den gleichen, selbstgewählten oder fremdbestimmten Wahnsinn von Mehrfachbelastung und gehasst-geliebtem Multitasking. Frau oder Mann denkt, sie/er müsse und solle alles auf einmal machen können. Aber das geht eben nicht.

Mehrfachbelastung ist ein schönes Wort. Mann oder Frau fühlt sich mehrfach belastet. Aufgaben aus vielen Bereichen, die erledigt werden sollen, offene Konflikte von unterschiedlichen Lebensbühnen – Job, Partnerschaft, Familie, Freund-(oder auch) Feindschaften…

„Mehrfach“ will ich ja noch sein – vielseitig, bunt und vom Leben herausgefordert. Aber „belastet“? Nein, Danke! Lieber vielfache Entlastung!

 

Als Belastung wir ja erst etwas erlebt, wenn einem alles über den Kopf steigt. Wenn die Aufgaben kaum bewältigbar sind, weil es einfach zu viele sind (Zeitfaktor), die „falschen“ Aufgaben sind (Fähigkeit/Bereitschaft) oder die Wichtigkeit und Dringlichkeit der Aufgaben unklar ist (Prioritäten/Erwartungen).

Lock-down = knock-down?

In den Wochen des Lock-downs ist klar geworden, dass die Erwartungen seitens der Politik/Gesellschaft enorm waren: Homeoffice mit Homeschooling zu vereinbaren, war für viele der Supergau. Die Erwartungen an sich waren ebenso groß, denn man will sich ja keine Blöße geben. Perfekte Familien- und Büro-Schichtpläne wurden erstellt, Kinderanimationsprogramme entwickelt und fleißig in Netzwerken geteilt. Der Leistungsdruck enorm. Eierlegende Wollmilchsauen waren auf einmal an der Tagesordnung, und bis heute weiß so mancher nicht, wie er diese Tage überlebt hat.

Bestenfalls so: Teamwork in Eltern- und Partnerschaft, gut durchdachte Arbeitspläne seitens der Arbeitgeber, ermutigendes Netzwerk – und viel Nachsicht auf allen Ebenen. Von diesen positiven Erfahrungen – sofern ich sie machen durfte – kann ich mir viel mitnehmen.

 

Fünf Tipps zur Entlastung

Es geht nun darum, folgende Dinge zu beherzigen, damit ich nicht vor die Hunde gehe:

  1. Erwartungen abklären: Wer erwartet was von mir? Sind diese Erwartungen gerechtfertigt?
    Erwartungen und Arbeitsaufträge kommen von vielen Seiten: Der Politik/Gesellschaft, dem Arbeitgeber, dem Partner/der Partnerin, meiner Familie/ meinen Kinder, von mir selbst (Stichwort: eigene „Antreiber“).
  2. Prioritäten setzen: Wo setze ich (derzeit) meine Schwerpunkte, was geht vor? Wo habe ich Spielraum? Wo sage ich JA oder NEIN?
    Diese Entscheidungen haben mit meinen grundlegenden Werten zu tun, mit Entscheidungen zur derzeitigen Lebensphase oder (Not-)Situation: Was ist mir derzeit am wichtigsten? Was ist dringend und not-wendig? Und: Wann darf wieder etwas anderes vorrangig sein?
  3. Unterstützersystem aktivieren, delegieren, PartnerIn einbinden: An wen kann ich Aufgaben abgeben, wen damit betrauen?
    Aufgaben abgeben, andere einbinden, Verantwortung (in der Partnerschaft) aufteilen und so auch Macht/Kontrolle abgeben ist gar nicht so einfach! Das Wichtigste dabei: Sein Team aufzustellen – ob beruflich oder privat – braucht Überwindung, Zeit und Vertrauen.
  4. Fähigkeiten stärken, neue Verhaltensweisen ausprobieren: Bin ich für diese Aufgabe geeignet? Was brauche ich, damit ich sie bewältigen kann? Wer kann mich dabei begleiten?
    Wenn ich schon niemanden finde, der für mich diese Aufgabe erledigen kann, dann hoffentlich zumindest das Know-How dazu. Mit guter Begleitung wachse ich an der Herausforderung. Sich selbst etwas Neues zuzutrauen, um jemanden zu entlasten, gehört auch dazu.
  5. Zeitmanagement: Wie kann ich meine Zeiteinteilung optimieren? Wie gewinne ich Zeit und schöpfe Kraft?
    Wie haben Sie bislang gut Dinge erledigen können? Bei Fragen schmöken Sie doch im Instahelp-Magazin – dort finden Sie Anregungen, wie Sie effizient Pläne erstellen, hirnschonend Arbeiten einteilen und bewusst Pausen einlegen.

Jetzt ist es doch später Abend geworden. Nach diesen 5 Punkten ist mir klargeworden: Es geht eben immer nur der Reihe nach! Baby und Kinder versorgen (Priorität gesetzt), in den Mini-Pausen gedanklich den Artikel weiter gesponnen (Zeitmanagement-Technik), Geduld mit mir gehabt (Erwartungen runtergeschraubt), Papi das wieder quengelnde Baby für einige Zeit überlassen (delegiert) und fest daran geglaubt, dass ich es schaffe (Fähigkeiten). Yay!

Und Sie so?

Aktualisiert am: 26. November 2020